Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. September 2014, Teil 7

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Tja, das Brüder Grimm Jahr ist ja vorbei, aber das Reservoir an ihren Märchenstoffen ist nicht nur unendlich, sondern wird hier verschrägt, verwinkelt, verzwickelt, verschoben, verbunden, verschränkt: mit einem Wort, wo der Titel einen dochein Schneewittchen erwarten läßt, bekommt man ein Dornröschen geboten.

 

 

DER 7te ZWERG

 

Das alles haben sich die Filmemacher ausgedacht: Harald Sieeprmann, Regie und Ko-Autor, Douglas Welbat, Produzent und Ko-Autor, Jan Stoltz, Animation Director, Daniel Welbat, Musik und Ko-Autor, Bernd Eilert, Produzent. Wie was, Bernd Eilert? Da war doch was. Bernd Eilert gehört der Neuen Frankfurter Schule an, kam von der satirischen PARDON, gründete die TITANIC mit, und hat zusammen mit Robert Gernhardt und Peter Knorr von Anfang an die Drehbücher für die Otto-Filme geschrieben und wenn man Otto Walkes kennt, dann weiß man, daß der seinen Senf auch dazu gegeben hat.

 

Es nutzt also nichts, sich beim Durcheinander von Zwergen und Dornen auf die guten alten Märchen zu berufen, man muß schon genau hinschauen, was in diesem Film passiert, von dem wir vorneweg aber noch sagen müssen, daß etwas ganz ganz Merkwürdiges passiert. Es ist ein Animationsfilm, aber die Gesichter und die ganzen Bewegungen der Figuren ähneln denen bestimmter Schauspieler aus den bisherigen Zwergefilmen, die da wären: 7 Zwerge – Männer allein im Wald und 7-Zwerge – Der Wald ist nicht genug. Es kommt noch schlimmer. Sie reden auch mit den Stimmen dieser Schauspieler, so daß man sich immer wieder verwirrt fragt, ja potz Blitz, warum spielen die denn dann nicht gleich selber, wenn schon die animierten Zwerge ihre Wesenheiten übernommen haben?

 

Aber wie beim Durcheinander beantwortet unsere Fragen keiner, weswegen es sinnvoller ist, sich dann doch an den Filmablauf zu halten. Und der geht so: Da ist das Dornröschenschloß, aber es ist noch alles sehr lebendig dort, denn wir betreten es just an dem Tag, als Prinzessin Rose (Mia Diekow) ihren 18. Geburtstag feiert und ledig sein wird der Wünsche der bösen Fee – die übrigens gerade Angelina Jolie in MALEFICENT hinreißend und mit völlig neuem Sinngehalt gab. Die – hier heißt sie Dellamorte (Nina Hagen) und ist eine Eisfee - hatte nämlich geweissagt und mit ihrem Fluch die Kraft dazu entwickelt, daß sich Rose an einem spitzen Gegenstand verletzen werde und dann sie mitsamt dem Schloß Fantabularasa in einen Tiefschlaf falle. Hundert Jahre. Na, mindestens.

 

Unsere sieben Zwerge, sie heißen Bubi (Otto Walkes), Cooky (Gustav Peter Wöhler), Sunny (Ralf Schmitz), Speedy (Martin Schneider), Tschakko (Mirco Nontschew), Ralfie (Norbert Heisterkamp) und Cloudy (Boris Aljinovic), machen sich auf den Weg, mitzufeiern. Leider kommen sie an, denn es ist wirklich der ungeschickte Bubi, der natürlich aus Versehen das böse Geschehen freisetzt, in dem er – ja versehentlich – auf den Ring der Eisfee zielt, nein, nicht zielt, aber trifft und im Nu sich alles in Eis verwandelt. Die Zwerge mit, wenn sie nicht schneller gewesen wären und über die Notrutsche das Weiter gesucht hätten. Mit schlechtem Gewissen, weshalb sie wieder näherkommen.

 

Wie sie aber dem Märchen zu seinem guten Ausgang verhelfen, wozu wahre Liebe gehört, die ja vor allem in Küchenjungen (hier Jack, gesprochen von Henning Nöhren) zu finden ist, das verfolgen Sie gefälligst selbst. Doch, wir haben gelacht, aber auch mit dem Mut der Verzweiflung, manchmal gegen unseren Willen, das sind urkomische Stellen drinnen in diesem Film, der einen aber insgesamt fragen läßt, warum man sich das eigentlich anschaut. Die Märchen sind doch sonst schon schön. So ein Aufwand und das alles auch noch in 3D!!

 

P.S. Die schönste Sprechrolle hat Christian Brückner, weil er Burner, den untertänigen und gefährlichen Sklaven der Eisfee zu Wort kommen läßt, den Drachen, von dem es heißt. „Seine Freunde nennen ihn 'Burny' – nur leider hat er keine.“ Von solcher Art sind die Scherze. Wir sind wohl leicht zu unterhalten, denn darüber haben wir gelacht.