Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Januar 2012, Teil 2
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Das mit den Männern und den Frauen bleibt unterschwellig Filmthema, auch wenn es nicht offen ausgetragen wird oder wie in MEIN LIEBSTER ALPTRAUM alptraumhaft ins Filmleben gerät. Aber Filme, die Frauen repräsentieren wie KRIEGERIN stellen diesmal soziale Außenseiter dar, die sich noch ändern können, während die erfolgreichen Männer FAUST und HOOVER in die Hölle absteigen.
FAUST
Ein erstaunlicher Film. Versprochen, daß Sie so etwas noch nicht gesehen haben, es sei denn, Sie kennen die Trilogie des russischen Regisseurs Alexander Sokurow, die von Hitler (1999), Lenins Tod (2001) und die Kapitulation Japans und seines Kaisers (2005) handelte. Diesem Zugrundegehen von Machthabern hat er nun seinen FAUST zugesellt, wie der erste Film auf Deutsch gedreht, fast nur mit deutschen Schauspielern, wie auch der erste Film, während nur der zweite auf Russisch gedreht wurde und der dritte auf Japanisch. Weder Deutsch noch Japanisch versteht der Regisseur, aber er versteht sich auf radikales Filmen.
Wenn man dann noch hört, daß Putin sein Bewunderer ist und nach Aussage des Regisseurs, der nicht seiner Freundesgruppe angehört, acht Millionen Euro, noch dazu aus seinem Privatvermögen zur Produktion zuschoß, dann kann man sich nur wundern. Von Putin allerdings, der in der DDR Geheimdienstoffizier war, weiß man, welch aficionado er gegenüber Faust und anderen literarischen Großtaten deutscher Sprache ist.
So ist auch dieser FAUST mehr als ein individuelles Drama, sondern daß einer deutschen Kultur. Ausgangspunkt ist schon der Faust I, aber er verlegt es in die Zeit Goethes, wo das verordnete Biedermeier das Land blutleer erscheinen läßt. Er zitiert mit dem langen Flug der Kamera dann auch noch wie eine Hommage den FAUST von 1922 des Freidrich Wilhelm Murnau. Die Titelrolle spielt Johannes Zeller, seinen Gehilfen Wagner Georg Friedrich, das Gretchen gibt Isolda Dychauk – unschuldig-lieblich bis durchtrieben war sie die Lucretia in der europäischen Fassung der BORGIAS und ist eine in Rußland Geborene, aber in Berlin Aufgewachsene– und den Mephisto stellt der russische Schauspieler – bevorzugt Avantgarde-Theater – Anton Adassinsky dar.
Allerdings - und da sind wir schon mitten im Geschehen – wird von ihm durchaus diabolisch zeitgemäß ein Kreditgeber, der Mauritius Müller heißt und hier von Sokurow eine Frau erhält, die Hanna Schygulla heißt und Eindruck macht. Die so eigene Filmsprache des Regisseurs kann man nicht erzählen, die kann man erleben, auch wie er das typisch Deutsche dieser Götterdämmerung erfahrbar macht, ob man will oder nicht. Nicht umsonst haben die Filmfestspiele von Venedig ihn im letzten September mit dem Goldenen Löwen geehrt.
ONCE UPON A TIME IN ANATOLIA
Witzig, spritzig. Natürlich stellt der Titel eine Anspielung auf Sergio Leones Westernklassiker dar und auch im Film hat man oft den Eindruck, daß man auf Fährten gelockt wird, Szenen oder Schauspieler wiederzuerkennen. Ein Anfang, der einen in die Irre führt, eine makabre Suche nach einer Leiche, eine irre Truppe, die da unterwegs ist, man lacht, fühlt sich schuldig, schiebt es auf den schwarzen Humor, aber da ist man vom Regisseur Nuri Bilge Ceylan schon längst in ein Gespinst von Rätseln verwickelt, bei dem man nie genau weiß, ob es zum Lachen oder zum Weinen ist.
J.EDGAR
Clint Eastwood wagt sich an die Verfilmung der Lebensgeschichte von J. Edgar Hoover und besetzt die Hauptrolle mit Leonardo DiCaprio. Dieser mit guten Gründen zutiefst verhaßte Gründer des FBI und Verfolger über Generationen war ein Garant der Rechten in Amerika, was man früher auch dem Regisseur nachsagen konnte. Schon lange allerdings dreht er Filme oder stellt sich in ihnen dar als ein aufgeklärter Amerikaner, der dieses Riesenland mit seinen Problemen konfrontiert. Das ist auch durch einen omnipotenten DiCaprio sehr ansehenswert, nur nutzt der Film die Chance nicht, über die gesellschaftlichen Hintergründe mehr zu liefern, die eine zwielichtige Figur wie Hoover möglich machten.
DIE MUPPETS
Im Fernsehen ausgedient, kommen sie jetzt im Kino zu vollen Ehren. Belebend für die, die sie noch kannten, eine Einführung für die, die sie erst lieben lernen.