Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Juli 2015, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Irgendwo in Colorado reitet der verträumte 16-jährige schottische Aristokraten-Sohn Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee) allein durch den Wilden Westen, um seine verlorene Liebe Rose (Caren Pistorius) aufzuspüren. Denn Rose musste mit ihrem Vater (Rory McCann) aus Schottland fliehen, ein Umstand an dem Jay nicht ganz unschuldig war.

 

Er schläft zwar nachts unter dem freien Sternenhimmel mit seinem Revolver in der Hand, aber eigentlich kann er damit gar nicht umgehen. Durch seine naive Unbedarftheit gerät er immer wieder in Gefahrensituationen, wie Ureinwohner, die aus ihren gebrandschatzten Dörfern fliehen oder marodierende ehemalige Soldaten, die auch ihn bedrohen. Doch dann taucht genau im richtigen Moment ein Fremder auf und erschießt die Widersacher. Dieser Silas Selleck (Michael Fassbender) bietet sich gegen eine Bezahlung von 100 Dollar - die eine Hälfte sofort, die andere später - an, ihn an sein Ziel zu bringen.

 

Auch wenn Jay Silas nicht vertraut und ihm dessen Manieren nicht gefallen, zeigt sich recht schnell, dass er auf seine Hilfe angewiesen ist. Da ist z.B. der Handelsposten, der gerade überfallen wird, als sie sich bei ihm mit Proviant und neuer Kleidung für Jay eindecken wollen. Plötzlich wird Jay zu einer Tat getrieben, die er sich in seiner Naivität nicht vorstellen konnte und die damit endet, dass er die eingekauften Sachen an zwei Kinder verschenkt, die er vor dem Handelshaus vorfindet und deren Eltern gerade zu Tode kamen. Als er versucht, daraufhin seinen Weg allein fortzusetzen, gerät er aber in eine unangenehme Situation, aus der ihn Selleck wieder herausholen wird.

 

Silas hat im Handelsposten ein Plakat entdeckt, auf dem steht, dass auf Rose und ihren Vater ein Kopfgeld von 2000 Dollar ausgesetzt ist. Davon erzählt er Jay nichts. Gleichzeitig ruft die Ankündigung noch andere Kopfgeldjäger herbei, wie die Gruppe, geführt von Payne (Ben Mendelson), einer Bande, der - wie sich herausstellt - Silas auch mal angehört hat. Payne versucht aus Silas herauszubekommen, wohin er Jay führt, der verrät aber trotz eines größeren Alkoholkonsums nichts. Da Payne und seine Gruppe Jay und Silas verfolgen, ist dieser gezwungen, Jay die Wahrheit zu sagen und versucht ihn davon abzuhalten, weiter zu Rose und ihrem Vater zu reiten. Doch der hält stur an seinem Plan fest.

 

John und Rose leben in einem einsam stehenden Haus, sie haben einen indianischen Helfer namens Kotori (Kalani Queypo). Als Jay mit Silas dort ankommt, sind auch schon Payne und seine Gruppe und ein weiterer Kopfgeldjäger (Edwin Wright) vor Ort. Die jetzt beginnende Schießerei werden am Ende nur ganz wenige überleben - und nicht unbedingt die, die man erwartet.

 

 

Für den Schotten John Mclean ist Slow West seine erste Regiearbeit an einem Kinofilm. Obwohl der Film ein typischer Western ist, wurde er nicht in den USA sondern auf der Südinsel in Neuseeland (und in Großbritannien) gedreht. Kameramann Robbie Ryan findet auch dort faszinierende Landschaftsbilder. Der Film hatte seine Premiere beim diesjährigen Sundance Film Festival und wurde dort mit dem "Grand Jury Prize" ausgezeichnet.

 

Michael Fassbender und auch Kodi Smith-McPhee sind wunderbare Schauspieler, die es schaffen, den Film allein zu tragen. Fassbender spielt Silas Selleck als abgebrühten Outlaw, der allerdings lernt, den naiven Aristokraten Sohn zu schätzen und für ihn einen Beschützerinstinkt zu entwickeln. Der junge Australier Kodi Smit-McPhee spielt den hoffnungslos romantischen Optimisten perfekt.

 

Der Film ist gerade mal 84 Minuten lang. Während in so kurzer Zeit keine Langeweile aufkommen kann, hat man am Schluss des Films das Gefühl, dass hier eine runde Geschichte trotz der manchmal schockartigen Einschübe ohne Schnörkel zu Ende erzählt worden ist. Slow West ist ein schöner Neo-Westen geworden, der ohne auf Stereotypen des Genres zu achten, seine Story auf eine ganz eigene Art erzählt.

 

Übrigens: Michael Fassbender als Magneto und Kodi Smit-McPhee als Nightcrawler werden wieder zusammen in X-Men: Apocalypse ab dem 19. Mai 2016 im Kino zu sehen sein.

 

Info:

Slow West (Großbritannien, Neuseeland 2015)

Originaltitel: Slow West

Genre: Western

Filmlänge: 84 Minuten

Regie und Drehbuch: John Maclean

Darsteller: Kodi Smit-McPhee, Michael Fassbender, Ben Mendelson, Caren Pistorius, Rory McCann u.a.

Verleih: Prokino

FSK: ab 12 Jahren

Kinostart: 30.07.2015

 

Bild: Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee) und Silas Selleck (Michael Fassbender) gemeinsam auf dem langen Weg nach Westen. © Prokino