Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Februar 2015, Teil 5

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Tja, was soll man dazu sagen, daß auf der einen Seite, die guten alten Märchen von der Hollywoodfilmindustriemaschine total verwurstet werden, das Ganze dann aber nicht unlustig ist, vor allem dann nicht, wenn man die Personen der einzelnen Märchen noch auseinanderhalten kann.

 

Aua, muß man dazu sagen. Schon bei den anwesenden Filmkritikern fing es an. Da hatten manche wirklich keine Ahnung und konnten die Märchenbestandteile nicht auseinanderhalten. Aber ehrlich gesagt, ist dann die einzige Fragehaltung, die man den Film über so gut aufrechterhalten kann, hin. Denn der Ablauf dieses Durcheinanders ohne einen inneren Ordungskompaß, macht viel weniger Spaß. Vermuten wir mal, denn, wenn man die einzelnen Filmfiguren als die alten echten Märchengestalten erkennt, dann kann man sich nicht zurückversetzen in den Stand der Unschuld und die gesamte Mannschaft, die da in die Wälder zieht, zu Unbekannten erklären.

 

Dabei ist das keine originäre Filmidee, sondern die Verfilmung eines Musicals, das mit gleichen Titel der Regisseur von CHICAGO nun zum Filmspektatkel macht. Am Broadway wurde es schon vor fast 30 Jahren uraufgeführt und stammt aus der Feder von Stephen Sondheim. Er nahm die Brüder Grimm Märchen, schüttelte fest, und heraus fielen

Aschenputel

Rapunzel

Rotkäppchen und hinzugemischt wurde das englische Märchen:

Hans und die Bohnenranke.

 

Das Ganze wurde dann Disney vor die Füße gelegt. Der Produzent Marc Platt wußte: „Disney ist ein Unternehmen, das immer schon klassische Märchen erzählt hat. Deswegen ist dort auch der richtige Ort, um mit dem Blick nach vorne neue, zeitgemäße und unerwartete Wege zu finden, solche Geschichten künftig zu erzählen.“

 

Dabei ist wichtig, daß die neue Machart dieser Märchen der sogenannte Realfilm ist. Also nicht gezeichnete Märchenfiguren, eine echte Animation, sondern richtige Schauspieler, deren Spiel aber dann technisch bearbeitet wird. Das letzte Ereignis dieser Art war MALEFICENT, wo Angelina Jolie die Kurve hinkriegte, wie aus einer bösen Fee, eine Schicksalsfee wird, die alles wieder gut macht – für Frauen! Diesmal geht es um Männer und Frauen und ehe wir die ineinandergeschachtelte Geschichte erzählen, eine Analyse des Filmpersonals und woher es kommt und nur kurz der Hinweis, daß der nächste Realfilm schon auf der Matte steht und auf der Berlinale 2015 außer Konkurrenz im Wettbewerb gezeigt wurde: CINDARELLA. Demnächst in unseren Kinos.

 

Ab Donnerstag also INTO THE WOODS. Mit dem Bohnenklau beginnt es, der uns erst einmal weniger sagt, denn er stammt aus dem englischen Märchen. Da ist des Bäckers Vater, der in der Nachbarin Gemüsegarten – ausgerechnet dem der Hexe, die Meryl Streep mit großer Lust und blauem Haar gibt – magische Bohnen klaut. Die Hexe hatte die Strafe dafür erhalten, denn die junge schöne Nachbarin wurde zur häßlich Alten verwünscht, was die wiederum damit erwiderte, daß sie die künftigen Bäckersleute mit dem Fluch bestrafte, unfruchtbar zu bleiben, also keine Nachkommenschaft zu haben. Damit müssen sie leben, bis sie erfahren, was sie erlösen kann. Es ist das Zusammentreffen von vier Dingen, die innerhalb von drei Tagen beschafft werden müssen, andernfalls verlängert sich der Fluch um 100 Jahre: einer Kuh weiß wie Milch, Haaren so gelb wie Mais, einem Schuh aus reinem Gold und einem Umhang rot wie Blut.

 

Unser Aschenputtel, eigentlich Cinderella (Anna Kendrick), ist in den goldenen Schuhen aus dem Palast weggelaufen, und genau in dem Wald unterwegs, wo die Bäckersleute nach den vier Dingen suchend umherirren. Rotkäppchen (Lilla Crawford) ist auch da, denn auf dem Weg zur Großmutter hat sie gerade den bösen Wolf getroffen (Gastauftritt Johnny Deep) und da ist ja auch Rapunzel zu sehen, da oben in ihrem Fenster, von wo sie ihre goldenen Haare herunterhängen läßt, auf daß...meine Güte, selbst die Hexe hangelt sich daran hoch. Na und dann stolpert noch Hans durch den Wald, der seine geliebte weiße Milchkuh Milky-White mit sich führt.

 

Damit haben Sie die Zutaten, daß durch ein Wechselspiel der vier Dinge am Schluß alle glücklich sind. Dazwischen sind aber noch Abenteuer zu bestehen, die nicht mal die Grimms sich hätten ausdenken wollen, so riesenhaft stolpern da Ungetüme durch den Wald und....auch diese Riesin muß noch besiegt werden, bis das Happy End fast alle glücklich macht. Manche Zuschauer sehr, manche zu wenig, die sich ob des Durcheinanders der Figuren die Haare raufen, aber dennoch nicht zur alten Hexe werden, die überhaupt verschwunden ist und eine schöne junge Frau zurückläßt.