Am Sonntag, den 1. Februar, Publikumsgespräch im Lichtblick-Kino in Berlin mit der Regisseurin Ilona Ziok, weitere Aufführungen bis 4.2.

 

Heinz Haber

 

Berlin (Weltexpresso) – Neben den beiden Aufführungen von Ilona Zioks Dokumentarfilm über Fritz Bauer im Urania, heute und am 2. Februar, wird der Film ebenfalls in Anwesenheit der Regisseurin im Lichtblick-Kino, Kastanienallee am Sonntag, 1. Februar gezeigt, dem sich tägliche Aufführungen bis zum 4.2. anschließen.

 

Weltexpressoleser könnten, wenn sie wollten, schon Experten sein, so oft und so viel haben wir über die Wiederentdeckung von Fritz Bauer, einem der eindrucksvollsten Demokratieforderer der jungen Bundesrepublik, gebracht. Aber sicher kann man manches nicht oft genug sagen, bis es sich herumgesprochen hat. Deshalb drucken wir die Verlautbarung des Kinos, das als LICHTBLICK in der Kastanienallee steht, gerne ab. Der Ort übrigens, eine Schneise durch den Prenzlauer Berg in Berlin, ist seit der Wende gentrifiziert und aufgehübscht und wird gerne als Castingallee bezeichnet, weil sowohl die inzwischen angesiedelten Geschäfte wie auch deren Publikum sehr bekannt sind.

 

Schön, daß man sich auch dort für Fritz Bauer interessiert - und so lautet der Text: Fritz Bauer ist eine Reizfigur der bundesrepublikanischen Geschichte. Zu Lebzeiten eine Provokation für den gesellschaftlichen Mainstream, der für Verschweigen und Vergessen der NS-Verbrechen und der eigenen Verwicklung darin stand, ist er heute Gegenstand der öffentlichen Diskussion und zum Symbol der Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte geworden.

 

Der Film "Im Labyrinth des Schweigens", der im November vergangenen Jahres startete, rückte den engagierten Staatsanwalt nochmals verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung. Zwei weitere Spielfilme, die sich mit ihm beschäftigen, sind in Vorbereitung.

 

Am Anfang stand allerdings Ilona Zioks beeindruckende Dokumentation "Fritz Bauer - Tod auf Raten", die nach wie vor ein Muss für all diejenigen ist, die sich mit dem Leben und Sterben Bauers auseinandersetzen möchten. Deshalb hat das Lichtblick-Kino den Film erneut ins Programm genommen.

 

Am Sonntag, den 1. Februar, wird die Regisseurin zudem für ein Publikumsgespräch im Lichtblick-Kino anwesend sein.

 

 

Fritz Bauer war wohl der profilierteste Staatsanwalt, den die Bundesrepublik je hatte. Er sah sich als »Jurist aus Freiheitssinn« und war überzeugt, dass der Bürger ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates hat. Hierfür stritt er als niedersächsischer Generalstaatsanwalt 1952/53 in einem aufsehenerregenden Prozess, in dem es um die Legitimität des 20. Juli 1944 ging und in dessen Verlauf Bauer die Rehabilitierung der hingerichteten Verschwörer erreichte. In diesem Prozess wurde erstmalig in Deutschland der NS-Staat von einem Gericht zum Unrechtsstaat erklärt.

 

Mit derselben Zielgerichtetheit hat er die Aufhellung und Ahndung der NS-Verbrechen in Gang gesetzt. Als hessischer Generalstaatsanwalt (1956–1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse. Eine wichtige Rolle spielte Bauer auch bei der Ergreifung Adolf Eichmanns, indem er den Aufenthaltsort des »Buchhalters der Endlösung« an den israelischen Mossad verriet, damit Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt werden konnte. Während seiner Amtszeit hat er zudem die Reform des Strafvollzugs vorangetrieben. Dessen Humanisierung gehörte für ihn zu einer humanen Gesellschaft.

 

Im restaurativen Klima der Adenauer-Ära wurde Bauer zu einer »Provokation für den Zeitgeist«. Aufsätze und Reden mit Titeln wie »Mörder unter uns« und »Am Ende waren die Gaskammern« erregten nicht nur rechtsradikale Kreise, sondern auch beim bürgerlichen Publikum Anstoß. Antisemitische und politische Anfeindungen begleiteten Fritz Bauers Leben.

 

Ein schwerer Schlag war für Bauer die Verabschiedung der Notstandsgesetze im Mai 1968. Bauer sah sie als eine irreparable Wende zum autoritären Staat an. Am 30. Juni 1968 wurde er tot in seiner Frankfurter Wohnung aufgefunden. Die Umstände seines Todes geben bis heute Rätsel auf.

 

INFO:

Fritz Bauer - Tod auf Raten

Ein Film von Ilona Ziok

Deutschland 2010, 97 Minuten

 

So, 1.2., 18.00 Uhr, in Anwesenheit der Regisseurin Ilona Ziok

Weitere Vorführungen: Mo, 2.2., Di 3.2., Mi, 4.2., jeweils 18:30 Uhr -

Lichtblick-Kino Kastanienallee

Eintritt: 6/5 € - Reservierungen: 030 44 05 81 79