Zum Tod des Film- und Fernsehregisseurs unserer Kindheit und Jugend
Gerhard Wiedemann
Hamburg (Weltexpresso) – Sie gehen alle dahin. Gestern Gerhard Zwerenz. Immerhin 90 Jahre, heute der 1942 geborene Fassbinderfreund Wolf Gremm. Schließlich ist 73 Jahre ja noch kein Alter, wo man sterben muß. Aber wer krebskrank wird, kann sein Schicksal schwer aufhalten. Wir denken an die so umtriebige wie engagierte Filmproduzentin Regina Ziegler, die mit ihm verheiratet war.
Man läuft der Zeit immer hinterher, denkt man sich jetzt. Denn, daß Wolf Gremm so krank war, wußte man schon länger. Und schließlich liegt die Fassbinderzeit lange zurück. Aber der erste Film von Gremm, an den erinnern wir uns noch heute: „ICH DACHTE, ICH WÄRE TOT kam 1973 heraus und läutete eine für die Bundesrepublik beispielhafte Karriere ein. Ob er seine Frau bei diesem Film kennenlernte? Auf jeden Fall was dieser Film der erste für die später so erfolgreiche Filmproduzentin. Übrigens erhielt Gremm im gleichen Jahr 1973 auch den Deutschen Kritikerpreis.
Autorenfilmer sagte man damals zu solchen wie ihm, die doppelte Ansprüche stellten: an sich selbst als Filmer und an uns als Publikum. Seine Freundschaft mit Rainer Werner Fassbinder führte zum Film KAMIKAZE von 1989, wo der berühmte Regisseur tatsächlich die Hauptrolle spielte. Später stellte Gremm die Dokumentation über Fassbinder zusammen, die 'Das letzte Jahr' genannt wurde.
Wahrscheinlich wurde die Erich-Kästner-Verfilmung FABIAN sein bekanntester Film, auf jeden Fall der größte, gleich internationale Erfolg. Aber wir kennen ihn auch von verschiedenen TATORTEN her und er führte nicht nur Regie, sondern schrieb auch Drehbücher. Die letzten Filme sind aus den Jahren 2010 und davor, denn der gebürtige Freiburger erfuhr im Jahr 2011 die Diagnose: Krebs. Der so freundliche und dem Leben zugewandte Wolf Gremm hat seine letzten Lebensjahre auf dem Smartphone selbst mitgefilmt und daraus die Dokumentation ICH LIEBE DAS LEBEN TROTZDEM gemacht, was sicher jetzt auch aufgeführt wird.
Daß sich die Fernsehanstalten und vor allem das ZDF sofort regen, hat mit der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit Wolf Gremm zu tun. "Das ZDF verliert einen langjährigen Weggefährten", erläutert Norbert Himmler, "Wolf Gremm wusste viel von den Menschen – er hat mit seinen Filmen immer das Publikum gesucht und gefunden". Und da er die gesamte Familie kennt, kondolierte der ZDF-Programmdirektor Wolf Gremms Ehefrau, besagter Produzentin Regina Ziegler: "Ihr Mann bleibt unvergessen, er hat ZDF-Programmgeschichte geschrieben. Wir trauern mit Ihnen." Dem schließen sich viele an.
Info:
Aus Anlaß des Todes von Wolf Gremm ändern das ZDF und ZDFneo ihr Programm: ZDFneo zeigt am Mittwoch, 15. Juli 2015, 21.45 Uhr, den Gremm-Film "Tödliches Rendezvous" mit Heiner Lauterbach, Heinz Hoenig und Sandra Speichert, das ZDF sendet den Film am Freitag, 17. Juli 2015, 0.00 Uhr.