Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. April 2015

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Frankreich, ca. 1683 - die Witwe Sabine De Barra (Kate Winslet) verdient ihren Lebensunterhalt als Landschaftsgärtnerin.König Ludwig XIV (Alan Rickman) wünscht sich für Versailles eine Gartenanlage, wie sie noch nie dagewesen ist - und verlangt das möglichst rasch.

 

Sabine bewirbt sich um einen Auftrag im Rahmen des Baus der Gärten von Versailles bei dem obersten Gartenarchitekten des Königs XIV, André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts). Der bräuchte zwar dringend Unterstützung, weshalb er im Wettbewerb alle möglichen Gartenarchitekten des Königreichs hat antanzen lassen, findet aber Sabines Vorschläge zu chaotisch. Sabine ist also nach drei Minuten Audienz schon wieder draußen, da die gestalterischen Ideen von ihr und Le Nôtre zu gegensätzlich sind. Er will einen Garten voller Ordnung und Symmetrie anlegen.

 

Sabine kehrt nach Hause auf ihr Gut zurück und ist doch sehr verwundert, als am gleichen Abend Le Nôtre unangemeldet bei ihr auftaucht. Er bewundert ihren Garten und teilt ihr mit, dass sie doch die Chance erhält, ein Stück des Gartens von Versailles unter seiner Führung zu gestalten. Dabei stellt sich heraus, dass Le Nôtre einen Teil ihrer Pläne dort umsetzten will. Sie soll ein Ballsaal-Boskett, einen kreisrunden Garten mit Wasserspielen gestalten. In dem "Ballsaal unter freiem Himmel" soll später ein Orchester auftreten und es soll auch getanzt werden können.

 

Sabine stürzt sich begeistert in die Arbeit und entwickelt einen Plan für die Wasserversorgung in den Kaskaden. Als sie Ärger mit den ihr zugewiesenen Arbeitern bekommt, beobachtet ihr ehemaliger Konkurrent Duras (Steven Waddington), wie sie nachts allein weiterarbeitet. Er stellt sich ihr als Vorarbeiter zur Verfügung und bringt auch gleich seinen loyalen Bautrupp mit.

 

Während einer Einladung in den Louvre lernt sie den liebenswerten, exaltierten und offen homosexuellen Herzog von Orléans (Stanley Tucci), seine deutsche Gemahlin Prinzessin Palatine (Paula Paul) und auch die Mätresse des Königs, Madame De Montespan (Jennifer Ehle) kennen, die die etwas unsichere Madame De Barra neugierig aber freundlich unter ihre Fittiche nehmen.

 

André Le Nôtre und seine extravagante Gattin (Helen McCrory) nehmen auch an dem Empfang teil. Während sie sich mit ihrem Liebhaber vergnügt, kommen sich André und Sabine näher, was aber Madame wiederum nicht gefällt, obwohl sich das Ehepaar eigentlich schon lange voneinander entfernt hat.

 

Die Arbeiten am Garten gehen weiter und auch André und seine Kollegin kommen sich vorsichtig näher. Allerdings weist Sabine dann Le Nôtre im letzten Moment zurück, da er verheiratet ist und sie ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit hütet.

 

Dann stirbt unerwartet die Königin und Ludwig trauert ernsthaft um seine Gattin. Er will einen Tag in Ruhe allein im Areal des königlichen Gärtners verbringen. Er wird dort von Sabine gestört, die ihn mit dem Gärtner verwechselt (er trägt keine Perücke) und möchte Pflanzen tauschen. Der König genießt die etwas kuriose Situation, da er so ein persönliches und ehrliches Gespräch führen kann. Auch als Sabine ihn erkennt, verbringen die beiden einen zauberhaften Nachmittag zwischen Birnenbäumen, Rosen und anderen Pflanzen. Der König ist sogar bereit, ihr beim Ausladen ihrer Pflanzen zu helfen.

 

Während der Bau des Gartens weitergeht, erkennt Madame Le Nôtre, dass sich ihr Mann für Sabine zu interessieren beginnt. Sie reagiert eifersüchtig und bittet André, sie nicht mit einer Gärtnerin zu betrügen. Le Nôtre erklärt kühl, dass er schließlich auch ein Gärtner sei und sie ihm nicht geholfen hätte, als er ihre Loyalität gebraucht habe.

 

Während der ungeduldige König auf baldige Fertigstellung seines Gartens drängt, besucht Madame Le Nôtre Sabine eines Abends auf der Baustelle und verlangt von ihr, sich von ihrem Mann fernzuhalten. Zusätzlich sabotiert Madame mit Hilfe ihres Liebhabers den Garten. Sie nutzt einen Sturm, um eine Schleuse öffnen und gleichzeitig einige der bereits verlegten Rohre zerstören zu lassen. Da Sabine auf der Baustelle schläft, bekommt sie relativ rasch mit, dass das Bauprojekt durch das einfließende Wasser überschwemmt zu werden droht. Als sie versucht, die Schleuse zu schließen, rutscht sie ab und droht zu ertrinken. Sie wird gerettet, weil es Le Nôtre, der ebenso wie Duras und seine Arbeiter schnell zur Stelle sind, gelingt, das Seil am Schleusentor durchzuschneiden. Dabei macht er eine Entdeckung, die dazu führt, dass er erst mal von seiner Frau in Ruhe gelassen wird.

 

Sabine wird von den Frauen bei Hofe eingeladen. Dabei ist sie zum ersten Mal bereit, zu gestehen, dass ihre Tochter mit 6 Jahren verstorben ist. Dadurch erzählen auch alle anderen Frauen, wie viele ihrer Kinder u.a. durch die Pocken gestorben sind.

 

Erst nachdem Sabine sich mit dem Verlust und der dahinter steckenden Wahrheit auseinander setzen kann, kann sie sich auf eine Beziehung einlassen und auch ihr "Lustwäldchen" im Garten von Versailles beenden.

 

 

Alan Rickmans zweite Regiearbeit ist ausnahmslos mit exzellenten Darstellern besetzt, dabei ragen Kate Winslet als Sabine De Barra und Matthias Schoenaerts als André Le Nôtre heraus, der hier auch zeigen darf, dass er durchaus sanftere Töne treffen kann. Allein das macht diesen Historienfilm schon sehenswert. Dabei hat Rickman neben der Regie auch die Rolle des Königs Ludwig XIV übernommen und am Drehbuch mitgeschrieben. Als Hintergrund für seine Geschichte hat er lauter historisch überlieferte Personen verwendet. Einzig Sabine De Barra ist eine Erfindung. Allerdings hat es er mit dem Alter der handelnden Personen nicht allzu genau genommen. So war z.B. André Le Nôtre, der als einer der berühmtesten Gartenarchitekten der Weltgeschichte gilt, 1683 bereits 70 Jahre alt und nicht ein junger Mann in den Dreißigern, während Ludwig selbst erst 45 Jahre alt war. Dies stört aber den Ablauf des Films nicht, da man nie wirklich das Gefühl hatte, hier wird eine reale Geschichte erzählt, obwohl gerade Prinzessin Palatine, die berühmte Liselotte von der Pfalz, über 5000 Briefe hinterlassen hat, in denen sie sehr offen über die Zustände am Hofe Ludwigs des XIV berichtet hat.

 

Alan Rickmans Augenmerk waren aber nicht die politischen Hofintrigen des 17. Jahrhunderts, sondern er konzentriert sich auf die Entstehung der Gärten von Versailles. Dadurch ist ein Film entstanden, der vor allem schöne und ruhige Momente hat. Die realen Bedingungen im Frankreich dieser Zeit sind genauso ausgeblendet, wie die Kriege, die Ludwig zur gleichen Zeit führte.

 

Der Film ist schön anzusehen und es macht Spaß der Geschichte zu folgen, allerdings ist er mit knapp zwei Stunden eigentlich etwas zu lang geraten. Insgesamt ist "Die Gärtnerin von Versailles" ruhiges historisches Erzählkino und will wohl auch nicht mehr sein.

 

Info:

 

Die Gärtnerin von Versailles (Großbritannien 2014)

Originaltitel: A Little Chaos

Genre: Historische Komödie

Filmlänge: 116 Min.

Regie: Alan Rickman

Drehbuch: Jeremy Brock, Alison Deegan, Alan Rickman

Darsteller: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman, Stanley Tucci, Helen McCrory, Jennifer Ehle, Phyllida Law, u.a.

Verleih: Tobis Film

FSK: ab 6 Jahren

Kinostart: 30.04.2015

 

Bild: Alan Rickman als Ludwig XIV, Paula Paul als Prinzessin Palatine und Kate Winslet als Sabine De Barra. © Tobis Film