Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. März 2012, Teil 1

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Nach der Berlinale und der Oscarverleihung hat der Zuschauer und auch der Filmkritiker oft das Gefühl, es liefen Filme an, die er schon kennt, denn die Berichterstattung über manche Filmen ist so breit und wiederholt, daß man das auch wirklich glauben kann. DIE  EISERNE  LADY  gehört dazu. Dokumentarfilme sagen allerdings mehr über die Leute aus, als fiktive Filme uns dies glauben machen!

 

DIE EISERNE LADY

 

Nein, da muß man wirklich nichts mehr vom Film erzählen, denn daß er das Leben der Margret Thatcher verfilmt, ist nun bekannt. Und auch, daß die Glanzleistung dieses Films von Phyllida Lloyd in der Darstellung der eisenharten englischen Regierungschefin liegt, vgl. unser Berlinalebericht. Jetzt werden immer mehr Produktionsinterna bekannt.

 

Zu denen gehört auch, daß beim ersten Zurechtmachen der Streep als Thatcher, diese in Strickjacke und Pantoffeln so durch das Set schlurfte, wie sie es auch im Film macht, und von niemandem erkannt wurde. Den Leuten seien die Kinnlade heruntergefallen, berichtet Frau Lloyd, die im übrigen mit MAMA MIA – auch mit Meryl Streep – die erfolgreichste englische Komödie aller Zeiten gedreht hatte. Ein Film, der uns ein Alptraum wurde.

 

Wichtig für die Einschätzung dieses Films ist es, daß er auf hervorragenden Schauspielerleistungen basiert,  rundherum zutreffende Kostüme und Zeitgeistatmosphäre bietet, auch Komik, die entsteht, wenn Krankheit auf Normalität trifft, die Kranken aber sensibler reagieren als die ‚Normalen‘. Nur eines darf man nicht erhoffen und von daher auch nicht als fehlend kritisieren, weil es nie intendiert war: das wäre die politische Auseinandersetzung mit dem Thatcherismus. An dieser Stelle hängt der Film in der Luft.

 

 

ADOPTED

 

Wer einsam ist und in Deutschland als Erwachsener lebt, findet ein Zuhause in westafrikanischen Patenfamilien.

 

 

JOHN IRVING UND WIE ER DIE WELT SIEHT

 

Das ist ein Film, der gedreht wurde, weil der Autor richtig gute Bücher schreibt, die die Leute gerne lesen, weshalb sie sicher mehr über ihn wissen wollten. Persönlich. Beruflich. Früher machte man dann Fernsehdokumentationen, die oft wiederholt wurden. Literarisch ist John Irving auf Deutsch im Diogenes Verlag zu Hause und in Wirklichkeit in Vermont/USA. Aber - und nur darum konnte dieser Film so gelingen: Er ist auch in der deutschen Sprache zu Hause, kennt Wien wie nur was und uns gleich mit.

 

Regisseur André Schäfer hat John Irving auf seiner Lesereise durch Europa mit der Kamera begleitet und damit das nicht zu einseitig wird, auch seinen Alltag in Vermont eingefangen: beim Schreiben, Lesen, Kochen und fitneßtreibend. Da der Autor ein sprachgewaltiger und interessanter Typ ist, ist der Film auch nicht daneben, sondern vergnüglich. Der Titel bezieht sich wohl auf Irvings Welterfolg GARP UND WIE ER DIE WELT SAH. Uns gefallen solche schrägen Sachen wie Hotel New Hampshire- übrigens auch verfilmt – oder Witwe für ein Jahr noch besser. Und dieses Schräge am John Irving vermissen wir in diesem Film, der ansonsten sehr angenehm ist.

 

KÖNIG DES COMICS – RALF KÖNIG

 

Ralf König ist einer der berühmtesten deutschen Comic-Autoren und sein Regisseur Rosa von Praunheim war einmal der berühmteste deutschen schwule Regisseur mit der ausdrücklichen Liebe zur Farbe Rosa, im Leben und im Film. Seinen Freund Ralf König – von ihm ist auch DER BEWEGTE MANN – hat er ausgesprochen sanft porträtiert, gegenüber dem Schrillen und Marktschreierischen, das von Praunheim – genannt nach dem ländlichen Vorort Praunheim in Frankfurt am Mai, wo er sich als Jugendlicher wohlfühlte; der Vorname Rosa soll an den'rosa Winkel' erinnern, den den KZs Homosexuelle trage mußten – ansonsten liebt.

 

Auch hier ist es eine Lesereise des nun Fünfzigjährigen, die den Filmverlauf als Tour vorgibt. König fing als Schreinerlehrling an, wurde zum Held der Subkultur des Comics und durch seine bei Rowohlt erschienenen Bände dann Erste Klasse. Man erfährt, wie wichtig von Praunheim selbst für König in Bezug auf das öffentliche Zugeständnis der eigenen Homosexualität war, was im Film dann wieder gespiegelt wird, wo König zur Läuterungsfigur für andere Schwule wird. Der Film ist nicht tiefschürfend, aber mitteilsam.