Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. März 2015, Teil 2

 

Kirsten Liese

 

Berlin (Weltexpresso) - Eine Frau und ein Mann verlieben sich an einem fremden Ort. Ihnen ist nur kurze Zeit vergönnt, sie würden gerne einander wiedersehen. Aber es kommt etwas dazwischen.

 

3 Herzen“ beginnt mit einer Vorgeschichte, die man so oder so ähnlich schon gesehen hat, denkt man an „Casablanca“, „Die große Liebe meines Lebens“ oder auch Richard Linklaters Romanze „Before Sunrise“.

 

Vielleicht hätten Marc (Benoît Poelvoorde) und Sylvie (Charlotte Gainsbourgh) ihre Telefonnummern austauschen sollen, aber als ihm das in den Sinn kommt, ist es schon zu spät. „Ich werde da sein“, ruft sie ihm vom Bahnsteig noch zu. Die Türen schließen, der Zug fährt ab.

 

Vergeblich wartet Sylvie (Charlotte Gainsbourgh) wenig später am vereinbarten Treffpunkt in Paris auf ihr Rendez-vous. Sie weißt nicht, dass der Unbekannte einen Herzanfall erlitten hat. Und weil die Beiden noch nicht einmal ihren vollständigen Namen voneinander wissen, ist die zarte Liaison damit zu Ende.

 

Der Film fängt an dieser Stelle allerdings erst an, entwickelt sich schleichend zu einem Psychokrimi.

 

Das Schicksal will es, dass Marc bei seiner sehnsuchtsvollen Rückkehr in das Provinzstädtchen eine andere zauberhafte Frau (Chiara Mastroianni) kennenlernt, und dass diese Beziehung Gestalt annimmt. Trotz reinen Herzens rutscht er unweigerlich in die Rolle des Verräters. Denn Sophie ist die Schwester der Frau, die er in eine entfernte Ecke seines Herzens verdrängt hat.

 

Benoît Jacquot erzählt seine Geschichte elliptisch mit großen Zeitsprüngen. Er zögert das obligatorische Wiedersehen von Marc und Sylvie lange hinaus, schürt die Spannung und lässt den Zuschauer darüber im Ungewissen, welche Rolle er wohl der Mutter der beiden Frauen zugedacht hat, der wie immer eleganten und zeitlos schönen Catherine Deneuve.

 

Und so wie bei Marc und Sylvie bei ihrem Wiedersehen alte Gefühle wieder hochkommen, braut sich in dem weitläufigen Landhaus der Schwiegermama eine unheilvolle Stimmung zusammen, bestimmt von Lügen und Heimlichkeiten, verstohlenen Blicken und der Sorge, ertappt zu werden.

 

Es ist vor allem ein Verdienst der prominenten Schauspielerinnen, dass aus einem streckenweise etwas konstruiert wirkenden Drama ein ganz spannendes wird. Mit subtilen Blicken und Gesten tragen sie den Ton des Geheimnisvollen hinein.

Umso überraschender dann das Ende. Im Gegensatz zum wirklichen Leben lässt sich im Kino das Rad zurückdrehen und in Gedanken durchspielen, wie unter anderen Vorzeichen alles anders gekommen wäre. Jacquot praktiziert das nicht so variantenreich wie Tom Tykwer in „Lola rennt“, dafür aber mit einem großen Gespür für Romantik.