Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. August 2025, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Sujet hat nicht nur einen filmischen Vorgänger. Daß aus einer Liebesheirat zwischen Mann und Frau aus unterschiedlichen Gründen die größte Feindschaft entsteht, gehört zu den abgegriffensten, witzigsten, zynischsten, leidenschaftlichsten, haßgetriebenen Szenen, auf jeden Fall in jeder Faser Emotion pur auf der Leinwand. Damit wollen wir uns gar nicht aufhalten, auch damit nicht, welche rasante Filme wir schon gesehen haben.
Dieser ist keiner davon, aber wenn eine Olivia Colman und ein Benedict Cumberbatch die Hauptrollen spielen, dann kann der Film nicht schlecht sein. Leider sind sie das Ehepaar um das es geht und da fehlt uns leider die Phantasie, wie das wäre, wenn die beiden….Das ist aber schon die einzige Kritik die wir haben, dass die Beziehung nicht glaubwürdig, ist , worunter vor allem der Dreh vom Lieben, zur Distanz, zum Hassen leidet. Ansonsten ist das ein ganz wunderbar, gut gemachter Film, in dem Sie ohne schädliche Nachwirkungen zuschauen dürfen, wie andere Leute, andere Ehepaare ihre Fehler machen. Vor allem, hier findet keine schlichte Wiedergabe alter Geschichten statt, sondern die Menschen sind von heute, wir kennen ihn genau, wir kennen sie genau und dass es immer die Frauen sind, die den Männern den Rücken freihalten, soll heißen: dann ist alles problemlos. Wenn aber der Mann derjenige ist, der zurücksteckt und die Frau die Erfolgreiche, sieht es unter Umständen, ach was, fast immer anders aus.
Von vorne. Wir sind dabei, wenn sich der Architekt Theo Rose (Benedict Cumberbatch) und Köchin Ivy (Olivia Coleman) kennenlernen, besser: wir sehen das in der Rückschau. Denn kennenlernen dürfen wir sie nach zig Ehejahren und mit zwei gemeinsamen Kindern. Sie gehen nett miteinander um, was auffällig ist, da sie bei der Paartherapie sitzen. Die Sitzung platzt, als die beiden zehn Dinge nennen sollen, die sie am anderen mögen, aber dies nicht zuwege bringen und die Therapeutin meint, das sei ja nun der Beweis, dass nichts gehe, Wenn andere die Familie in Frage stellen, sind sie sofort Eins, die beiden und hauen ab.
Und jetzt die Rückschau. Noch sind wir in England, wo sich beide zusammenraufen und klein anfangen. Er hat große Rosinen im Kopf und wird schnell ein bekannter Architekt, sie, die so gerne in der Küche arbeitet, hat damit lange die Familie erst mal ernährt. Gemeinsam sind sie stark gegen die Engstirnigkeit ihrer Umwelt. Ein glückliches Paar. Ob es dann an den USA liegt, auf jeden Fall nimmt er ein Angebot aus den USA an, die Familie zieht um und Theo ist rührend darum besorgt, dass seine Ivy auch was davon hat und schlägt ihr vor, am Strand in einem eigenen kleinen Restaurant ihre Krabbenkünste zu zelebrieren. Das Restaurant baut er ihr.
Das ist ja eine Kleinigkeit, denn sein eigentliches Projekt ist ein Museum, das, wie es heute so üblich ist, das Non-Plus-Ultra sein soll, etwas nie Dagewesenes und tatsächlich sieht das Museum mit seinen an Maste erinnernden ,vielfältigen und schmückenden bewegliche Teilen auf dem Dach, sensationell aus. Nur an den Sturm hatte Theo nicht gedacht. Doch der tritt just bei der Eröffnung mit einem Schlag und heftigem Wind auf und die verblüfften Eröffnungsgäste und der völlig niedergeschlagene Architekt sehen zu, wie sich alles in den Sturmböen auflöst und davon fliegt. Und es war doch so teuer, der Bau. Theos Ruf ist hin und man merkt es nicht sofort, aber genau in diesem Moment ändern sich die Rollen der Ehepartner. Denn Ivy hatte eine Gastrokritikerin mit ihren Krabben völlig bezaubert und die vorher sehr, sehr überschaubaren Gäste strömen nach der lobpreisenden Veröffentlichung nur so hinein. Das Fernsehen kommt, sie wird schnell eine angesagte Adresse, muß erweitern, eigentlich paßt es ja gut, dass er jetzt die Zeit hat, sich um die Kinder zu kümmern. Aber so hat er sich sein Leben nicht vorgestellt. Ivy hingegen schon, denn die schon zuvor zupackende Frau entwickelt eine Dynamik und ein Geschick, Dreierlei zu vereinbaren: gut zu kochen, gleichzeitig den Gästen des i
Restaurant s warmherzig entgegen zu kommen und noch einen großen finanziellen Reibbach einzustreichen, von dem er ja was hat, aber auch was dagegen hat, dass seine Frau die Hosen anhat und das Geld verdient.
Was dann passiert ist logisch und psychologisch gut erklärbar und bringt im Geschlechterkampf wirklich Neues. Eine Kissenschlacht ist nichts dagegen. Aber das Wörtchen Schlacht ist an der richtigen Stelle. Da haben sich die Drehbuchautoren wirklich Neues ausgedacht, was die beiden Spitzendarsteller auch jeder mit der eigenen Leidenschaft durchfechten. Wie gesagt: Superfilm. Nur kommen einem das Ehepaar wie bekannte Schauspieler vor. Sind sie ja auch. Eben.