
Christian Ditter
Berlin (Weltexpresso) - Als ich Michael Endes MOMO zum ersten Mal als Kind gelesen habe, war ich sofort fasziniert von dem Abenteuer – wie ein einfaches Mädchen ohne besondere Kräfte sich einer mysteriösen Armee grauer Herren entgegenstellt, die den Menschen ihre Zeit rauben.
Über die Jahre bin ich immer wieder zu dieser Geschichte zurückgekehrt – in verschiedenen Lebensphasen, mit neuen Perspektiven. Als Teenager habe ich mich in Gigi wiedererkannt, auf der Suche nach Anerkennung von außen. Heute, als Erwachsener, sehe ich mich in den Elternfiguren – in jenen, die ihre Zeit und Aufmerksamkeit längst unbewusst an jene Kräfte abgegeben haben, gegen die Momo kämpft.
Genau das macht MOMO so besonders: Die Geschichte spricht uns alle an – Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Sie ist ein poetisches Fantasy-Abenteuer und zugleich ein Spiegel dafür, wie wir leben, wie wir arbeiten, wie wir unsere Prioritäten setzen – und was uns dabei verloren geht.
Für mich ist MOMO mein persönlichster Film. Ich trage ihn seit meiner Kindheit mit mir – durch mein eigenes Erwachsenwerden, durch kreative Höhen und Zweifel. Und ich wusste: Wenn ich ihn eines Tages verfilme, dann muss er dem Geist des Romans treu bleiben – nicht nur in seiner Geschichte, sondern vor allem in seiner Haltung und seinem Ton. Die Sprache und Bilder des Romans waren in jeder Phase der Arbeit mein Kompass.
Gleichzeitig war es mir wichtig, MOMO für ein heutiges Publikum neu und lebendig zu erzählen – emotional, unterhaltsam und visuell so, dass sich auch eine neue Generation von Zuschauer*innen mit heutigen Sehgewohnheiten angesprochen fühlt. Zwar ist das Buch in Deutschland und Teilen Europas ein Klassiker, doch wir wollten die Geschichte auch einem internationalen Publikum zugänglich machen – mit einem diversen Cast, der verschiedene ethnische HintergründeVer, Hautfarben und Lebensrealitäten repräsentiert. Denn MOMO erzählt ein Thema, das uns alle betrifft – weltweit. Und ich glaube fest daran, dass eine moderne, globale Umsetzung helfen kann, diese wertvolle Botschaft neu ins Gespräch zu bringen.
Die Themen, die Michael Ende vor Jahrzehnten formulierte, sind heute aktueller denn je: Zeitdruck, Leistungsdenken, das Gefühl, ständig funktionieren zu müssen – all das erzählt MOMO, und all das haben wir versucht, in Bilder zu fassen, die berühren, anregen und im Gedächtnis bleiben.
Ich glaube, MOMO ist genau der Film, den viele gerade jetzt brauchen – einer, der uns staunen lässt, aber auch nachdenken. Der uns daran erinnert, was wirklich zählt: Zeit, Freundschaft, Zuhören. Für andere – und für uns selbst.
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©Verleih
Info:
Genre: Fantasy, Kinder- und Jugendfilm, Romanverfilmung
Filmlänge: ca. 91 Min.
Regie: Christian Ditter
Drehbuch: Christian Ditter
basierend auf dem Bestseller ″Momo″ (1973) von Michael Ende
Darsteller: Alexa Goodall, Araloyin Oshunremi, Kim Bodnia, Claes Bang, Laura Haddock, Jennifer Amaka Pettersson, David Schütter, Martin Freeman, Skylar Blu Copland, Maxwell Smith u.a.
Abdruck aus dem Presseheft