Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. Oktober 2025, Teil 4
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Vor 40 Jahren hat der Videospielentwickler Kevin Flynn (Jeff Bridges) eine Möglichkeit entwickelt, dass man sich selbst als Person in den digitalen Welten aufhalten kann. Jetzt sucht Eve Kim (Greta Lee), seine Nachfolgerin und derzeitige Geschäftsführerin (EO) von ENCOM, nach Kevin Flynns Permanence Code. Zusammen mit ihrem Freund und Kollegen Seth Flores (Arturo Castro) wird sie in einem Labor in Alaska fündig und bringt dabei einen digitalisierten Orangenbaum dazu, stabil zu bleiben und essbare Früchte zu entwickeln.
Zur gleichen Zeit hat der junge Konzernchef von Dillinger Systems, Julian Dillinger (Evan Peters), Enkel von Kevin Flynns einstigem Gegenspieler Ed Dillinger, der vor Jahren von diesem wegen Datendiebstahls aus dem Vorstand von ENCOM entlassen wurde, eine Vorführung für Militär-Angehörige. Er zeigt, dass er in der Lage ist, intelligente Computerprogramme mit Hilfe eines 3D Druckers aus dem Internet in die reale Welt zu holen. Dort könnten sie als entbehrliche Soldaten recht verlustlos eingesetzt werden.
Allerdings hat Dillinger seinen Zuschauern nicht erzählt, dass die Individuen – wie sein Vorzeige-KI Ares (Jared Leto) - nach genau 29 Minuten wieder zerfallen. Da Dillinger herausbekommen hat, dass Eve Kim den Permanence Code gefunden hat, schickt er Ares los, um entweder Eve zu fangen oder aber ihr die auf einen Stick gespeicherten Unterlagen abzunehmen.
Doch dann beginnt Ares, menschliche Züge zu entwickeln und fängt an über seine eigene Existenz nachzudenken. Er ist bereit, Eve zu helfen, wenn diese im Gegenzug ihn zu einer permanenten Existenz außerhalb des Internets macht.
Als die beiden aus dem ″Grid″ fliehen, schickt Dillinger Ares Stellvertreterin Athena (Jodie Turner-Smith) hinterher. Da sie etwas später losgeschickt wird, hat sie letztendlich auch eine längere Zeit in der realen Welt bevor sie wieder zerfällt.
Während Dillinger immer größere Risiken eingeht, um den Code zu bekommen, versuchen gleichzeitig Eve und ihre Freunde nicht nur den Code zu behalten, sondern auch Ares seinen Wunsch zu erfüllen, permanent als KI in der realen Welt leben zu können und Athenas Angriffe abzuwehren…
″Tron: Ares″ ist ein amerikanischer Action-Science-Fiction Film von Regisseur Joachim Rønning nach einem Drehbuch von Jesse Wigutow, David Digilio, Steven Lisberger. Es ist der dritte Film innerhalb des Tron-Franchises. Der erste Film war ″Tron″ (1982). Er entstand unter der Regie von Steven Lisberger, der Mitwirkung von Jeff Bridges, Bruce Boxleitner und David Warner in den Hauptrollen und der Musik von Wendy Carlos. 2010 kam mit ″Tron: Legacy″ eine Fortsetzung in die Kinos. Steven Lisberger, der Regisseur des ersten Teils, fungierte dieses Mal als Produzent. Jeff Bridges nahm seine Rolle als Kevin Flynn wieder auf. Garrett Hedlund spielt Flynns nun erwachsenen Sohn Sam. Zu den weiteren Mitwirkenden gehörten Bruce Boxleitner, der ebenfalls bereits in ″Tron″ als Alan Bradley mitwirkte, Olivia Wilde als Programm Quorra und Cillian Murphy als Ed Dillinger Jr.
Filme, die Computerspiele als Hintergrund haben sind nicht gerade selten. Einer der tollsten in der letzten Zeit war sicher ″The Fall Guy″ (2024). Im hier besprochenen Science-Fiction Film geht es aber darum, dass die KIs nicht Spielfiguren in ihrem eigentlichen Element sind, sondern dass versucht wird, weiter entwickelte Avatare im 3D Drucker zu erschaffen, die dann auch in der realen Welt Bestand haben. Dabei geht es auch darum, ob diese Objekte friedlich oder militärisch genutzt werden und letztendlich auch darum, ob diese Individuen ein eigenes Bewusstsein entwickeln können.
Im hier besprochenen Film über nimmt jetzt Jared Leto als hochintelligentes Programm Ares die Hauptrolle ein. Damit spielen hier erstmals KIs in einer realen Welt die Hauptrolle und nicht wie in den vorherigen Filmen, Menschen in einem Computerprogramm, auch wenn am Ende von ″Tron: Legacy″ das von Olivia Wilde gespielte Programm Quorra zusammen mit Sam in die reale Welt fürchtet. Jared Leto versucht Ares im Laufe des Film immer menschlichere Züge zu geben, da gelingt meist, aber nicht immer – am Besten noch zum Ende des Films.
Weitere wichtige Rollen spielen Greta Lee als Eve Kim, die als derzeitige CEO von ENCOM zusammen mit Arturo Castro als ihrem Kollegen und Freund Seth Flores Kevin Flynns Permanence Code gefunden hat. Eve Kim ist neben Ares sicher die Hauptperson und auch Sympathieträgerin, das bringt die Schauspielerin auch hervorragend rüber, allerdings hätte man gerne etwas mehr über sie erfahren, auch wenn ihre Hintergrund angesprochen wird.
Evan Peters spielt Julian Dillinger, der jetzt CEO von Dillinger Systems ist und Programme wie Ares und Athena entwickelt hat. Evan Peters ist als Julian Dillinger der Gegenspieler und Bösewicht des Films. Leider entwickelt sich dabei kein persönliches Profil. Es wird niemals deutlich, warum er so rücksichtslos reagiert, außer dass er möglicherweise seiner Mutter zeigen muss, dass er in die großen Fußstapfen seines Großvaters treten kann (dessen Bild ja auch an der Wand seines Büros hängt).
Alle weiteren Haupt- und Nebendarsteller können leider nicht genug Profil entwickeln. Das gilt auch für die von Jodie Turner-Smith gespielte Athena, die als Programm Ares Stellvertreterin ist. Sie ist allerdings im Gegensatz zu Ares ein Programm, das niemals seine Programmierung vergisst und deshalb auch nicht darüber hinaus wachsen kann.
Gillian Anderson ist Elisabeth Dillinger, Julians Mutter und Tochter von Ed Dillinger, die versucht ihren Sohn bei seinen hochtrabenden Plänen etwas zu zügeln. Die Schauspielerin kann ganz sicher mehr als sie hier zeigen durfte.
Jeff Bridges ist als KI Kevin Flynn der einzige Schauspieler aus den vorherigen zwei Filmen, der hier seine Rolle wieder aufgenommen hat und der eine sehr interessante Sequenz mit Ares hat, als dieser in die reale Welt gehen möchte.
Regisseur Joachim Rønning hat allerdings das Ende des letzten Films ″Tron:Legacy″ nicht aufgenommen, in dem ja das KI Quorra letztlich in die reale Welt gelangt und zusammen mit Sam Flynn auf dem Motorrad in das Abendrot reitet. Allerdings greift er die Idee auf und lässt Computer generierte Programm mittels 3D Drucker die neon-rot getauchte Computerwelt verlassen, um in der realen Welt nach den Vorschriften seines Schöpfers zu agieren. Dabei ist aber der wichtigste Inhalt, dass sich Ares ähnlich wie Frankensteins Monster letztendlich gegen seinen Schöpfer wendet. Hier allerdings nicht aus Rache, sondern weil er eine eigene Identität (mit eigenen Wünschen) und ein Gewissen entwickelt.
Was den Film neben einer durchschnittlichen Handlung vor allem sehenswert macht, sind seine audiovisuellen Schauwerte. Dabei ist auch hier der Stil von ″Legacy″ wieder vorhanden, allerdings schaffen es Regisseur Joachim Rønning und Kameramann Jeff Cronenweth einen ganz eigenen deutlich rot-stichigen Stil zu entwickeln, bei denen neben den Highlights in der digitalen Welt vor allem die rot-goldenen Lichtmauern bei den Verfolgungsrennen in der realen Welt haften bleiben. Hervorragend wird das unterstützt von der Musik vom Musikprojekt Nine Inch Nails (die beiden zweifachen Oscargewinner Trent Reznor und Atticus Ross).
Insgesamt mag ″Tron: Ares″ die Story nicht neu erfinden. Der Science-Fiction Film erzählt davon, dass KIs immer stärker die Realität imitieren können, aber in ihm möchten die Akteure auch mit Hilfe des Permanent-Codes etwas Dauerhaftes erschaffen – egal wofür das letztendlich genutzt werden soll. Da der Film dazu auch spannend ist, lohnt es, sich ihn im Kino anzusehen.
Zusatz: Aus hier gibt es am Ende und während des Abspanns noch einige Sequenzen, die bei Erfolg des Films ganz sicher als Prämisse einer Fortsetzung dienen können.
Foto 1: Jared Leto als Ares © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 2: Gillian Anderson als Elisabeth Dillinger und Evan Peters als Julian Dillinger © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 3: Arturo Castro als Seth Flores und Greta Lee als Eve Kim © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 4: Jared Leto als Ares und Jeff Bridges als Kevin Flynn © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Foto 5: Jodie Turner-Smith als Athena © 2025 Disney Enterprises, Inc.
Info:
Tron:Ares (USA 2025)
Originaltitel: Tron:Ares
Genre: Kultfilm, Action, Science-Fiction, Fantasy, Sequel
Filmlänge: ca. 119 Min.
Regie: Joachim Rønning
Drehbuch: Jesse Wigutow, David Digilio, Steven Lisberger
Darsteller: Jared Leto, Evan Peters, Jeff Bridges, Greta Lee, Gillian Anderson, Cameron Monaghan, Jodie Turner-Smith, Sarah Desjardins, Elizabeth Bowen, Arturo Castro, Hasan Minhaj, Jason Tremblay, Leigh Dickson, Shalyn Ferdinand, Brad Harder, Cameron Park, Kenneth Seto Tynan, Monroe Robertson u.a.
Verleih: Walt Disney Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 09.10.2025