Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Januar 2015, Teil 1

 

Kirsten Liese

 

Berlin (Weltexpresso) – Unter dem Titel UNBROKEN erzählt Angelina Jolie eine unglaubliche Geschichte:Olympiaheld, Überlebenskünstler, Kriegsgefangener, Versöhnungsbotschafter. Das war Louis Zamperini.

 

UNBROKEN

 

Um es vorab zu sagen: Zartbesaitete sollten diesen Film besser nicht sehen, enthält er doch sehr brutale, schwer erträgliche Szenen der Folter. Gleichwohl erschöpft sich Angelina Jolies zweite Regiearbeit mitnichten in einem puren Rausch physischer Gewalt, über weite Strecken gelingt ihr allemal packendes, hoch emotionales Kino mit kammerspielartigen Szenen.

 

Wie ihr Erstling („In The Land of Blood and Honey“) handelt auch UNBROKEN wieder vom Krieg. Die Coen-Brüder schrieben das Drehbuch zu dieser wahren, unfassbaren Geschichte des ehemaligen amerikanischen Sprinters Louis Zamperini (Jack O’Connell), der bei den Olympischen Spielen 1936 in Nazi-Deutschland 5000 Meter lief, im Zweiten Weltkrieg für die Luftwaffe arbeitete und nach einem Flugzeugabsturz sechs Wochen in einem Schlauchboot auf dem Pazifik mit zwei Kameraden ums Überleben kämpfte und schließlich in japanische Kriegsgefangenschaft geriet.

 

Die Exposition ist allerdings ein wenig lang geraten, erst spät dringt die Regisseurin zum Kern ihrer Geschichte vor. Die dramatische Sequenz auf hoher See, die an Robert Redfords Schiffbruchsdrama „All is Lost“ erinnert, ist eigentlich ein ganz eigener, separater Film.

 

Immerhin aber vermittelt sich über die vielen Details, wie das Leben Louis Zamperini gestählt hat: Die entscheidenden Weichen stellt der ältere Bruder Pete (Alex Russell), er entdeckt Louis’ sportliches Talent und macht ihn mit einem harten Training zu einem Langstreckenläufer, der es bis zur Olympiade nach Berlin schafft. Am Ende wurde Zamperini zwar nur Achter, das aber völlig unerwartet als bester Amerikaner, nachdem er in der letzten Runde sensationell aufgeholt hatte.

 

Im Zentrum des Films steht das Martyrium im Gefangenenlager, für den gefürchteten Kommandanten Watanabe (Takamasa Ishihara) wird Louis zur Zielscheibe sadistischer Gewaltorgien.Unfassbar, was der unbeugsame Louis alles über sich ergehen lassen muss. In einer der schrecklichsten Szenen verlangt sein Peiniger, dass all seine Mitgefangenen ihm der Reihe nach ihre Faust ins Gesicht schlagen. Die Leidensgenossen zögern in Schockstarre, aber Louis nimmt das Opfer an und ermuntert die Kameraden, ihre Skrupel zu überwinden.

 

Sein unzerstörbarer Wille und sein Stolz verleihen dem Helden eine geradezu messianische Kraft. Immer wieder sieht man ihn als einen Gemarterten, der mit übermenschlichen Reserven seinem Martyrium trotzt, gar einem Gekreuzigten ähnlich sieht, wenn er mit allerletzter Kraft ein schweres Eisen über seinen Kopf stemmt.

Eine solche religiös motivierte Lesart mag zu dem realen Zamperini passen, der sich nach seiner Befreiung dem christlichen Glauben zuwandte und für die Versöhnung mit dem Kriegsgegner einsetzte. Doch wirkt sie auf Dauer ein wenig eindimensional.

Trotz der genannten Abstriche ein allemal sehenswerter Film, den der 1917 geborene „Lou“ Zamperini vor seinem Tod am 2. Juli 2014 noch sehen konnte. Angelina Jolies Film basiert auf Zamperinis Biographie von Laura Hillenbrand aus dem Jahr 2010.

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