Der Film von Ken Loach neu auf DVD bei Pandora ab Freitag, 20. Februar
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - "Jimmy’s Hall“ wurde inspiriert durch das Leben von James "Jimmy“ Gralton (1886 - 1945) und den politischen Umwälzungen in Irland in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Den 2014 herausgekommen Film gibt es nun auf DVD.
Nach Jahren im amerikanischen Exil kehrt Jimmy Gralton (Barry Ward) 1932 in seinen Heimatort zurück, da sein Bruder, der bisher den Hof bewirtschaftet hat, gestorben ist und er selbst durch die Rezession in Amerika seine Arbeit verloren hatte. Gleichzeitig hofft er, dass die neue Regierung unter Éamon de Valera weniger auf die Großgrundbesitzer und die katholische Kirche, sondern mehr auf die Bauern und Arbeiter hören würde.
Im County Leitrim im Norden der Republik Irland, hatte er, bevor er 1921 das Irland verlassen musste, auf dem Land seines Vaters einen Tanzsaal eröffnet. Diese "Pearse-Connolly Hall" (benannt nach zwei der Anführer des irischen Aufstandes von 1916) war ein Ort zum Tanzen aber auch ein Bildungszentrum unabhängig von der Bevormundung der Kirche, in dem irische Lieder gesungen, gemalt oder auch Gedichte und andere Literatur vorgetragen werden konnte. Als Jimmy nun, nach über 10 Jahren, zurückkehrt, möchte er eigentlich nur noch zusammen mit seiner Mutter den Hof seiner Eltern bewirtschaften. Kaum Zuhause wird er aber von einer Gruppe junger Leute, unter Führung der Tochter des örtlichen Faschisten-Führers, angesprochen, die einen Platz zum Tanzen und Unterhalten suchen, um nicht dauernd von der Polizei und dem erzkonservativen örtlichen katholischen Priester, Pater Sheridan (Jim Norton) gegängelt zu werden.
Nach einigem Bedenken stimmt Jimmy zu und das Gemeindezentrum wird mit dem Geld, das Gralton aus Amerika mitgebracht hat, und der freiwilligen Arbeit vieler Bewohner des Ortes wieder hergerichtet. Es wird ein Komitee gegründet und es finden dort wieder Kurse zum Malen, Singen von gälischen Liedern, Lesekreise zu Büchern (z.B. zu Interpretationen von Yeats-Gedichten), Boxkurse und natürlich auch Tanzabende statt. Jimmy hat aus den USA ein Grammophon und Schallplatten mit den neuen in Irland verbotenen Tänzen wie z.B. Shimmy mitgebracht, die von den jungen Leuten mit Begeisterung gelernt und getanzt werden. Jimmy trifft auch seine alte Liebe Oonagh (Simone Kirby) wieder, die inzwischen verheiratet ist und zwei Kinder hat. Sie wird zu einem der wichtigsten Mitglieder des Komitees, das das Zentrum verwaltet.
Daneben wird der Saal natürlich auch zum Abhalten von politischen Veranstaltungen genutzt, z.B. als Pächterfamilien - trotz gegensätzlichem Gerichtsbeschluss - durch die Großgrundbesitzer vom Land und aus ihren Häusern vertrieben werden und ein Protest dagegen organisiert werden soll.
Besonders der örtliche Pfarrer sieht in Jimmy einen Vertreter des Teufels und schreckt nicht davor zurück, die Besucher der Tanzveranstaltungen von der Kanzel aus bloßzustellen. Dies führt z.B. dazu, dass eines der Mädchen von ihrem den Faschisten angehörenden Vater mit der Peitsche blutig geschlagen wird - sie wird trotzdem am nächsten Tag wieder in der Halle erscheinen. Jimmy bietet Pastor Sheridan sogar an, sich dem Komitee anzuschließen, dieser verlangt aber, dass die Halle vorher der katholische Kirche überschrieben werden soll.
Als auch Schüsse durchs Fenster während einer Tanzveranstaltung die Leute nicht von dort vertreiben können, wird die Halle von den örtlichen Faschisten niedergebrannt, ohne dass die Polizei einen Finger rührt. Durch Zusammenarbeit der örtlichen Justiz mit Kirche, Großgrundbesitzern und Faschisten soll Jimmy Gralton ohne Verhandlung als illegaler Einwanderer ausgewiesen werden, da er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Er flieht aus dem Haus seiner Mutter und kann sich 6 Monate mit Hilfe seiner Freunde verstecken, bevor er gefasst und 1933 nach New York abgeschoben wurde. Er sollte nie wieder nach Irland zurückkehren können. James Gralton ist damit der einzige Ire, der jemals ohne Gerichtsbeschluss aus Irland ausgewiesen worden ist.
Nach eigener Aussage wird Jimmy's Hall vermutlich Ken Loach's letzter Kino-Film werden. Er hat wieder mit Paul Laverty als Drehbuchautor zusammen gearbeitet. Der Film schließt inhaltlich an Loach's Film "The Wind That Shakes The Barley" (2006) an und spielt ca. 10 Jahre später, als sich die irische Republik politisch stabilisiert hat.
Ken Loach ist mit Jimmy's Hall ein ernster und intensiver Film gelungen, dabei sind die Themen, die angesprochen werden, wie Unterdrückung, religiöse und politische Engstirnigkeit sowie der Versuch kleiner Leute sich solidarisch dagegen zu wehren, heute auch über Irland hinaus genauso aktuell wie 1932. Leider sind die Personen des Films zu holzschnittartig eingeteilt in die Guten, wie die Männer und Frauen um Jimmy, die versuchen, sich selbst eine gewisse Bildung anzueignen, und die Bösen, wie die Vertreter der katholischen Kirche, die Großgrundbesitzer und die Schlägertruppe der örtlichen Faschisten.
Trotzdem ist ein interessanter Film zur politischen Geschichte Irlands entstanden, den man sich unbedingt ansehen sollte.
Der Film erscheint am 20.2.auf DVD. Er wird als deutsche Fassung und Originalfassung mit deutschen Untertiteln jeweils in 5.1DD und 2.0DD ausgeliefert. Extras sind 6 Deleted Scenes und ein Making Of.
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Jimmy's Hall (Großbritannien/Frankreich/Irland 2014)
Genre: Drama
Filmlänge: 106 Minuten
Regie: Ken Loach
Drehbuch: Paul Laverty
Darsteller: Barry Ward, Simone Kirby, Jim Norton u.a.
Verleih: Pandora Film
FSK: ab 6 Jahren
Bild: Copyright: Pandora Film