Christiane Paul gab frohgemut und ehrlich zwei Stunden Antwort auf Fragen im hr1-Talk

Romana Reich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Muß man sie vorstellen, Christiane Paul? Wir meinen nein, weil sie zu den Schauspielerinnen gehört, die man in den verschiedenen Rollen als Person wiedererkennt, weil sie ein nicht zuschminkbares Aussehen haben. Bei Christiane Paul sind das insbesondere die schrägen Augen. Hier aber geht es um das, was sie meint und sagt.


In der hr1-Talk-Sendung vom letzten Sonntag, die als Podcast – warum kein deutscher Begriff? – noch auf hr 1.de zu hören ist und jeweils zwischen 10.00 und 12.00 Uhr stattfindet, geht es sehr oft ums Eigemachte, weil echt miteinander gesprochen wird, wo ja selbst Rede-Sendungen im Fernsehen fast immer nur Verlautbarsendungen sind, in denen das Gespräch fehlt, nämlich wo zwei Menschen durch das Miteinanderreden weiter kommen, mehr wissen, sich den anderen besser vorstellen können als zuvor.

Diese Funktion also hat diese Sendung und auch die mit Christiane Paul war gelungen. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihre ökologische Grundposition geht, die durch ihre Ausbildung – sie ist promovierte Ärztin – vielleicht fundierter ausfällt als bei anderen. Aber eigentlich wissen das alle, daß wir in der Regel ungesund leben. Christiane Paul hat darüber sogar ein Buch geschrieben, wie man ökologisch bewußter lebt, was für sie beim Thema „Fleischkonsum“ bedeutet: „Ich bin kein radikaler Vegetarier. Ich bin Flexitarier. Ich esse ab und zu schon Fleisch, auch mal Eier, aber extrem selten!“

Da kapiert man, auch ohne den Begriff zu kennen, was das sein soll, ein Flexitarier. Tatsächlich deutet das aber nur die Richtung an, nämlich auf Fleischkonsum immer mehr zu verzichten, um dafür ein gesundes Ernährungsverhalten zu probieren. Aber: wo das anfängt und aufhört, weiß man damit noch lange nicht. Für Christiane Paul allerdings liegt die Meßlatte hoch, wenn sie von „extrem selten“ spricht. Den Fleischkonsum zu reduzieren hat aber nicht nur persönliche Gründe, sondern soll dem heutigen Mißbrauch unsere Ressourcen auf der Welt Einhalt gebieten.  Stichwort: für ein Kilo Fleisch muß zuvor das Tier rund 16 kg. Getreide erhalten haben.

Eine gesunde Ernährung ist für die Schauspielerin, die 1974 in Berlin geboren wurde, wo sie auch mit ihren zwei Kindern und Ehemann lebt, schon sehr lange eine Voraussetzung, ihren Beruf überhaupt ausüben zu können. Bevor sie nämlich Schauspielerin wurde, begann Christiane Paul als Model zu arbeiten. „Es war phasenweise wirklich schlimm. Ich kam mit Models zusammen, deren einzige Werte Schönhei8t und Klamotten waren.“ Das unangenehmste Erlebnis hatte sie bei einem Fototermin für Unterwäsche gehabt, erzählt si ein der Sendung. „Wir saßen zusammen beim Abendessen und die erzählten mir allen Ernstes, Hunger sei die natürliche Auslese in Afrika. Ich saß am Tisch und hab geheult. Ich war vollkommen fertig und hab‘ gedacht, ich muß hier raus!“

Das tat sie auch und wenn als ihr Durchbruch die Filme wie „Knockin‘ on heavens’s door“ oder „Das Leben ist eine Baustelle“ bezeichnet werden, dann fehlt der Teil ihres internationalen Auftritts, von dem man hier weniger mitbekommt, weil es sich um künstlerisch wertvolle Filme handelt, die kaum in deutsche Kinos kommen. Wir meinen damit vor allem DUST OF TIME, unter der Regie von Theo Angelopoulos, der auf der Berlinale 2009 lief und von uns sehr gut besprochen wurde. Eine Trilogie über eine aus Griechenland aufbrechende Familie, über das 20. Jahrhundert mit Faschismus und Kommunismus gespannt, wo Christiane Paul in der zweiten Episode die Ehefrau des amerikanischen Regisseurs Willem Dafoe spielt, dessen Eltern die Träger der Handlung sind; es spielen mit Michel Piccoli und Bruno Ganz und mitsamt diesen tollen Schauspielern ist ein Gesicht wie Christiane Paul irgendwie genau richtig.

Brigitte Paul ist also praktizierende Ökologin. Der Begriff Ökologie geht für sie aber – und das ist auch richtig – über gesundes Essen weithinaus. Denn sie hält Billigflüge nach Mallorca für verzichtbar: Ist das ein Menschenrecht?“, fragt sie in der Hörfunksendung und gibt gleich darauf ihre Antwort: „Worum geht es primär? Geht es darum, das Leben zu erhalten oder geht es darum, im Urlaub nach Mallorca zu fliegen?“

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