Passend zur Sonderausstellung FILMTHEATER von Dienstag, 2. Dezember, bis Dienstag, 30. Dezember 2014
Helga Faber
Frankfurt am Main (Welexpresso) - In begleitenden Filmreihe zur aktuellen Sonderausstellung FILMTHEATER. Kinofotografien von Yves Marchand und Romain Meffre (bis 31. Mai 2015) sind Spielfilme, Dokumentar-, Kurz- und Experimentalfilme zu sehen, die das Kino als Ort explizit thematisieren.
Zu Beginn der Reihe, im Dezember und Januar, steht im Fokus, was sich „Vor der Leinwand“ abspielt: die spezifische Erfahrung der Zuschauer im Kinosaal – ob sie ins Filmtheater gehen, um hier eine kleine Pause von der Realitat zu nehmen, ob sie sich verzaubern, bewegen oder aufrütteln lassen, oder ob sie einfach ein intensives Erlebnis suchen.
Als besonderen Höhepunt wird es vor einigen Filmen Kurzfilme, vor anderen Kurzvorträge von Filmwissenschaftlern und Kinoliebhabern zum Thema „Gefühle und Sinneseindrucke im Kino“ geben.
Dienstag, 2. Dezember, 20:30 Uhr
CINEMANIA
Deutschland/USA 2002. R: Angela Christlieb, Stephen Kijak
Dokumentarfilm. 83 Min. 35mm. OmU
CINEMANIA portratiert fünf New Yorker Filmfans, für die der tägliche Kinobesuch der wichtigste Lebensinhalt ist. Ihr kompletter Tagesablauf – von den sozialen Kontakten bis zur Ernährung – muss sich nach den zwei bis fünf zu besuchenden Kinovorstellungen richten. Um so viele Filme wie möglich sehen zu konnen, werden Startzeiten, Laufzeiten und U-Bahn-Fahrzeiten aufeinander abgestimmt und auswendig gelernt. CINEMANIA gibt Einblick in den extremen Lebenswandel seiner verschrobenen Protagonisten, die ihr Glück nicht in Freundschaft, Liebe oder Karriere, sondern buchstäblich im Kino gefunden haben.
Vorfilm: 2 MINUTE WARNING. GB 2000. R: Suzie Halewood. 2 Min. DCP. o.D
Donnerstag, 4. Dezember, 18 Uhr; Donnerstag, 11. Dezember, 18 Uhr
LES SIEGES DE L’ALCAZAR Die Sitze im Alcazar
Frankreich 1989. R: Luc Moullet. D: Olivier Maltinti, Elisabeth Moreau, Sabine Haudepin. 54 Min. BetaSP. OmeU
Im Paris der 1950er Jahre sichert sich Guy, ein Filmkritiker bei den Cahiers du cinema, jeden Tag den besten Platz im Kino Alcazar, direkt in der ersten Reihe, wo außer ihm nur Kinder sitzen. Eines Tages bemerkt er im Publikum Jeanne, die für die konkurrierende Zeitschrift Positif schreibt und ihn zu verfolgen scheint. Regisseur Luc Moullet – selbst Kritiker für die Cahiers du cinema – wirft in seiner Komodie einen liebevollen Blick auf die exzentrischen Eigenheiten einer Generation von Cinephilen.
Vorfilm am 11. Dezember: EDIN KINOMAN V NACHALOTO NA VEKA A Movie Buff at the Turn of the Century. Bulgarien 2005. R: Petar Odazhiev.
30 Min. DVD. OmeU
Vortrag am 4. Dezember: „In und aus dem Kino. Über die Aufgabe des Filmkritikers.“ (Prof. Heide Schlüpmann, Goethe Universitat Frankfurt)
Samstag, 6. Dezember, 20 Uhr
NUOVO CINEMA PARADISO Cinema Paradiso
Italien/Frankreich 1988. R: Giuseppe Tornatore. D: Philippe Noiret, Jacques Perrin. 123 Min. Blu-ray. OmeU
Die Nachricht vom Tod eines alten Freundes löst bei einem berühmten Regisseur magische Erinnerungen an seine Kindheit im Nachkriegs-Sizilien aus. Als kleiner Junge entwickelt er durch die Freundschaft zu Alfredo, dem alten Filmvorführer des titelgebenden Dorfkinos, seine Leidenschaft für den Film, die ihn ein Leben lang prägt. Giuseppe Tornatores nostalgische und semiautobiographische Liebeserklarung an das Kino als Ort der Träume wurde 1990 mit dem Oscar fur den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.
Vorfilm: LA FLAMME. Frankreich 2000. R: Ron Dyens. 2 Min. DCP. o.D.
Dienstag, 9. Dezember, 20:30 Uhr; Donnerstag, 25. Dezember, 18 Uhr
THE PURPLE ROSE OF CAIRO
USA 1985. R: Woody Allen. D: Mia Farrow, Jeff Daniels, Danny Aiello. 82 Min. DCP. OF
Zur Zeit der Großen Depression im Amerika der 1930er Jahre ist der Kinosaal für die sensible Kellnerin Cecilia ein Zufluchtsort vor ihrem tristen Alltag und ihrer lieblosen Ehe. Immer wieder schaut sie sich hier „The Purple Rose of Cairo“ mit ihrem Lieblingsschauspieler Gil Shepherd in der Rolle des Abenteurers Tom Baxter an. Und eines Tages passiert das Unglaubliche: Der Held des Films verläßt die Leinwand, tritt vor Cecilia in den Kinosaal, und die beiden verlieben sich. Als die fiktive Figur sich nun weigert, in den Film zuruckzukehren – der ohne ihn nicht weiterlaufen kann – nimmt das Chaos seinen Lauf.
Vorfilm: DER HAHN IST TOT. BRD 1988. R: Zoltan Spirandelli 12 Min. DCP
Freitag, 12. Dezember, 20:30 Uhr; Sonntag, 14. Dezember, 18 Uhr
UCIECZKA Z KINO „WOLNOŚĆ“ Flucht aus dem Kino „Freiheit“
Polen 1990. R: Wojciech Marczewski. D: Janusz Gajos, Michal Bajor, Artur Barcis. 88 Min. DCP. OmU
Wahrend einer Vorführung im Kino „Freiheit“ kommt es zu einer Revolte: Die Schauspieler des gerade laufenden Spielfilms weigern sich, ihre Rollen weiterzuspielen, und treten auf der Leinwand in den Streik. Sie wenden sich gegen schlechte Drehbücher und die polnische Filmzensur. Der städtische Zensor versucht zu schlichten, beginnt jedoch bald, an seiner Profession zu zweifeln. Wojciech Marczewski nimmt in seiner politischen Satire die Grundidee von Woody Allens THE PURPLE ROSE OF CAIRO (US 1985) auf und zollt dem Vorbild in einer wunderbar chaotischen Szene Tribut.
Kurzvortrag am 12. Dezember: „Lachen im Kino“ (Marie Brüggemann, Deutsches Filminstitut)
Mittwoch, 17. Dezember, 20:30 Uhr; Donnerstag, 18. Dezember, 18:00 Uhr
TRAVELLING AVANT Schnittwunden
Frankreich 1987. R: Jean-Charles Tacchella. D: Thierry Fremont, Ann-Gisel Glass, Simon de La Brosse. 114 Min. 35mm. OmU
Für drei cinephile Freunde im Paris der Nachkriegszeit bedeutet das Kino nicht nur Unterhaltung und Zuflucht vor der Kälte in einem beheizten Saal. Sie leben für und durch das Kino, das sie mehrmals täglich besuchen. Als sie beschließen, gemeinsam einen Filmclub zu gründen, entwickelt sich zwischen ihnen eine aufregende Dreiecksbeziehung. Jean-Charles Tacchellas Film, der auch zahlreiche Anspielungen auf die Filmgeschichte enthalt, ist ein Zeugnis der jungen, kinoverrückten Zuschauergeneration der späten 1940er Jahre in Frankreich, die das Kino als Kunstform für sich entdeckte.
Freitag, 19. Dezember, 20:30 Uhr; Freitag, 26. Dezember, 20:30 Uhr
CHACUN SON CINEMA Jedem sein Kino
Frankreich 2007. R: Diverse. Kurzfilm-Kompilation. 100 Min. DigiBeta. OmU
CHACUN SON CINEMA, eine Kompilation von 33 Kurzfilmen, wurde eigens zum 60. Jubiläum der Filmfestspiele von Cannes gedreht. In jeweils drei Minuten haben 33 renommierte Regisseure aus aller Welt – unter ihnen Aki Kaurismaki, David Cronenberg, Takeshi Kitano, Ken Loach, Wong Kar-wai, Wim Wenders und Lars von Trier – ihre persönliche Sicht auf das Kino filmisch umgesetzt. Entstanden ist ein facettenreicher Episodenfilm, der nicht nur eine nostalgische Hommage an die große Leinwand ist, sondern auch von sehr unterschiedlichen Erfahrungen im Kino erzählt.
Kurzvortrag am 19. Dezember: „Wut im Kino“ (Julian Hanich, Universitat
Groningen)
Sonntag, 21. Dezember, 20:30 Uhr; Dienstag, 23. Dezember, 20:30 Uhr
BELLARIA – SO LANGE WIR LEBEN
Österreich/Deutschland 2002. R: Douglas Wolfsperger
Dokumentarfilm. 95 Min. 35mm
Im Zentrum von Douglas Wolfspergers Dokumentation steht das betagte und etwas skurrile Stammpublikum eines kleinen Wiener Kinos, das sich in seinem Programm auf deutsche Filme der 1920er bis 1940er Jahre spezialisiert hat. Die Besucher kommen fast jeden Tag – nicht nur, um ihre Lieblingsstars in den Filmen ihrer Kindheit zu sehen, sondern auch, um selbst gesehen zu werden: Hüte bei den Damen und Krawatten bei den Herren gehören zum Kinoritual. In Wolfspergers Gesprächen mit den Protagonisten über deren Leidenschaft entsteht ein besonderes Porträt der Fankultur einer alteren Generation von Kinogängern.
Vorfilm: THOSE AWFUL HATS. USA 1909. R: D.W. Griffith. 3 Min. 16mm. OF
Kurzvortrag am 21. Dezember: „Sehen und Gesehenwerden“ (Andrea Haller, Deutsches Filminstitut)
Sonntag, 28. Dezember, 18 Uhr; Dienstag, 30. Dezember, 20:30 Uhr
EL VIENTO SE LLEVO LO QUE Das letzte Kino der Welt
Argentinien 1998. R: Alejandro Agresti. D: Jean Rochefort, Angela Molina, Vera Fogwill. 90 Min. 35mm. OmU
Mangels Radio oder Fernsehen bietet während der 1970er Jahre in einem abgeschiedenen patagonischen Dorf das örtliche Kino den einzigen Zeitvertreib. Doch die Filmkopien, die im letzten Kino der Welt ankommen, sind in schlechtem Zustand und fehlerhaft montiert. Das hat verheerende Auswirkungen: Die Dorfbewohner beginnen die skurrilen Verhaltensweisen der Figuren auf der Leinwand zu imitieren. Alejandro Agrestis surreale Komödie gewann 1998 beim Internationalen Filmfestival in San Sebastian die Goldene Muschel.
INFO:
CINEMANIA
Dienstag, 2. Dezember, 20:30 Uhr
LES SIEGES DE L’ALCAZAR
Donnerstag, 4. Dezember, 18 Uhr
Donnerstag, 11. Dezember, 18 Uhr
NUOVO CINEMA PARADISO
Samstag, 6. Dezember, 20 Uhr
THE PURPLE ROSE OF CAIRO
Dienstag, 9.Dezember, 20:30 Uhr
Donnerstag, 25. Dezember, 18 Uhr
UCIECZKA Z KINO „WOLNOŚĆ“
Freitag, 12. Dezember, 20:30 Uhr
Sonntag, 14. Dezember, 18 Uhr
TRAVELLING AVANT
Mittwoch, 17. Dezember, 20:30 Uh
Donnerstag, 18. Dezember, 18:00 Uhr
CHACUN SO CINEMA
Freitag, 19. Dezember, 20:30 Uhr
Freitag, 26. Dezember, 20:30 Uhr
BELLARIA – SO LANGE WIR LEBEN
Sonntag, 21. Dezember, 20:30 Uhr
Dienstag, 23. Dezember, 20:30 Uhr
EL VIENTO SE LLEVO LO QUE
Sonntag, 28. Dezember, 18 Uhr
Dienstag, 30. Dezember, 20:30 Uhr