Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Februar 2015, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - 1987 - der amerikanische Ringer Mark Schultz (Channing Tatum) hat seinen Olympia-Sieg von 1984 kaum in Reichtum umsetzten können. Er lebt in einer kleinen Wohnung und verdient ein wenig Geld mit Vorträgen, bei denen er seine Goldmedaille vorzeigt.

 

Sein älterer Bruder Dave (Mark Ruffalo), der sich von Kindheit an immer um Mark gekümmert hat, wurde 1984 ebenfalls Olympiasieger. Er hat allerdings inzwischen eine Trainerstelle sowie eine Frau (Sienna Miller) und Kinder, die für ihn höchste Priorität haben.

 

Dave fühlt sich weiterhin für seinen Bruder verantwortlich, dies führt allerdings dazu, dass Mark trotz eines College-Abschlusses und seiner sportlichen Erfolge doch recht unselbständig ist. In dieser Situation bekommt Mark eine Einladung von John du Pont (Steve Carell), Milliardär und Spross der Du-Pont-Dynastie, ihn auf seinem Familienanwesen zu besuchen. Du Pont erweist sich als mittelalter, schmächtiger Mann im Trainingsanzug, dessen auffälligstes Merkmal seine hervorstehende Nase ist. Du Pont hat selbst schon Erfahrungen im Ringen gesammelt und er ist wie Mark Schultz ein Mann, der im Schatten eines Familienmitglieds steht - seiner Mutter (Vanessa Redgrave), die ihren Pferden mehr Interesse entgegen bringt als ihrem Sohn, den sie für einen verweichlichten Versager hält.

 

John du Pont hat auf seinem Anwesen ein riesiges Trainingsareal bauen lassen und das Team Foxcatcher gegründet, um amerikanische Ringer auf die nächsten Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele 1988 vorzubereiten - er selbst will die Athleten unterrichten und möchte Mark dabei haben, als seinen Athleten und Kotrainer. Obwohl du Pont sich merkwürdig verhält mit seinen patriotischen Reden, seinem eigenartigen Sprachduktus und seinen abgehackten Bewegungen, nimmt Schutz das Angebot an - gegen eine Summe von 25.000$ und ein einsames Leben im Gästehaus des Anwesens, damit er seinem Mäzen dauernd zur Verfügung stehen wird. Du Pont möchte auch Dave Schultz als Trainer gewinnen, muss aber feststellen, dass dieser sich auf keinen Fall von seiner Familie trennen lassen will.

 

Die Trainingsverhältnisse sind optimal und es stellen sich auch die erwünschten Erfolge ein, allerdings muss Mark bereit sein, du Pont zuzugestehen, dass dieser sich als Chefrainer des Teams Foxcatcher sieht, obwohl deutlich ist, dass er von Training und Taktik keine Ahnung hat. Bei den Weltmeisterschaften 1987 in Clermont-Ferrand (Frankreich) kann Mark Schultz die Goldmedaille gewinnen. Dies hat zur Folge, dass weitere Ringer sich der Trainingsgruppe anschließen.

 

Allerdings verändert sich langsam die Beziehung zwischen Mark und du Pont. Er taucht zu jeder Tages- und Nachtzeit im Gästehaus auf, will Privatunterricht im Ringen haben, genießt dabei den körperliche Kontakt und kommt auch sonst dem jüngeren Mann immer näher.

 

Du Pont, der sich nicht von seiner Mutter lösen kann, die weiterhin nur Verachtung für das Hobby des Sohnes hat, verlangt von Mark, sich von seinem Bruder zu lösen. Gleichzeitig nimmt er ihn auf seine Reisen mit und ermutigt ihn, mit ihm Kokain zu nehmen. Die Droge hat auf den bisher sehr disziplinierten Sportler verheerende Auswirkungen. Er vernachlässigt das Training, anstatt sich und die anderen Ringer auf die Olympischen Spiele in Seoul vorzubereiten.

 

Da Mark dadurch die ersten Vorbereitungskämpfe für die Olympia-Ausscheidung verliert, nutzt du Pont Marks schlechte Verfassung, um Dave Schultz zu überreden, doch das Team Foxcatcher und besonders seinen Bruder zu trainieren. Dieser stimmt zu, unter der Bedingung, mit seiner Familie in ein eigenes Haus am Rande des Anwesens zu ziehen. Mark gewinnt durch den erhöhten Trainingsaufwand nochmals die amerikanische Olympiaausscheidung und bei den Olympischen Spielen 1988 den 6. Platz.

 

Allerdings wird das Verhalten von du Pont immer bizarrer, es kommt zu Auseinandersetzungen mit Dave, die letztendlich tödlich enden werden....

 

 

Regisseur des Films ist Bennett Miller, der schon durch Capote (2005) und Moneyball (2011) bekannt wurde, auch hier arbeitet er - wie schon bei Capote - mit Dan Futterman als Drehbuchautor zusammen. Dabei ist ein bemerkenswerter Film herausgekommen, der vor allem von den drei Hauptdarstellern getragen wird.

 

Steve Carells John du Pont ist verstörend und trotzdem zu bemitleiden - eine tragische Figur, der bei allem, was er Positives geleistet hat, von seiner Mutter nicht anerkannt wird. Seine unterschwellige Homosexualität mag ein weiterer Baustein dieser Abneigung sein. Steve Carell, der bisher vor allem als Komiker bekannt ist, hat diesem kaputten Menschen ein Gestalt gegeben, die Mitleid hervorruft und nicht nur Abscheu für seine Tat.

 

Channing Tatums Mark Schultz ist ein Mensch, der unfähig ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Er klammert sich an seinen Sport, da er sonst nichts hat. Er ist unfähig eine Familie zu gründen oder sich Arbeit zu suchen (der reale Mark Schultz wird noch in höherem Alter als Wrestler durch Amerika tingeln). Tatum spielt ihn wunderbar mit seinen langsamen und stereotypen Bewegungen.

 

Mark Ruffalos Dave Schultz ist das Gegenteil seines jüngeren Bruders: lebensfähig, aufgeschlossen, ein Familienmensch, der aber trotzdem in seinem Beruf als Trainer erfolgreich ist. Beide Brüder sind Olympiasieger, Dave wusste aber, dass es ein Leben danach geben muss, das ist der Grund, weshalb er sich während des ganzen Films nicht von du Pont einwickeln lässt.

 

Foxcatcher wurde für 5 Oscars nominiert, Steve Carell als bester Hauptdarsteller, Mark Ruffalo als bester Nebendarsteller, Bennett Miller für die beste Regie, E. Max Fry und Dan Futterman für das beste Drehbuch und Bill Corso und Dennis Liddiard für Make-Up und Hairstyling.

 

Vor allem die beiden Darsteller Steve Carell und Mark Ruffalo erhielten noch viele weitere Nominierungen, z.B. bei den Golden Globe-, BAFTA- oder Screen Actors Guild Awards. Alle Auszeichnungen sind absolut berechtigt und verdient. Allerdings geht Channing Tatums Leistung als Mark Schultz dadurch unberechtigter Weise ein wenig unter.

 

Foxcatcher ist ein verstörendes, aber trotzdem hinreißendes Drama. Der Film ist unbedingt sehenswert.

 

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Foxcatcher (USA 2014)

Originaltitel: Foxcatcher

Genre: Drama, Biografie

Darsteller: Channing Tatum, Steve Carell, Mark Ruffalo, Vanessa Redgrave, Sienna Miller, u.a.

Regie: Bennett Miller

Buch: E. Max Frye, Dan Futterman

Verleih: Koch Media / Studiocanal

Länge: 134 Minuten

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Kinostart: 5. Februar 2015

 

 

Fotos:

1. Channing Tatum und Mark Ruffalo als Mark und Dave Schultz

2. Channing Tatum als Mark Schultz und Steve Carell als John du Pont.

© Koch Media / Studiocanal