Preis der deutschen Filmkritik 2014, Teil 2
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Für den landläufigen Leser, der Kino so mitnimmt, langt der erste Artikel, der den Überlick gibt. Wer aber mehr wissen will, Genaueres über die Preise und ihre Träger, der schaue die untere Übersicht an, die heute von der deutschen Filmkritik verschickt wurden.
*Die Preise in der Übersicht:*
*EHRENPREIS - Erika und Ulrich Gregor*
Wir würdigen mit unserem Ehrenpreis zwei Persönlichkeiten, bei denen Film und Leben eine seltene Symbiose eingegangen sind. Sehr viele verschiedene Filme in kurzer Zeit zu sehen, sie einzuordnen, sich zu ihnen öffentlich zu positionieren, sie zu fördern, ins Gespräch zu bringen, zu sammeln oder zu zeigen, kann eine ganzheitliche Aufgabe
sein. Sie muss es sein, wenn man all dies gleichzeitig tut. Wenn man die Filme und ihre Urheber liebt und sie ernst nimmt. Ein solches filmisch-ganzheitliches Leben führen uns Erika und Ulrich Gregor vor, und das seit 60 Jahren. Ihre Doppelbiografie zeigt uns, was es heißt, sich nicht mit, sondern in der Idee des Kinos zu bewegen.
Die Filmemacher nicht als Lieferanten von intellektueller Verschiebemasse wahrzunehmen, sondern als Partner im Geiste. Wir sprechen hier natürlich über die innovativen, mutigen, randständigen, verrückten Filmemacher, über Tarkowski, Jarman, Greenaway, Iosseliani, Tarr und viele andere mehr, die mit Hilfe der Gregors auf ihre Wege gebracht wurden. Wir reden nicht über die Dienstleister des Unterhaltungskinos. Jean-Luc Godard meinte einst, dass man Filme mit einer Ernsthaftigkeit kritisieren muss, als ob man selbst Filme machen würde. Die Gregors haben uns gezeigt, dass man auch Filme zeigen
kann, wie man Filme macht. Für diese Vorbildfunktion danken wir und verleihen den Ehrenpreis der deutschen Filmkritik 2014 an Erika und Ulrich Gregor.
*SONDERPREIS DER DOKUMENTARFILMJURY - Heinz Emigholz für den
Werkzyklus „Photographie und jenseits“ *
Seine Stars sind Häuser, Brücken, Bauwerke; Architektur spielt in fast allen seinen Werken eine Rolle. In immer neuen Anläufen und labyrinthisch verzweigten Serien schichtet er einen Film auf den anderen, ohne sich je Sorgen um die Statik dieses Gesamtkunstwerkes
machen zu müssen, da Text, Bild, Film und Reflexion bei ihm unaufhörlich ineinander übergehen.
Schon seine Kurzfilme waren interdisziplinäre Kompositionen, bis ins Detail durchgearbeitete Partituren. Ab Mitte der 1970er-Jahre formen sich dann drei umfangreiche, untereinander dicht verzahnte Werkgruppen aus, die allein in quantitativer Hinsicht immens sind – ihre inhaltliche oder ästhetische Substanz lässt sich erst gar nicht
beziffern.
Die Rede ist von Heinz Emigholz, der als Autor, Bildender Künstler, Kameramann, Schauspieler, Hochschullehrer und natürlich als Filmemacher seit mehr als vier Jahrzehnten ein einzigartiges Werk geschaffen hat.
Die Dokumentarfilm-Jury verleiht ihm anlässlich seines Films THE AIRSTRIP just in dem Moment einen Sonderpreis, in dem er zu neuen Ufern aufbricht.
THE AIRSTRIP, der 21. Teil seines „Photografie und jenseits“-Zyklus, wird zum globalen Road Movie, die vormalige Strenge weicht einer fast selbstparodistischen Betrachtung. Mitten im Film setzt überdies ein Videoclip der Band „Kreidler“ ein, bei dem animierte Schnitzel durch eine Flughafen-Wartehalle schweben. Wir reiben uns die Augen ob dieses fast heiteren Hinübergleitens ins digitale Zeitalter.
Bevor wir uns demnächst mit einem neuen „Emigholz“ nach Stoffen von Edgar Allan Poe und Hans Henry Jahnn auseinandersetzen dürfen, ehren wird den „Dokumentaristen“ für sein großartiges Werk.
Herzlichen Glückwunsch, lieber Heinz Emigholz, und toi toi toi beim Aufbruch in neue Gefilde. Der Sonderpreis der deutschen Filmkritik 2014 geht an Heinz Emigholz für seinen Werkzyklus „Photographie und jenseits“.
*EXPERIMENTALFILM - „Femminielli“ von Nino Pezzella *
/Nominierungen:/
EZB 2011-2012 (Sabine Schöbel)
Femminielli (Nino Pezzella)
Semra Ertan (Cana Bilir-Meier)
*/KURZFILM - „Raimund - Ein Jahr davor“ von Hans-Dieter Grabe */
/Nominierungen:/
Raimund - ein Jahr davor (Hans-Dieter Grabe)
Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um
nicht zu träumen (Susann Maria Hempel)
Three Stones for Jean Genet (Frieder Schlaich)
*KINDERFILM - „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Neele Leana Vollmar *
Nominierungen:
Lola auf der Erbse (Thomas Heinemann)
Quatsch und die Nasenbärbande von (Veit Helmer)
Rico, Oskar und die Tieferschatten (Neele Leana Vollmar)
*DOKUMENTARFILM - „Deutschboden“ von André Schäfer *
/Nominierungen:/
The Airstrip - Aufbruch der Moderne, Teil III (Heinz Emigholz)
Beltracchi - Die Kunst der Fälschung (Arne Birkenstock)
Deutschboden (André Schäfer)
In Sarmatien (Volker Koepp)
Pfarrer (Stefan Kolbe und Chris Wright)
*SPIELFILM: Spielfilm - „Zeit der Kannibalen“ von Johannes Naber *
/Nominierungen:/
Die Frau des Polizisten (Philip Gröning)
Die geliebten Schwestern (Dominik Graf)
Fräulein Else (Anna Martinetz)
Phoenix (Christian Petzold)
Zeit der Kannibalen (Johannes Naber)
* SPIELFILM: Spielfilmdebüt - „Fräulein Else“ von Anna Martinetz*
/Nominierungen:/
Das merkwürdige Kätzchen (Ramon Zürcher)
Der Samurai (Till Kleinert)
Fräulein Else (Anna Martinetz)
Love Steaks (Jakob Lass)
Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste (Isabel Šuba)
*SPIELFILM: Drehbuch - Stefan Weigl („Zeit der Kannibalen“) *
/Nominierungen:/
Anna & Dietrich Brüggemann (Kreuzweg)
Philip Gröning (Die Frau des Polizisten)
Stefan Weigl (Zeit der Kannibalen)
*SPIELFILM: Schnitt - Claudia Wolscht (für „Die geliebten Schwestern“)*
/Nominierungen:/
Anna Martinetz, Heike Parplies (Fräulein Else)
Claudia Wolscht (Die geliebten Schwestern)
/Ramon Zürcher (Das merkwürdige Kätzchen)/
*SPIELFILM: Kamera - Philip Gröning („Die Frau des Polizisten“) *
/Nominierungen:/
Philip Gröning (Die Frau des Polizisten)
Alexander Haßkerl (Das merkwürdige Kätzchen)
Pascal Schmit (Zeit der Kannibalen)
*SPIELFILM: Musik - Sven Rossenbach und Florian van Volxem („Die geliebten Schwestern“)*
/Nominierungen:/
Sven Rossenbach, Florian van Volxem (Die geliebten Schwestern)
Golo Schultz (Love Steaks)
Stefan Will (Phoenix)
*SPIELFILM: Darstellerin - Liv Lisa Fries (für Lea in „Und morgen Mittag bin ich tot und Laura in „Staudamm“)*
/Nominierungen:/
Alexandra Finder (Die Frau des Polizisten)
Liv Lisa Fries (Und morgen Mittag bin ich tot; Staudamm)
Julia Koschitz (Hin und weg; Bocksprünge; Wir sind die Neuen)
Dagmar Manzel (Stiller Sommer)
Jördis Triebel (Westen)
*SPIELFILM: Darsteller - Sebastian Blomberg (für Kai Niederländer in „Zeit der Kannibalen“ *
/Nominierungen:/
Sebastian Blomberg (Zeit der Kannibalen)
Georg Friedrich (Über-Ich und Du)
Ivo Pietzcker (Jack)
Devid Striesow (Zeit der Kannibalen)
Gert Voss (posthum: Im Labyrinth des Schweigens)
INFO:
*Alle Preisträger und Jurybegründungen finden Sie in Kürze auch auf
der Website: **www.vdfk.de* <http://www.vdfk.de/>