Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. September 2014, Teil 5

 

Corinne Elsesser

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In dieser Woche laufen so viele berichtenswerte Filme an, daß wir dem nachkommen und am heutigen Donnerstag einen Filmschwerpunkt daraus machen. Weitere Filmrezensionen folgen im Lauf der Woche. Die Redaktion

 

 

I ORIGINS - IM AUGE DES URSPRUNGS

 

Der Molekurarbiologe Dr. Ian Gray (Michael Pitt) ist mit Forschungen zum menschlichen Auge beschäftigt. Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei die Struktur der Iris ein. Auch in seiner Freizeit ist der junge Wissenschaftler, der zu Beginn der Geschichte noch an seiner Doktorarbeit schreibt, mit seinem Forschungsthema beschäftigt. Immer wieder fotografiert er alle möglichen Augen von Menschen, die ihm begegnen, um eine flächendeckende Datei anzulegen.

 

Als er an Halloween wie immer durch die Straßen New Yorks streift, bleibt er fasziniert vor einer jungen Frau stehen. Sie ist kostümiert wie alle an diesem Abend, doch unter ihrem schwarzen hautengen Ganzkörperanzug und ihrer mit Nieten besetzten Lederjacke lässt sie nur ihre beiden Augen hervorschauen. Für Ian ein gefundenes Objekt. Er fotografiert ihre Augen und folgt ihr anschließend durch die Nacht, zu Partys, Discos, Clubs und schließlich zu einem kurzen Techtelmechtel, woraufhin die schöne Unbekannte auch wieder verschwindet.

 

Mehr als ihre Augen hat er nicht von ihr gesehen. So beginnt er, die fotografierte Iris mit seiner Datei abzugleichen und wird fündig. Die Augen der mysteriösen jungen Frau stimmen mit denjenigen auf einem Werbeplakat für ein französisches Parfüm überein, das Ians Kamera ebenso wenig entgangen war. Der Wissenschaftler kommt ihr auf die Spur, entdeckt sie dann schließlich doch durch einen Zufall, als er in der überfüllten Untergrundbahn die Lederjacke wiedererkennt, die sie an jenem Halloweenabend getragen hat.

 

Er lässt sie nun nicht mehr aus den Augen. Sie verlieben sich ineinander und verleben einige Tage sinnlicher Freuden. Nicht nur in die Welt der Sinne entführt Sofi (Astrid Bergès-Frisbey) den Wissenschaftler, sondern auch in Sphären des Mystischen und des Übersinnlichen.

 

Inzwischen ist eine neue Assistentin Karen (Brit Marling) in Ians Labor gekommen, die ebenso wie er für die Wissenschaft lebt und sowohl ihn als auch seinen Partner Kenny (Steven Yeun) immer wieder auf den Boden wissenschaftlicher Fakten zurückzurufen weiß. Als die exotische Geliebte durch einen tragischen Unfall in den Armen Ians stirbt, ist es die Assistentin, die einzig Zugang zu dem völlig verstörten Wissenschaftler findet.

 

Sieben Jahre später sind sie verheiratet und als ihr erstes Baby zur Welt kommt, ist das Iris-Scanning längst zu einer Standardmethode zur Identifizierung von Personen geworden. Bei einer ersten Aufzeichnung der Augen ihres Neugeborenen geschieht jedoch etwas Mysteriöses. Seine Irisstruktur scheint genau mit derjenigen eines anderen, älteren Mannes übereinzustimmen. Geistesgegenwärtig löscht die Krankenschwester die Datei und entschuldigt sich für das Missgeschick. Doch die Eltern lässt die angeblich auf einem „Systemfehler“ beruhende Übereinstimmung nicht mehr los. Ian beginnt zu recherchieren und trifft auf Verwandte dieses alten Mannes, die ihm berichten, dass er vor kurzem verstorben sei. Sollte das etwa die Vorstellungen seiner einstigen Geliebten, die zwischen Reinkarnation und mystischen Weltzusammenhängen changierten, bestätigen? Ein Strang seiner Recherchen führt Ian nach Indien, wo er schließlich eine grundlegende Entdeckung macht.

 

Der der aus New Haven stammende Regisseur Mike Cahill, der 2011 mit “Another Earth“ auf sich aufmerksam machte, spielt in seinem neuen Film auf den Widerstreit zwischen Wissenschaft und Magie an. Er bezieht dabei allerdings keinen Standpunkt und lässt offen, zu welchen Schlussfolgerungen der Wissenschaftler Ian kommt. Bei seiner Uraufführung auf dem Sundance Filmfestival 2014 hat der Film heftige Diskussionen ausgelöst - ein besonderer Erfolg für einen Spielfilm, der wissenschaftliche Fragen intelligent in den Fokus nimmt.

 

Info:

I Origins

Regie: Mike Cahill

USA, 2014