Eröffnung mit Auftaktgespräch der Heinrich-Böll-Stiftung und Debatte zu AKTIVISMUS

 

Romana Reich

 

Berlin, (Weltexpresso) - Am gestrigen Abend eröffnete vor einem voll besetzten Saal die erste /Woche der Kritik/ im Hackeschen Höfe Kino ihr Programm.

 

Zur Eröffnung hob Frédéric Jaeger, Direktor der /Woche der Kritik/ und geschäftsführender Vorstand des Veranstalters Verband der deutschen Filmkritik, auf den unabhängigen Status der /Woche der Kritik/ ab und betonte: „Die Woche der Kritik ist kein Gegenfestival zu Berlinale.“ Dennoch gestand er der Berlinale zu, „Symptom der deutschen Kinokultur“ zu sein, die sich im Vertrauen auf Marktanteile, Erfolge und „zufriedengestellte Nischen für Dokumentarisches, Autorenfilme und andere etablierte Formen“ eingerichtet habe.

 

Dieter Kosslick hatte im Vorfeld zur Eröffnung der /Woche/ davon gesprochen, es sollten „viele Blumen blühen“, insofern störe ihn die /Woche /nicht. Jaeger wies darauf hin, dass Kosslick, indem er die Blumen sprechen ließ, ein Zitat von Mao Zedong anklang, in dem dieser in seinem berühmten Ausspruch 1956 „lasst hundert Blumen blühen“ Intellektuelle aufforderte, Kritik offen zu formulieren. Jaeger rief in Erinnerung, dass die Dissidenten, die sich in der Folge zu erkennen

gegeben hätten, vom System mundtot gemacht worden seien. Mit dieser Volte appellierte Jaeger indirekt an Berlinale-Direktor Kosslick, mit den Berlinale-Kritikern den Dialog aufzunehmen.

 

Nach der Begrüßung durch den Mitveranstalter der /Woche/Heinrich-Böll-Stiftung, in der der Referent für Kultur und NeueMedien Christian Römer die /Woche der Kritik/ als Debatten anstoßende Veranstaltung hervorhob, eröffnete ein von der Heinrich-Böll-Stiftung initiiertes Auftaktgespräch offiziell die /Woche/. Hinleitend zum Eröffnungsfilm BRÛLE LA MER der französischen Regisseurin Nathalie Nambot und des tunesischen Migranten Maki Berchache gaben die Publizistin Mely Kiyak und die Schriftstellerin Olga Grjasnowa eindrucksvolle Statements zu Migration und Flucht. Kiyak hob darauf ab, dass auch die „Kunst sehr mächtig" sein könne.

 

Das Stichwort AKTIVISMUS war im Anschluss an die Filmvorführungen Thema der Debatte. Die anwesende Regisseurin Nathalie Nambot und der amerikanische Filmkritiker und Video-Essayist Kevin B. Lee sprachen über das Eingreifen der Kunst in die gegebenen Verhältnisse, gleichermaßen in geopolitische wie in die globale Filmindustrie und Fanszene, die Lee mit TRANSFORMERS: THE PREMAKE herausgefordert hatte.

 

Mit ihrer vierstündigen Auftaktveranstaltung trat die /Woche derKritik/ den Beweis an, Debatten wie Filme gleichermaßen wichtig zu nehmen und den Kinoraum als Diskursraum zu nutzen.

 

In den kommenden Tagen sind für die international besetzten Podien Kritiker_innen, Produzent_innen, Redakteur_innen und Regisseur_innen als Gäste zu erwarten. Informationen zum kompletten Programm finden Sie unter http://wochederkritik.de/de_DE/wdk2015/

 

Am heutigen Abend wird die filmkritische Debatte zum Thema GENRE geführt, ausgehend von ON THE JOB des philippinischen Regisseurs Erik Matti. Es diskutieren der Korrespondent der Semaine de la Critique von Cannes, der thailändische Produzent Raymond Phathanavirangoon, die

türkische Kritikerin Esin Küçüktepepinar und Meinholf Zurhorst, Redaktionsleiter bei ZDF und Arte.

 

Beginn ist 20:30 Uhr im Hackeschen Höfe Kino.