Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11.Juni 2015, Teil 3
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Love & Mercy ist ein Musikfilm über Brian Wilson, den kreativen Kopf hinter den Beach Boys. Der Film spielt in zwei Zeitebenen - in den 60er Jahren, als die Beach Boys ihre größten Erfolge hatten, und in den späten 90er Jahren.
Mitte der 1960er: Die Beach Boys gehören zu den weltweit erfolgreichsten Bands, mit ihrem Surf-Sound erreichen sie zahlreiche Charterfolge. Sie wurden 1961 von den Brüdern Brian (Paul Dano), Dennis (Kenny Wormald) und Carl Wilson (Brett Davern), ihrem Cousin Mike Love (Jake Abel) und dem Schulfreund Alan Jardine (Graham Rogers) im kalifornischen Hawthorne gegründet. Brian Wilson ist der musikalische Kopf der Gruppe. Allerdings zeigen sich bei ihm schon bald immer stärker Depressionen und Angstzustände, die er durch Drogen und Alkohol zu bekämpfen versucht. Daran scheitert auch seine erste Ehe. Daneben leidet er auch - stärker als seine jüngeren Brüder - unter seinem autoritären Vater Murry (Bill Camp). Die Beach Boys veröffentlichen in dieser Zeit (1966) das Album "Pet Sounds", das als Brian Wilsons größtes Werk angesehen wird, und die Single "Good Vibrations", die ebenso zum weltweiten Hit wurde. Gleichzeitig plagen ihn aber immer öfter Probleme, und er schaffe es häufig nicht, die Lieder fertig zu stellen.
Zu Beginn der 1990er Jahre ist Brian Wilson (jetzt: John Cusack) geistig und körperlich am Ende. Er wird von seinem Vormund Dr. Eugene Landy (Paul Giamatti) kontrolliert und mit starken Medikamenten behandelt. Landy mischt sich auch in die Gestaltung der Songs ein, er arbeitet auch als Produzent und Textschreiber und streicht einen Teil der Tantiemen ein. Brian lernt bei einem Autokauf der Autoverkäuferin Melinda Ledbetter (Elizabeth Banks) kennen, die früher als Model gearbeitet hat. Entgegen Landys Anordnung kommen die beiden sich näher. Sie merkt, dass sein Vormund ihn mit bewusst überdosierten Medikamenten kontrolliert. Sie ist bereit, um Brian zu kämpfen, und sorgt am Ende dafür, dass Carl Wilson und seine Mutter die Vormundschaft und die Verträge mit Landy anfechten. Landy verliert danach auch seine Zulassung als Psychiater in Kalifornien.
Regisseur Bill Pohlad zeichnet in seiner Biografie über zwei wichtige Lebensabschnitte des Beach-Boys-Komponisten und Sängers Brian Wilson ein unkonventionelles Porträt dieses Ausnahmekünstlers. Zwischen den Zeitebenen gibt es einen schockierenden Kontrast. Brian Wilsons Aufstieg mit den Beach Boys zu musikalischen Höchstleistungen und seinen Fall in den späten 60ern mit einem immer stärker werdenden emotionalen Verfall mit schizophrenen Schüben, wird ein durch die Jahre der Isolation gezeichneter Brian Wilson gegenübergestellt, der mit Hilfe von Melinda Ledbetter zu neuem Leben erwacht und wieder lernt, unabhängig zu leben.
Bill Pohlad lässt Brian Wilson in beiden Zeitebenen von unterschiedlichen Schauspielern darstellen. John Cusack sieht dem älteren Brian Wilson überhaupt nicht ähnlich, spielt aber den durch Medikamente und physische und psychische Abhängigkeiten abgestumpften Mann trotzdem überzeugend und sehenswert.
Paul Dano dagegen sieht dem jungen Vorbild nicht nur ähnlich, er verkörpert das musikalische Genie auch auf eindrucksvolle und charismatische Weise: Die Energieschübe im Tonstudio, die visionäre Entrückung, die Lust an außergewöhnlichen Klängen und der beharrliche Drang, eine Idee zur Wirklichkeit werden zu lassen, werden von ihm hervorragend dargestellt. Daneben singt er auch einige der Lieder. Auch die anderen Darsteller der Beach Boys singen einen Teil der Songs selbst, z.B. im Tonstudio oder bei Proben. Daneben sind viele der bekannten (und auch weniger bekannten) Lieder der Beach Boys im Original als Teil der Filmmusik zu hören.
Nicht nur die Hauptrollen sondern auch die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt. So liefern Paul Giamatti als Dr. Eugene Landy und Elizabeth Banks als Melinda Ledbetter hervorragende schauspielerische Leistungen ab.
Dieser Musikfilm ist kein Gute-Laune-Film, sondern ein Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruht - ein hochkarätig besetzter und virtuos inszenierter Film, der einen nicht kalt lässt. Deshalb: Unbedingt ansehen!
Info:
Love & Mercy (USA, 2014)
Originaltitel: Love & Mercy
Genre: Drama, Musikfilm
Filmlänge: 120 Min.
Regie: Bill Pohlad
Drehbuch: Oren Moverman, Michael Alan Lerner
Darsteller: John Cusack; Paul Dano; Elizabeth Banks; Paul Giamatti; Jake Abel u.a.
Verleih: Universum Film
FSK: ab 6 Jahren
Foto: Die Beach Boys (v. l. n. r.): Dennis Wilson (Kenny Wormald), Al Jardine (Graham Rogers), Carl Wilson (Brett Davern), Mike Love (Jake Abel) und Brian Wilson (Paul Dano), © StudioCanal