Montag, 15. Juni, 18 Uhr THE LOOK OF SILENCE im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Muß man den Regisseur noch vorstellen, der im letzten Jahr für seinen heute gezeigten Film den großen Preis der Jury der Filmfestspiele von Venedig erhielt? Auch vor dem Film, der ihn bekannt machte, THE ACT OF KILLING, war er als herausragender junger Regisseur mit Preisen bedacht.

 

Schon in seinem Film THE ACT OF KILLING widmete sich Joshua Oppenheimer den Massakern an mehr als einer Million Menschen nach dem Militärputsch 1965 in Indonesien und lieferte erschreckende Eindrücke von den damaligen Tätern. Nun begleitet er eine Familie, deren ältester Sohn Ramli während des Massakers umgebracht wurde. Gemeinsam mit dessen Bruder Adi, einem Optiker, sucht er diejenigen auf, die den Mord verschuldet haben. Dabei trifft er auf Menschen, die für ihre Taten nie zur Rechenschaft gezogen wurden und sich sogar mit diesen brüsten. Sie wohnen in der gleichen Straße wie die Familie und kaufen in denselben Läden ein.

 

Wie ungebrochen auch fünfzig Jahre nach dem Massaker der Massenmord an Kommunisten oder denen, die als solche verleumdet wurden, als richtige Tat gilt, zeigt der Schulunterricht, in dem ein Lehrer die auf die Ermordung der Väter folgende Sippenhaft für die Familie, vor allem die Kinder verweist, die nie – mit einem Kommunisten als Vater – eine staatliche Stelle einnehmen durften. Heute weiß man übrigens, daß der offiziell den Kommunisten angelastete Mord an sechs Generälen auf das Konto des putschenden Oberstleutnant ging, aber Joshua Oppenheimer gelingt es hervorragend, die gesellschaftliche Wirklichkeit zu transportieren, dernach an allen Übeln die Kommunisten schuld gewesen seien, die deshalb zu Recht umgebracht wurden.

 

Mehr wissen wir über den Film auch noch nicht. Können aber über den am 23. September in Texas geborenen Oppenheimer noch sagen, daß er nicht nur Filme macht, sondern wissenschaftlich tätig und beteiligt ist an britischen Forschungen zu Genoziden.

 

Foto:

Aus dem Film, wo nämlich derjenige, der als Bruder eines Ermordeten nun die Leute nach damals befragt, als Optiker unterwegs ist. Hier also eine Untersuchungsbrille, in die jeweils passende Gläser geschoben werden. Der Film zeigt, wie gut ein Optiker die Leute zum Reden bringen kann, wenn diese denken, es gehe um ihre Sehstärke. Dann nämlich geben sie Sachen zu, die sie bei voller Konzentration sicher verschwiegen hätten.

 

 

INFO:

THE LOOK OF SILENCE

Montag, 15. Juni, 18 Uhr

Dänemark/Norwegen/Finnland/Indonesien/Großbritannien 2014 R: Joshua Oppenheimer. Dokumentarfilm. 103 Min. DCP. OmeU

 

 

Im Anschluss (19:50 Uhr):

Filmgespräch mit Joshua Oppenheimer und Adi Rukun in der Aula der Städelschule, Dürerstr. 10

 

ca. 20:30 Uhr:

Podiumsdiskussion mit Joshua Oppenheimer und Philippe Pirotte in der Aula der Städelschule, Dürerstraße 10