Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. November 2025, Teil 8

Redaktion

Rom (Weltexpresso) - ARBEITSBEZIEHUNGEN Rückkehr nach Ithaka ist der erste gemeinsame Film von Ralph Fiennes und Juliette Binoche seit Wuthering Heights und Der englische Patient. „Sie besitzt eine außergewöhnliche emotionale Intuition“, sagt Fiennes über Juliette Binoche. „Sie ist unglaublich feinfühlig, intuitiv und tiefgründig, wenn es um Situationen und Emotionen geht. Ich liebe es, mit ihr zu spielen. Ich liebe, was ich als Schauspieler von ihr bekomme.“

„Wenn man mit so talentierten Menschen wie Juliette und Ralph arbeitet“, sagt Pasolini, „muss man ihnen Raum geben, Momente der Charakterentwicklung selbst zu entdecken. Es ist absolut faszinierend zu sehen, wie Juliette verschiedene Nuancen in einer Szene, einer Zeile oder einem Wort findet – und dasselbe gilt für Ralph. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten und ihre emotionale Tiefe sind absolut außergewöhnlich. Die meiste Zeit vergaß ich, dass ich Regie führte. Ich erlebte diese Menschen einfach bei der Arbeit. Es war ein echtes Privileg.“

Ralph Fiennes‘ körperliche Vorbereitung auf die Rolle war ein beschwerlicher Weg. „Odysseus ist ein Kämpfer und ein Seemann“, sagt Fiennes. „Er hat Seile gezogen, Felsen erklommen, Gewichte gehoben, Bäume gefällt und gekämpft. Mein Körper musste dem entsprechen. Ich wollte aussehen wie ein altes, steifes Seil.““ Tatsächlich absolvierte Fiennes monatelang ein intensives Trainingsprogramm und hielt auch während der Dreharbeiten strenge Diät. „Fünf Monate lang ernährte er sich so eintönig wie kaum jemand sonst“, sagt Pasolini. „Nur Olivenöl, gedünsteter Fisch oder gedünstetes Hähnchen und Gemüse. Er wollte den Körper eines Mannes haben, der von Erfahrung, Reisen und Schmerz ausgelaugt ist. Sein Einsatz war absolut bewunderungswürdig.“

Juliette Binoche nahm einen ganz speziellen Teil ihrer Rolle mit nach Hause. Ihre Figur Penelope versucht, sich die Freier vom Leib zu halten, indem sie ihre Entscheidung für einen neuen Ehemann an die Fertigstellung des Tuchs knüpft, an dem sie webt – und dessen Fäden sie Nacht für Nacht wieder auflöst. Dafür lernte Binoche das Weben. „Es macht wirklich unheimlich viel Spaß. Als ich es gelernt hatte, dachte ich, ich höre mit der Schauspielerei auf und mache das, weil es so beruhigend ist. Man fühlt sich als Teil von etwas Größerem.“


KOSTÜME UND SZENENBILD

Die Odyssee wurde vermutlich um das 8. Jahrhundert v. Chr. niedergeschrieben, aber die genaue Zeit ihrer Entstehung lässt sich aufgrund ihrer Verwurzelung in der oralen Erzählung nur schwer bestimmen. Die Ereignisse, von der die Odyssee erzählt, sind deutlich älter, sie spielen in der späten Bronzezeit, etwa zwischen 1600 und 1200 vor Christus. Uberto Pasolini wollte also unbedingt vermeiden, was in früheren Filmadaptionen gemacht wurde, nämlich die Figuren wie aus der klassischen griechischen Antike aussehen zu lassen.

„Ich wollte keine historische Nachbildung einer Epoche anstreben, über die wir nur sehr wenig wissen“, sagt Pasolini. „In den Gesprächen mit dem Szenenbildner Giuliano Pannuti und dem Kostümbildner Sergio Ballo ging es darum, eine Bildsprache zu finden, die in gewisser Weise universell und zeitlos ist. Viele unserer Referenzen dabei stammen aus Äthiopien, Nordafrika und dem indischen Subkontinent. Wir wählten große Stoffstücke – nichts, was zugeschnitten oder zusammengenäht war. Diese elementare Konzept, ein Stück Stoff auf die eine oder andere Weise um sich zu wickeln, ist grundlegender Bestandteil der Menschheitsgeschichte.“

Auch das Szenenbild folgte diesen Kriterien. „Die Architektur durfte keine Verbindung zu den Säulen oder Kapitellen der klassischen griechischen Ikonographie aufweisen“, erklärt Pasolini. „In der späten Bronzezeit waren große Festungen ein prägender Bestandteil der Architekturlandschaft, deshalb haben wir eine Burg und keinen Palast ausgewählt.“

Die Dreharbeiten von Rückkehr nach Ithaka begannen im Mai 2023 und dauerten 52 Tage. Gedreht wurde auf der griechischen Insel Korfu, auf dem Peloponnes und – für die Szene der Grablegung von Odysseus‘ Vater Laertes – bei einer etruskischen Nekropole nördlich von Rom. Die Innenaufnahmen entstanden im Studio in Rom. „Ich wollte an Orten drehen“, sagt Pasolini, „die nah am Meer sind, die die Insellage spürbar machten, die Wälder von Ithaka, diese außergewöhnlichen dreißig Meter hohen Olivenbäume, das Gefühl, in einer abgeschiedenen, von Wasser umgebenen Welt zu sein.“


BILDGESTALTUNG

Die Bildgestaltung, die Pasolini mit seinem Kameramann Marius Panduru entwickelte, sollte unaufdringlich ein. „Ich wollte nicht, dass eine spektakuläre Kameraarbeit vom Geschehen ablenkt, mir war es sehr wichtig, so nah wie möglich an den Gesichtern, an den Figuren zu sein“, sagt Pasolini. Die wichtigsten filmischen Referenzen waren Kurosawas Historienfilme wie Das Schloss im Spinnwebwald und Die sieben Samurai, vor allem im Wechsel von Bewegung zu Stille und in der immer spürbaren Präsenz von Natur und Wetter im Bild, aber auch Patrice Chéreaus La Reine Margot.

Die spürbare Anwesenheit der Natur in Rückkehr nach Ithaka war ein weiteres wichtiges Element in der Bildgestaltung, die Körperlichkeit von Wäldern, Steinen, Wasser und Feuer – Elemente, die organisch die Welt ihrer Figuren prägen. Panduru und Pasolini wollten die physischen Elemente dabei so natürlich wie möglich filmen. Der Film verzichtet auf Drohnenaufnahmen, es gibt in den Außenaufnahmen fast durchgängig natürliches Licht, in den Innenräumen Öllampen, Fackeln und Feuer.

„Die Bildsprache, die Kostüme, das Szenenbild mussten einfach sein, sie durfte nicht ablenken“, sagt Pasolini. Ich wollte keine spektakulären Kamerafahrten, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und von den Figuren ablenken. Ich wollte so nah wie möglich an den Gesichtern sein. Bergman hat einmal gesagt, dass das Schönste, was man filmen kann, das menschliche Gesicht ist. Und bei Gesichtern wie diesen gab es keinen Zweifel, dass dort die Geschichte erzählt wird. Marius und ich haben einen Stil gesucht, den man vielleicht klassisch nennen kann – wenn es das überhaupt gibt –, mit wenigen und unauffälligen Kamerabewegungen, einer eher statischen Kamera und vielen Nahaufnahmen.“


DIE RÜCKKEHR

„Viel mehr als das Fantastische hat mich die Odyssee als Geschichte von Heimkehr und Erlösung fasziniert, das schwierige Zusammenfinden der Figuren am Ende dieser Reise“, sagt Uberto Pasolini. „Wir befinden uns in einer Welt, in der es keine Ungeheuer gibt, keine Götter, die in die Schicksale der Menschen eingreifen, wie es bei Homer der Fall ist. Es geht um eine Welt der Menschen, die mit menschlichen Situationen konfrontiert sind. Uns allen war klar, worum es in dem Film ging, warum wir ihn drehten. Es ist ein Film über die Schwierigkeit, die Gewalt zu überwinden, die sich in die Menschen gefressen hat, die den Krieg erlebt haben. Krieg wird nicht nur von Soldaten geführt, Krieg betrifft alle, direkt und indirekt.“

„Ein moderner Psychoanalytiker würde vielleicht sagen, die Reise nach Ithaka findet in dir selbst statt“, sagt Ralph Fiennes. „Es ist eine Reise der Selbstverwirklichung, um zu dem zu werden, der du sein musst. Es ist ein Streben nach Harmonie. Mich spricht dieses Gefühl an, nach dem Ende zu suchen, nach dem Ort, an dem eine vollkommene Balance herrscht.“

„Die Sehnsucht nach ihrem Mann, die Angst, ihren Sohn zu verlieren, mit Begierden, Wut, Einsamkeit konfrontiert zu sein ... Diese Geschichte trägt unglaublich viel in sich, so viele Fragen und Gefühle“, sagt Juliette Binoche. „Ich habe mich einfach darauf eingelassen und darauf vertraut, dass in dem Moment, in dem wir drehen, sich die Dinge entwickeln werden. Uberto hat uns viel Zeit gelassen, er hat uns als Schauspieler respektiert, er hat uns nicht von vornherein mit Ideen zugeschüttet. Er hat uns die Situation erleben lassen. So wurde es eine gemeinsame Reise.“