Im Rahmen der Sonderausstellung FILMTHEATER. Kinofotografien von Yves Marchand und Romain Meffre im Deutschen Filmmuseum Frankfurt
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In der Filmreihe zur Sonderausstellung FILMTHEATER. Kinofotografien von Yves Marchand und Romain Meffre (26. November 2014 bis 31. Mai 2015) zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums Spielfilme, Dokumentar-, Kurz- und Experimentalfilme.
Unter dem Titel „Vor der Leinwand“ laufen im Januar Filme über leidenschaftliche und ausdauernde Kinogänger, nachdenkliche Filmkenner, aber auch Zuschauer, die das Verhalten von Filmfiguren nachahmen oder die Grenze zur fiktiven Welt des Films am liebsten auch körperlich überschreiten würden. Doch es geht nicht allein um das Verhältnis zwischen Kinozuschauer und Leinwandgeschehen, sondern auch um die wechselseitigen Beziehungen des Publikums. Denn erst das geteilte Erlebnis macht Kino zu etwas Einzigartigem.
(Dienstag, 13. Januar, 18 Uhr
VOR EINBRUCH DER DUNKELHEIT
Deutschland 2006. R: Jean Christopher Burger
Dokumentarfilm. 87 Min. DigiBeta
Vor Einbruch der Dunkelheit versammelt sich im Sommer allabendlich eine treue Truppe von Zuschauern vor der Leinwand eines Autokinos in Brandenburg. Es besteht seit den 1970er Jahren, war das erste seiner Art in der DDR und ist heute für die Bewohner der strukturell schwachen Region ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Jean Christopher Burger vermeidet es, in seinem Dokumentarfilm den Autokinobetrieb nostalgisch zu verklären und konzentriert sich stattdessen auf die Leidenschaft, die Hoffnungen und die Träume seiner Protagonisten.
Freitag, 16. Januar, 22:30 Uhr; Samstag, 24. Januar, 22:30 Uhr
MATINEE Die Horrorpremiere
USA 1993. R: Joe Dante
D: John Goodman, Cathy Moriarty, Simon Fenton. 99 Min. Blu-ray. OF
Kurzvortrag am 16.01.: Patrick Seyboth (DIF), “Angst im Kino“
Vorfilm am 24.01.: A NIGHT AT THE MOVIES USA 1937. R: Roy Rowland.
10 Min. 16mm. OF
MATINEE spielt in Key West, Florida, zur Zeit der Kuba- Krise. Ein Trashfilmregisseur hat sich für die Matinee- Vorstellung seines neuen Films über einen mutierten Ameisen-Menschen etwas ganz Besonderes überlegt: Das Publikum soll während der Vorführung mit realen Schockeffekten im Kinosaal erschreckt werden. Durch einen unvorhergesehenen Zwischenfall gerät sein Konzept jedoch außer Kontrolle, und im Saal bricht Panik aus. Sind die Ereignisse noch Teil der Inszenierung, oder ist es zum Ausbruch
eines Atom-Kriegs gekommen?
Samstag, 17. Januar, 22:45 Uhr; Freitag, 23. Januar, 22:30 Uhr
ANGUISH Im Augenblick der Angst
Spanien 1987. R: Bigas Luna
D: Zelda Rubinstein, Michael Lerner, Talia Paul. 89 Min. 35mm. Englische OF
Kurzvortrag am 23.01.: Dr. Mattias Frey (University of Kent) „Ekel im Kino“
Zwei Teenager sehen sich in einem Kino einen Horrorfilm an. Er handelt von einem Augenfetischisten, der unter Hypnose Morde begeht und die Augen seiner Opfer sammelt. Einer der Tatorte dieser Mordserie ist ein Filmtheater. Auch in dem Kinosaal, in dem die beiden Mädchen sitzen, scheinen die Hypnose-Szenen ihre Wirkung zu zeigen: Die Gefahr wird plötzlich Wirklichkeit. Im Kino des Deutschen Filmmuseums läuft die internationale Schnittfassung dieses außergewöhnlichen Horrorthrillers, der mit einer
verschachtelten Erzählstruktur brilliert.
Dienstag, 20. Januar, 18 Uhr
VIVRE SA VIE: FILM EN DOUZE TABLEAUX Die Geschichte der Nana S.
Frankreich 1962. R: Jean-Luc Godard
D: Anna Karina, Sady Rebbot, André S. Labarthe. 79 Min. 35mm OmU
Kurzvortrag: Eva Salomon (DIF) „Weinen im Kino“
Im Paris der 1960er Jahre verlässt die 22-jährige Nana ihren Mann und ihr Kind, um ein neues Leben zu beginnen. Sie möchte Schauspielerin werden, endet letztlich jedoch in der Prostitution. VIVRE SA VIE erzählt in zwölf Episoden Nanas äußerlichen sozialen Abstieg und ihren inneren Weg der Selbstfindung. In einer berühmt gewordenen und oft zitierten Szene des Films sieht sich Nana in einem Kino Carl Theodor Dreyers Stummfilm LA PASSION DE JEANNE D’ARC (FR 1928) an, der sie zu Tränen rührt.
Dienstag, 27. Januar, 18 Uhr
EMPORTE-MOI Nimm mich mit
Kanada/Frankreich/Schweiz 1998. R: Léa Pool
D: Karine Vanasse, Pascale Bussières. 95 Min. 35mm. OmU
Die 13-jährige Hanna wächst Anfang der 1960er Jahre in Montreal auf. Vor ihren überforderten und ständig streitenden Eltern flüchtet sie in die Geborgenheit des Kinosaals, um sich Jean-Luc Godards Klassiker VIVRE SA VIE (FR 1962) anzusehen. Sie beginnt, sich mit der von Anna Karina gespielten Protagonistin Nana zu identifizieren, und orientiert sich mehr und mehr am Verhalten ihres Idols.