Der Hessische Film- und Kinopreis 2014 in Frankfurts Alter Oper am 10. Oktober, Teil 6

 

Robert Matta

 

Frankfurt(Weltexpresso) - Hier sind die Nominierungen der Jury aufgelistet, die dem Hessischen Fernsehpreis mit den besten Schauspielern und Schauspielerinnen gelten. Von diesen Nominierten, den potentiellen Preisträgern, geht man aus, daß sie am Preisabend anwesend sind. Dies weiß man von Matthias Brandt und auch Francis Fulton.Smith.

 

 

Jasna Fritzi Bauer in „Scherbenpark“

Deutschland 2013, 94 Minuten Regie: Bettina Blümner

 

Jurybegründung:

Das Talent der jungen Schauspielerin mit hessischen Wurzeln ist so offenkundig, dass man sich unweigerlich fragt, ob Jasna Fritzi Bauer jemals etwas anderes war als eine Schauspielerin. Ihre Sascha im Film „Scherbenpark“, dieses rotzige, kluge, mutige Mädchen, zeigt nur eine von vielen Facetten ihrer Kunst, denn Jasna Fritzi Bauer ist auf atemberaubende Weise wandelbar. Und alles scheint so völlig mühelos zu gelingen, als sei das gar keine Kunst, gar keine Arbeit, sondern passiere einfach so. Und wenn man sie dann einmal singen hört, fragt man sich, ob sie jemals etwas anderes war als eine Sängerin. Sie hat das, was man sich nicht erarbeiten kann, so sehr man sich auch anstrengt.

 

 

Alwara Höfels in „Die Fischerin“ und „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“

Die Fischerin“

Deutschland 2013, 88 Minuten

Regie: Jan Ruzicka

Dr. Gressmann zeigt Gefühle“

Deutschland 2014, 89 Minuten Regie: Niki Stein

 

Jurybegründung:

 

Alwara Höfels kann man schwer auf einen Rollentypus festlegen – sie ist einfach eine Spezialistin der Vielseitigkeit. Wenn sie sich als sexy Unterschicht-Dolores lebenshungrig und lautstark durch die Nacht kämpft, erdet sie die schräge Komödie „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“.

 

Ihre Meike in „Die Fischerin“ wird zwischen zwei unterschiedlichen Lebensentwürfen fast zerrieben. Einerseits erfolgreiche Businessfrau in Berlin, die Kind, Job und Partner prima unter einen Hut bringt, andererseits die Tochter, die zurück in der Heimat verzweifelt um die Liebe ihres Vaters ringt und als Fischerin hart anpacken kann. Alwara Höfels oszilliert zwischen diesen Polen und gibt ihren Figuren etwas Starkes, ohne dabei ihre Schwächen und Widersprüche zu verleugnen. Und so schenkt sie uns Frauenfiguren, die nicht nur glaubhaft auf dem Bildschirm sind, sondern auch gut im Haus nebenan leben könnten.

 

 

Franziska Walser in „Nie mehr wie immer“

Deutschland 2014, 88 Minuten Regie: Petra K. Wagner

Jurybegründung:

 

Allein ihr Spiel mit der dunklen Brille ist eine Offenbarung. Franziska Walser versteckt sich nicht, sie tarnt sich nicht, sie will nicht cool sein. Ihre Melanie ist eine Frau, die in ihrer Krankheit gefangen ist. Wenn sie vor dem bohrenden Migräneschmerz Schutz und Linderung hinter ihrer großen dunklen Brille sucht, passiert etwas Magisches. Sie wird noch durchlässiger und verletzlicher; ihr innerer Schrecken kehrt sich nach außen. Wie sie - die sanfte, liebende Gattin - Stück für Stück die entsetzliche Wahrheit über ihren Mann erkennen muss, das macht den Film „Nie mehr wie immer“ zum Ereignis.

Franziska Walser leuchtet, weil sie uns die Stärke im Schmerz und das Leichte im Schweren spüren lässt.

 

Nominierungen Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler:

 

Matthias Brandt in „Männertreu“

Deutschland 2014, 88 Minuten Regie: Hermine Huntgeburth

 

Jurybegründung:

 

Der von Matthias Brandt gespielte Georg Sahl ist ein Alpha-Mann auf dem Sprung zum höchsten Amt im Staate. Seine Brillanz und sein unerschütterliches Selbstbewusstsein machen ihn unwiderstehlich – vor allem für Frauen.

 

Wie Brandt diesem Sahl, den man allzu leicht als Unsympathen hätte darstellen können, feine und feinste Facetten gibt, gehört zu den Sternstunden des Fernsehens. Wie kaum ein Zweiter versteht Matthias Brandt sich darauf, mit dem Zucken einer Augenbraue oder dem Unterdrücken eines als selbstgefällig erkannten Lächelns Inneres nach außen zu kehren und so das Publikum teilhaben zu lassen an der Menschwerdung seiner Figur.

 

 

Golo Euler in „Tatort - Im Schmerz geboren“ und „Die Fischerin“

Tatort - Im Schmerz geboren“

Deutschland 2014, 90 Minuten

Regie: Florian Schwarz

Die Fischerin“

Deutschland 2013, 88 Minuten

Regie: Jan Ruzicka

 

Jurybegründung:

 

Die beiden Filme sind unterschiedlich, die Figuren gegensätzlich, die Milieus konträr –gemeinsam ist ihnen nur, dass sie von prekären Vater-Sohn-Beziehungen erzählen. In diesen völlig verschiedenen Welten bewegt sich präsent und sicher dieser junge blonde Mann: Golo Euler. Ob mit Fischernetz oder Schusswaffe in der Hand – er wirkt glaubhaft auf eine ganz selbstverständliche, unaufgeregte Art.

 

Als Markus in „Die Fischerin“ muss er von jetzt auf gleich in die Vaterrolle wachsen, wenn er erfährt, dass er bereits einen neunjährigen Sohn hat. Es ist anrührend, wie Golo Euler in seiner Figur zartes Erwachen und entschiedenes Erwachsenwerden verschmelzen kann. Sein David im „Tatort – Im Schmerz geboren“ ist ein Profikiller und muss erkennen, dass er nur eine Schachfigur im perfiden Spiel des Mannes ist, den er für seinen Vater hält. Die Präsenz, die Golo Euler in dieser Nebenrolle entwickelt, ist so herausragend, dass sie als Hauptrolle in Erinnerung bleibt.

 

 

Francis Fulton-Smith in „Die Spiegel Affäre“

Deutschland 2013, 98 Minuten Regie: Roland Suso Richter

 

Jurybegründung:

 

So einen wie Franz-Josef Strauß muss man erst mal spielen können. 20 Kilo nahm Francis Fulton-Smith für die Rolle zu, aber schauspielerisch hat er durch diesen Auftritt ungleich mehr Gewicht gewonnen.

 

Schon nach wenigen Sekunden glaubt man FFS seinen FJS, denn hier stimmt jede Nuance, jeder Blick, jede Geste. Dabei ist es kein bloßes Nachahmen oder gar Parodieren, sondern ein Darstellen und Sichtbarmachen des Politikers wie auch des Menschen Strauß auf allerhöchstem schauspielerischen Niveau. Strauß glaubte, er sei für Höheres berufen – Fulton-Smith ist es.