Schlüssel zum letzten Buch der Bibel am Freitag, 3 April 2015, 19:30 Uhr im ZDF

 

Anna von Stillmark

 

Wien (Weltexpresso) – Ostern kündigt sich an. Rund um Ostern gibt es in den Fernsehsendern und auch im Rundfunk interessante Sendungen, die christliche Themen um Mittelpunkt haben, diese aber kulturgeschichtlich aufarbeiten. Wichtig ist also, daß wir alle zwischen Religion als Glaube und das Wissen um die Bibel und anderes unterscheiden lernen, weil Letzteres die Grundlagen unserer Kultur bildet.

 

Es ist schon so, daß die emsigsten Wissenschaftler meist die sind, die eben dies verstanden haben, daß es um die kulturelle Überlieferung geht von Erkenntnissen, Vorgängen und Schriftgut, das früher über den Glauben mitgepflegt und tradiert wurde. Auf diesem Hintergrund sind die Fragen nach Bibelexegese oder auch die nach dem Leichentuch Christi, die (angeblichen) Knochenfunde Jesu in Jerusalem Fragen an die Wissenschaft, die uns alle interessieren.

 

Kein Text hat unsere Vorstellungen vom Weltende so geprägt wie die Johannes-Apokalypse, die wir meist als Offenbarung bezeichnen. Eigentlich heißt Apokalypse "Entschleierung" oder eben "Offenbarung". Doch das erste Wort des griechischen Originals "Apokalypse" wurde zum Gattungsbegriff für alle Untergangsszenarien. Die Schrift hat Redewendungen geprägt, die noch heute in aller Munde sind.

Sie spricht von "vier apokalyptischen Reitern", vom "Buch mit sieben Siegeln", von einem "Tausendjährigen Reich" und "Armageddon", dem Schauplatz des Endkampfes zwischen Gut und Böse.

Bis in die Gegenwart hinein werden die rätselhaften Sprachbilder aus der Apokalypse von Warnern, Mahnern und Untergangspropheten aller Art benutzt, um ihren eigenen Spekulationen vom nahen Weltende Geltung zu verleihen.

Namhafte Bibelforscher sind nun dabei, die wahre Bedeutung des Apokalypse-Codes zu entschlüsseln. Für sie enthalten die kosmischen Szenarien Hinweise auf ganz konkrete, irdische Ereignisse, die von den einstigen Lesern des Johannes auch genau verstanden wurden. Die Archäologie der Apokalypse liefert nicht nur den Schlüssel zur Deutung und Datierung des kryptischen Offenbarungstextes, sie lässt auch die Identität ihres geheimnisvollen Verfassers zum Vorschein kommen.

Die Suche auf den Spuren der Apokalypse und ihres Autors führt zunächst nach Patmos. Auf der kleinen Sporadeninsel soll Johannes nach eigenen Angaben - während eines Verbannungsaufenthaltes - seine Visionen erlebt und aufgezeichnet haben. Es ist übrigens interessant, daß die vielen bildlichen Darstellungen, die den Evangelisten mit seinem jungen Schreiber zeigen, auch in den westlichen Bilderwelten Johannes immer als alten Mann zeigen. Das ist in der Tradition der Ostkirche selbstverständlich. Da sind alle fast alle Apostel alte Männer, denn die Ostkirche kannte die griechische Tradition der Philosophen, die immer als Alte dargestellt wurden. In der Westkirche gab es dann aber auf einmal die Version des jungen Johannes, durchgehend, was durch die Wichtigkeit seiner Anwesenheit zusammen mit Maria unter dem Kreuz Christi zu tun hat. Auf den Darstellungen zur Offenbarung auf Patmos, die aufgeschrieben wird, ist er allerdings in der Tradition der weisen alten Männer geblieben. Eine interessante Differenzierung, um die es heute nicht geht, die aber wie von selbst sich Raum schafft.

Weitere wichtige Stationen der filmischen Recherche sind das Ausgrabungsgelände von Ephesus in der heutigen Türkei sowie die Papyrussammlung in Wien.

Als Experten auf der Suche nach dem Schlüssel zum letzten Buch der Bibel wirken mit: Thomas Söding, Professor für neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum, Manfred Lütz, Leiter des Alexianer-Krankenhauses für psychische Kranke in Köln, und Elaine Pagels, Professorin für Religionswissenschaften an der Princeton University. Sie alle können von ihrem Fachgebiet her interessante Rückschlüsse auf Autor, Text und Sprachbilder liefern.

Letztlich ist es die Verschlüsselung selbst, die die entscheidenden Hinweise liefert. Die Kodierung des Textes mit rätselhaften und teilweise dem Alten Testament entliehenen Sprachbildern soll Autor und Leserschaft vor Verfolgung schützen. Sie sorgen auch dafür, dass die Johannes-Apokalypse als literarisches Werk universale Bedeutung erlangt und das Verfallsdatum der im Text angesprochenen Ereignisse um Jahrtausende überlebt.

 

INFO:

ZDF: am Freitag, 3. April; 19:30 Uhr

Buch: Friedel Klütsch

Kamera: Erik Schimschar

Regie: Friedel Klütsch

Redaktion: Michaela Pilters, Martina Schönfeld