Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7.Mai 2015, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Ende 1915 - türkische Soldaten unter der Leitung von Major Hasan (Y?lmaz Erdo?an) rücken während der Schlacht von Gallipoli gegen die von Soldaten der ANZAC (Australian and New Zealand Army Corps) gehaltenen Stellungen vor, finden diese aber verlassen vor.
Joshua Connor (Russell Crowe) ist ein australischer Farmer in Nordwest-Victoria. Er ist ein "Water Diviner", d.h. er ist in der Lage mit Hilfe von Wünschelruten Wasser zu finden. Seine drei Söhne Art (Ryan Corr), Henry (Ben O'Toole) und Edward (James Fraser) haben sich kurz nach Beginn des ersten Weltkrieges zur Armee gemeldet und gelten seither bei Gallipoli als vermisst oder gefallen.
1919: Connors Frau Eliza (Jaqueline McKenzie) trauert immer noch um ihre Söhne und wirft Joshua vor, zwar Wasser finden zu können, aber nicht in der Lage zu sein, ihre Söhne nach Hause zu bringen. Als seine Frau kurz danach ertrinkt und der örtliche Pfarrer sie nur mit großen Bedenken beerdigen will, entschließt sich Connor, in die Türkei nach Gallipoli zu reisen. Er hofft mit Hilfe seiner Erfahrung als Wünschelrutengänger und Arts Tagebuch, die Gräber seiner Söhne zu finden.
Drei Monate später kommt er in Konstantinopel (heute Istanbul) an und findet ein Zimmer im Gasthaus von Ayshe (Olga Kurylenko), einer Witwe mit dem etwa 11jährigen Sohn Orhan (Dylan Georgiades).
Weder die türkischen Behörden noch die Briten zeigen Interesse daran, Connor zu helfen. Es wird ihm von den britischen Besatzungstruppen untersagt, das Schlachtfeld von Gallipoli zu betreten. Da zur gleichen Zeit das osmanische Reich von den Siegermächten aufgeteilt wird, gerät er immer wieder in Demonstrationen von Jungtürken, die sich gegen die Aufteilung wehren. Durch die Unterstützung von Ayshe findet er einen Fischer, der ihn nach Gallipoli bringen will.
Dort versuchen inzwischen die australischen Soldaten unter der Leitung von Lt-Col Cyril Hughes (Jai Courtney), einem Tasmanier, der bei Gallipoli gedient hatte, die gefallenen ANZAC-Soldaten zu finden und auf einem Friedhof vor Ort zu beerdigen, während die Überreste der Türken nur aufgestapelt werden. Major Hasan und Sergeant Jemal (Cem Yilmaz) werden gezwungen, beim Auffinden der einzelnen Schlachtfelder zu helfen. Da Hasan für die vielen toten Soldaten verantwortlich gemacht wird, schlägt ihm von den dort arbeitenden Australiern offener Hass entgegen. Als Connor dort ankommt, will ihn Hughes sofort wieder wegschicken. Connor weigert sich und kampiert am Strand. Da er der einzige Vater ist, der jemals dort aufgetaucht ist, gibt Hughes nach - auch auf Bitten von Major Hasan.
Connor sucht mit Hilfe von Arts Tagebuch und mit seiner Erfahrung beim Wasser-Suchen auf dem Schlachtfeld nach seinen Söhnen und findet innerhalb von kurzer Zeit die sterblichen Überreste von Henry und Edward. Er stellt fest, dass Henrys Schädel ein Einschussloch im Hinterkopf hat. Ein ANZAC Sergeant erzählt Connor, dass Major Hasan diesen Abschnitt für die türkische Seite kommandiert hat und dass er angeordnet habe, alle Gefangenen zu erschießen. Daraufhin greift Connor Hasan an, wird aber von Hughes gestoppt, der bemerkt, dass der Krieg vorbei sei. Die Jungen werden auf dem örtlichen Soldaten-Friedhof beerdigt, obwohl Connor sie gerne mit nach Australien genommen hätte. Connor entschuldigt sich bei Major Hasan und freundet sich mit ihm an. Hasan sieht sich das Bild der Söhne an und behauptet, dass Art nicht gefallen sei, sondern gefangengenommen wurde und möglicherweise in einem Gefangenenlager im Süden Anatoliens noch am Leben sein könnte.
Connor kehrt nach Istanbul zurück und versucht von den Engländern einen Passierschein zu bekommen, was aber abgelehnt wird, da dort gerade der Bürgerkrieg zwischen Griechen und Türken ausgebrochen ist. Gleichzeitig wird sein Pass einbehalten und er soll in drei Tagen mit einem Schiff deportiert werden. Er wohnt weiterhin bei Ayshe und wird für deren Sohn eine Art Ersatzvater. Sie wird vom Bruder ihres verstorbenen Mannes, Omer (Steve Bastoni) bedrängt, ihn als seine Zweitfrau zu heiraten - auch da er keinen Sohn, sondern nur Töchter hat. Als sie sich wieder mal weigert, verprügelt er sie. Connor, der gerade vorbei kommt, schmeißt Omer aus dem Haus. Als der am nächsten Tag zusammen mit einigen Freunden zurückkommt und Connor angreift, wehrt der sich erfolgreich. Als plötzlich Jemal vor ihnen steht, lassen die Angreifer rasch von Connor ab, denn Jemal und Hasan sind bekannte Jungtürken.
Connor verschwindet an dem Tag seiner Deportation, indem er sich Hasan, Cemal und anderen türkische Patrioten anschließt, die sich auf einem Güterzug auf den Weg nach Ankara machen.
Unterwegs wird der Zug von griechischen Freischärlern aufgehalten, die alle Türken erschießen. Da Connor sich als Australier zu erkennen gibt, lässt man ihn in Ruhe. Er nutzt im letzten Moment die Gelegenheit und rettet Hasan das Leben, während Jemal erschossen wird. Sie fliehen mit den Pferden der Griechen.
Sie kommen durch ein Dorf, wo sie einen Brunnen sehen, der genauso konstruiert ist, wie Connor es seinen Söhnen beigebracht hat. Er sucht die Gegend ab und findet seinen Sohn Art, der leicht verletzt und durch den Krieg schwer traumatisiert auf einer Bergfestung lebt und dort Ikonen malt.
Da die griechischen Freischärler die Festung angreifen, verschwindet Hasan. Art will erst nicht mit Connor zurückgehen, da er sich schuldig fühlt, weil er seine Brüder nicht beschützen konnte. Dabei erzähl er auch, dass er Henry auf dessen Wunsch erschießen musste, da dieser durch einen Bauchschuss am Verbluten war. Aber sein Vater will nur nach Hause fahren, wenn Art mitkommt. Sie fliehen durch einen Brunnen in einen Fluss und kommen drei Wochen später in Istanbul an. Dort ziehen sie wieder bei Ayshe ein, die Connor durch einen besonders süßen Kaffee zu verstehen gibt, dass sie an ihm interessiert ist.
In "Das Versprechen eines Lebens" führt Russell Crowe zum ersten Mal Regie. Das Drehbuch von Andrew Knight und Andrew Anastasios beruht auf einer wahren Begebenheit, dernach ein australischer Vater nach dem ersten Weltkrieg in Gallipoli nach seinem vermissten Sohn gesucht hat. Die Rolle des Majors Hasan hat an einigen Stellen deutlich die Züge von Mustafa Kemal (Atatürk).
Insgesamt hat Crowe versucht aufzuzeigen, dass bei Gallipoli nicht nur ANZAC-Soldaten sondern auch eine viel größere Anzahl türkischer Soldaten umgekommen ist. Gleichzeitig sieht man, was mit dem Osmanischen Reich nach dem für die Türkei verlorenen Krieg passiert, in dem die Siegermächte sich Teile aneignen wollen und werden.
Russell Crowe hat die Schlachtszenen sehr gut choreographiert, leider gerieten die Szenen mit der jungen türkischen Witwe Ayshe doch etwas sehr konventionell und süßlich. Sie waren für den Fortgang des Films eigentlich überflüssig.
Etwas unbefriedigend ist, dass der Film an vielen Stellen nur die Sicht der türkischen Seite zeigt (z.B. beim Verhalten der Engländer oder im Kampf mit den Griechen in Anatolien). Das mag teilweise geschichtlich berechtigt sein, schmälert aber die Wirkung. Dies wird besonders deutlich, wenn gegen Ende des Films griechische Freischärler die Festung/Kirche angreifen, in denen Connors Sohn Art Ikonen malt - also ist das ganz sicher keine islamische Moschee. Fatih Akins Film "The Cut" über den Genozid an der armenischen Bevölkerung erzählt eine ähnliche Geschichte und spielt etwa zur gleichen Zeit. Dieser Teil der türkischen Geschichte wird in diesem Film überhaupt nicht angesprochen.
Der Film wurde von der Australian Academy of Cinema and Television Arts als bester Film ausgezeichnet. Yılmaz Erdoğan gewann den Preis als bester Nebendarsteller. Russell Crowe wurde als bester Darsteller nominiert, hat aber nicht gewonnen.
Insgesamt ist es trotz aller Kritik ein Film geworden. der dazu anregt, sich noch einmal mit der Geschichte des 1. Weltkrieges in dieser Region und der Gründung des türkischen Staates zu beschäftigen.
Info
Das Versprechen eines Lebens (2015)
Originaltitel: The Water Diviner (Australien, USA, Türkei 2014)
Genre: Drama, Kriegsfilm
Filmlänge:112 Minuten
Regie: Russell Crowe
Drehbuch: Andrew Knight, Andrew Anastasios
Darsteller: Russell Crowe, Olga Kurylenko, Yilmaz Erdogan, Cem Yelmaz, Jai Courtney, Ryan Corr, u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 12 Jahren, feiertagsfrei
Kinostart: 7. Mai 2015
Bild: Russell Crowe als Joshua Connor, © Universal