venaaaaaDie Figuren, deren Entwicklung und inhaltliche Aspekte der Story VENA auf der neuen DVD, Teil 2

Redaktion

„Die umfangreiche Recherche zu VENA hat sich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckt. Mir war es besondes wichtig, „Jennys Welt“ authentisch und wertschätzend darzustellen. Ich wollte mit Menschen sprechen, die Jennys Perspektive, ihren Umgang mit Drogensucht und Schwangerschaft in Haft deutlich machen können, aber auch die Sichtweise ihrer Mutter Renate, ihres Partners Bolle, ihres großen Sohnes Luki und der vielen Menschen aufzeigen, die versuchen, Frauen wie Jenny auf ihrem Weg zu begleiten.
Auf Basis der Gespräche wurden Details für die Figuren, deren Entwicklung und inhaltliche Aspekte der Story erarbeitet. Aus den Erzählungen der jungen Alina aus Erfurt, die nach mehreren Jahren des Crystalkonsums clean wurde, übernahm ich die Art, das Crystal zuzubereiten; das Ziehbrett mit den Fotos, das nervöse Wippen mit den Füßen und die Bezeichnung „vom Stein“, die größere Kristalle beschreibt. Von einer Mutter aus einem betreuten Mutter-Kind-Wohnen stammt die Idee, ihr Baby nach ihrer Lieblingsfigur aus einem Videospiel zu benennen. Eine weitere Mutter, die ich bei der Kinder- und Jugendhilfe „bärenstark Erfurt“ kennengelernt habe, beschrieb das Gefühl, auf Crystal ruhig und nicht aufgedreht zu reagieren. Sie berichtete außerdem davon, den Entzug vom Rauschmittel stark mit Süßigkeiten zu kompensieren. André, den ich auf einem Spielplatz traf, erzählte, wie intensiv er Sex auf Chrystal erlebte, und gab Einblicke in seine Arbeit als Handwerker. Die Thermoskanne mit Kaffee und viel Zucker und der Begriff „Eckbau“ für Schwarzarbeit wurden von ihm adaptiert. Sven, der mittlerweile ein guter Freund von mir ist, brachte mir und Paul Wollin, der „Bolle“ spielt, die Welt des Malerhandwerks näher. Im Zuge der Recherche besuchte ich mit Sven gemeinsam ein paar Techno-Raves am Erfurter Bagger, die zu der Seeszene im Film inspirierten. Von Anne-Lise, die einen Gesprächsraum für Eltern von suchterkankten Kindern gegründet hat, nachdem ihre Tochter und ihr Enkel an Heroin gestorben sind, stammt die eindrückliche Perspektive, wie schwer es ist, das eigene Kind in der Sucht zu begleiten, und wie wichtig es ist, sich ab einem gewissen Punkt davon abzugrenzen.“

Für die authentische Darstellung einer Schwangerschaft in Haft besuchte ich mehrere Frauen-Justizvollzugsanstalten (JVA). Die wichtigste Recherchepartnerin war hierfür Hilly Škorić, die selbst ihren Sohn während ihrer Haftzeit entbunden hat. Sie half so, die Szenen in der Haft möglichst authentisch darzustellen, unter anderem durch die Fußschelle im Krankenhaus, das lange Fesseln bis zur Entbindung und das Abschneiden der Fingernägel. Die Zusammenarbeit mit Hilly war besonders und noch heute bin ich mit ihr im Kontakt. Hilly hat nach ihrer Haftzeit den Verein „Hilf-Reich e.V.“ gegründet, der gefährdete Jugendliche und ihre Angehörigen unterstützt, Beratungen zum Thema Sucht- und Mobbingpräventation anbietet und so Perspektiven aufzeigt. Aktuell ist Hilly Škorić als Teil der „Die GOLDENE BILD der FRAU“-Kampagne bundesweit auf Plakaten zu sehen. Viele der Hebammen, mit denen im Zuge der Recherche gesprochen wurde, berichteten vom Dilemma von Nähe und Distanz, vom Helfersyndrom in sozialen Berufen, der Thematik Sucht in der Schwangerschaft und dem großen Risiko, einen Burnout in ihrem Beruf zu erleben. Ich führte eine Vielzahl an Gesprächen, die mir diverse Perspektiven und Realitäten aufzeigten. So ist es mir gelungen, ein möglichst realistisches Bild des Milieus zu schaffen und die Figur „Jenny“ in VENA für das Publikum nahbarer zu machen.“