Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Oktober 2014, Teil 2

 

Katharina Klein

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Obwohl die Premiere letzte Woche in Frankfurt im Metropolis stattfand, und obwohl dieses große Kino die Veranstaltung mit allem Brimbamborium  festlich durchzog, mochten wir bisher nicht darüber berichten, denn eigentlich hätten wir den Film sooo gerne ganz toll gefunden, aber…

 

MÄNNERHORT

Woran es wirklich liegt, daß dieses so erfolgreiche Theaterstück – man kann sich das nach dem Film nimmer vorstellen – auf der Leinwand einknickt, hat, so denken wir, damit zu tun, daß bei aller schauspielerischer Brillanz, zu der sich vor allem Christoph Maria Herbst steigert, die Figuren – und zwar alle im Film auftretenden Figuren – reine Abziehpuppen bleiben. Es geht um keinen echten menschlichen Konflikt, sondern die Typologie ist so schablonenhaft, daß man das kaum aushält und sich nur denkt: warum haben die mit so guten Schauspielern, in einem solch interessanten Ort wie dieser Retortesiedlung vor den Toren Frankfurts, mit durchaus den gleichen Grundkonflikten nicht gleich einen Film gemacht, in dem Menschen Menschen spielen.

 

Damit man das besser verstehen kann, die Grundversion: drei, später vier, Männer treffen sich in einem, zum gemütlichen -eben Männerhort  -umgewidmetem Keller und lassen, nein, nein, sie lassen keine Sau raus, sondern das Gegenteil passiert. Pantoffelkino, was hier Fußball im Fernsehen heißt, dazu viel Bier und was zum Knabbern, so was von gemütlich und kleinkariert und männerähnlich, wie es nur geht.

 

Diese Männer müssen sich in ihrem Hort von ihren anstrengenden Frauen erholen. Da gibt es das Paar, ach was, nennen wir gleich die Schauspielernamen, also das Paar, das Mädchenschwarm – mein Gott, haben die gekrischen – Elyas M’Barek sowie Cosma Shiva Hagen verkörpern. Er versucht, ihre sexuellen Höchstleistungsanforderungen zu erfüllen, bis er einfach nicht mehr mag. Diese Frau wird dargestellt als Oberdummchen, das neben der Rammelei nur ein Ziel hat: Shoppen gehen. Eigentlich tut einem die sehenswerte Cosma Shiva Hagen leid, einen solchen Mist darstellen zu müssen. Sicher gibt es Frauen, die über das Einkaufen ihre Minderwertigkeitskomplexe überspielen. Aber so abartig, wie hier dargestellt, ist das nicht mehr lustig, sondern peinlich.

 

Ein anderes Paar, sie ist Ärztin und er, ja, was ist er eigentlich?, dieses Paar sind Lisa Pothoff und Christoph Maria Herbst, der seine Unterlegenheitsgefühle durch ständige Anmache anderer Frauen mit Vollendungsversuchen aufzuwiegen versucht. Und wie man später merkt, liegen seine Probleme in der für eine Zeugung zu minderwertigen Spermien, was niemand, vor allem nicht seine Frau wissen darf, weshalb es ihm viel viel lieber ist, daß sie nun ein Kind bekommt, das, wie er weiß, nie und nimmer von ihm sein kann, daß er aber lieben will, wie ein eigenes.

In dieser Paarbeziehung ist dann vielleicht noch am ehesten etwas Ernsthaftes herauszuholen. Dies geht dem dritten Paar ab, denn es erscheint ebenfalls nur als Schablone. Der dritte Mann ist nämlich Detlev Buck, der hier einen Mann liebt, der wie ein Frauchen zu Hause putzt und den Garten macht und seinen Helden als Flugkapitän durch die Lüfte segeln sieht – während doch dieser Held nur in den nächsten Keller wandert, denn mit seinem Job ist es aus.

 

Doch doch, da kommen urkomische Sachen vor und natürlich haben sich Regisseurin Franziska Meyer Price und die Drehbuchverfasser Rainer Ewerrien und David Ungureit viel dabei gedacht, was immer wieder auch zu hinreißenden Szenen führt, das, was man Situationskomik nennt, der man sich nicht entziehen kann, auch gar nicht entziehen will, denn eigentlich will man das ja lieber gut finden. Das sagten wir schon. Daß es leider nicht geht auch.

 

Eine dritte zweigeschlechtliche Beziehung kommt dann noch hinzu, als der, als dominierender Mann auftretende Hausmeister, ein Türke, und was für einer, den Unterschlupf der drei entdeckt und ihnen sofort ‚kündigt‘, dann aber selbst mit seiner dämlichen Frau dieselben Demütigungen erlebt wie die anderen Männer und sich diesen anschließt. Serkan Cetinkaya spielt das Großmaul, das bei Mutti so klein mit Hut wird, ansprechend. Dabei fällt einem dann übrigens auf, daß man den wirklich guten Schauspieler Elyas M’Barek noch nie so schwach gesehen hat wie in dieser Rolle. Die ist dem, wie ihn Leute sehen, einfach zu ähnlich, als netten, auf Frauen eingehenden gut aussehenden Mann.

 

Alles in allem: leider nichts.