Samstag, 7. Januar, bis Mittwoch, 28. Januar im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Günther Winckel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In der Vortragsreihe setzen sich internationale Experten mit Filmen Pier Paolo Pasolinis auseinander. In nur vierzehn Jahren, zwischen 1961 und 1975, schuf der Dichter, Romancier und Regisseur 22 Filme, von denen nicht wenige zu den Schlüsselwerken des Weltkinos zählen.

 

Höchstens bei Rainer Werner Fassbinder gibt es in der Filmgeschichte einen vergleichbaren künstlerischen Schaffensdrang, und ähnlich wie bei diesem ist jeder Film Pasolinis eine Herausforderung der gesellschaftlichen Ordnung und meist auch Anlass für einen Skandal. Werke, die sich mit den Themen Pasolinis beschäftigen und den Fokus auf sein Schaffen erweitern sollen, begleiten die Vorträge. Im Januar widmet sich die Filmreihe „Pasolinis Frauen“: Marilyn Monroe, Maria Callas und Anna Magnani.

 

Die Reihe organisieren das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, das Institut für Kunstgeschichte und das Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Kino des Deutschen Filmmuseums im Rahmen des Netzwerks Hessische Film- und Medienakademie.

 

 

Mittwoch, 7. Januar, 18 Uhr

LET’S MAKE LOVE Machen wir’s in Liebe

USA 1960. R: George Cukor. D: Marilyn Monroe, Yves Montand, Tony Randall. 118 Min. OF. DCP

 

Der Millionär Jean-Marc Clément soll am Broadway parodiert werden. Als er davon erfährt, lässt er sich bei den Proben als Darsteller engagieren. Dabei verliebt er sich in die attraktive Tänzerin Ramona, die jedoch nichts von ihm wissen will. Clément will sie beeindrucken und nimmt Unterricht bei Stars wie Gene Kelly und Bing Crosby. Pier Paolo Pasolini verehrte „die Monroe“ als antike Schönheit, der er nach ihrem Tod 1962 ein Gedicht widmete. In seinem Film LA RABBIA (IT 1963) steht dieses Gedicht im Mittelpunkt.

 

 

Samstag, 10. Januar, 18 Uhr; Mittwoch, 14. Januar, 18 Uhr

CALLAS ASSOLUTA

Frankreich/Griechenland/Australien 2007. R: Philipp Kohly. Dokumentarfilm mit Maria Callas und Pier Paolo Pasolini. 97 Min. Blu-ray. Franz. OmU

 

Nach ihrer Trennung von Aristoteles Onassis ließ sich die weltberühmte Operndiva Maria Callas auf ihre erste große Filmrolle ein: die Medea im gleichnamigen Film von Pier Paolo Pasolini. Zwischen den beiden entstand eine tiefe gegenseitige Zuneigung. Pasolini zeichnete sie, schrieb ihr Gedichte, und sie verbrachten bis zu seinem Tod immer wieder gemeinsame Urlaube. In CALLAS ASSOLUTA wirft Regisseur Philipp Kohly mittels seltener Archivaufnahmen einen Blick auf das Leben der bis heute nahezu religiös verehrten Interpretin klassischer Musik, die als „eleganteste Frau der Welt” galt und „Königin des Belcanto“ genannt wurde.

 

 

Donnerstag, 15. Januar

Lecture von Massimo Fusillo: 20:15 Uhr, Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr

MEDEA

Italien/Frankreich/BRD 1969. R: Pier Paolo Pisolini. D: Maria Callas, Massimo Girotti, Laurent Terzieff. 110 Min. DCP. OmeU

 

Der junge Jason macht sich mit den Argonauten auf die Suche nach dem Goldenen Vlies. Durch dessen Kraft will er seinen Onkel Pelias vom unrechtmäßig erworbenen Thron stoßen. In Kolchis verliebt sich Jason in die Zauberin und Königstochter Medea, die ihm zu dem Vlies verhilft und ihn nach gelungener Flucht heiratet. Später verlässt Jason Medea und ihre beiden Kinder, um die junge Tochter des Königs von Korinth zur Frau zu nehmen. Blind vor Eifersucht sinnt Medea auf grausame Rache. Pasolini inszenierte die antike Sage, indem er den Text von Euripides’ Tragödie radikal zusammenstrich. Mit Operndiva Maria Callas sorgte er für einen Besetzungscoup.

 

 

Mittwoch, 21. Januar, 18 Uhr

VULCANO

Italien 1950. R: William Dieterle. D: Anna Magnani, Rossano Brazzi, Geraldine Brooks. 106 Min. 35mm. DF

 

Kein Filmtitel passt besser zu der vulkanischen Anna [...]. Selten war sie so eindrucksvoll“, schrieb Der Spiegel 1950 und bezog sich auf Anna Magnani in VULCANO. Zeitgleich zu den Arbeiten an diesem Film drehte ihr Ex-Geliebter Roberto Rossellini in Sichtweite des Sets mit Ingrid Bergman das Inseldrama STROMBOLI (IT 1950), was Magnani aus Eifersucht zu Höchstleistungen antrieb. Als die Prostituierte Maddalena kehrt sie im Film in ihre Heimat vor Sizilien zurück. Die Dorfbewohner begegnen ihr feindselig, ihre Schwester Maria verfällt einem Gauner. Maddalena kämpft mit allen Mitteln gegen das Schicksal.

 

 

Donnerstag, 22. Januar

Lecture von Luca Caminati: 20:15 Uhr, Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr

SOPRALLUOGHI IN PALESTINA PER IL VANGELO SECONDO MATTEO

Italien 1965. R: Pier Paolo Pisolini. 55 Min. 16mm. OmU

 

Im Nahen Osten sucht Pasolini nach Drehorten für die Leidensgeschichte Jesu, um IL VANGELO SECONDO MATTEO realisieren zu können. Auf der verbrannten Erde des süditalienischen Ortes Matera wird er schließlich fündig.

LE MURA DI SANA’A Die Mauern von Sana’a

Italien 1971. R: Pier Paolo Pisolini. 16 Min. 16mm. OmU

In Sana’a, der Hauptstadt des Jemen, dokumentiert Pasolini die Zerstörung eines Kulturguts von unschätz – barem Wert. Die Parallelen zu Italien und Orten in der Gegend von Viterbo sind für ihn offensichtlich. Um die Mauern von Sana’a zu retten, wendet sich Pasolini an die UNESCO.

APPUNTI PER UN FILM SULL’INDIA Notizen zu einem Film über Indien

Italien 1968. R: Pier Paolo Pisolini. 35 Min. 16mm. OmU

 

In diesem essayistischen Reisetagebuch wird der Versuch eines Filmprojektes Pasolinis über eine Legende aus der indischen Mythologie geschildert. Es erzählt von einem Maharadscha, der seinen Körper einem vom Hungertod bedrohten Tigerjungen hingibt.

 

 

Mittwoch, 28. Januar, 18 Uhr

THE SECRET OF SANTA VITTORIA Das Geheimnis von Santa Vittoria

USA 1969. R: Stanley Kramer. D: Anna Magnani, Anthony Quinn, Hardy Krüger. 139 Min. 35mm. DF

 

Anna Magnani, die unter anderem Pasolinis MAMMA ROMA (IT 1962) verkörpert hatte, war sieben Jahre später in der burlesken amerikanischen Weltkriegskomödie THE SECRET OF SANTA VITTORIA zu sehen: In einem kleinen italienischen Winzerdorf lagert kurz vor Einmarsch der deutschen Truppen ein riesiger Weinvorrat. Der frisch zum Bürgermeister gekürte Weinhändler Bombolino (Anthony Quinn) und seine Frau Rosa (Anna Magnani) beschließen, eine Million Weinflaschen vor den Deutschen in Sicherheit zu bringen. Doch auch Nazi-Kommandeur von Prum (Hardy Krüger) macht sich auf die Suche nach dem kostbaren Rebensaft.

 

 

Website: www.pier-paolo-pasolini.de