Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Juli 2015, Teil 2
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der 16jährige Kaito (Nijiro Murakami) lebt allein mit seiner geschiedenen Mutter Misaki (Makiko Watanabe) auf der tropischen japanischen Insel Amami-Oshima. Sie arbeitet als Bedienung in einem Restaurant. Sein Vater Atsushi (Jun Murakami) lebt in Tokyo als Tätowierer und möchte gerne Maler werden.
Kaito fühlt sich nicht wohl auf der Insel, da er nicht im Meer schwimmen will und ihn auch der ständige Wind stört.
Kyoko (Jun Yoshinaga) lebt im gleichen Dorf, geht mit Kaito in die gleiche Klasse und liebt das Meer, in dem sie trotz eines Verbotes schwimmen geht. Ihr Vater Tetsu (Tetta Sugimoto ) hat ein kleines Restaurant und ist nebenbei Surflehrer. Ihre Mutter Isa (Miyuki Matsuda), die Schamanin des Ortes, ist sehr krank und wird bald sterben.
Während einer Feier zum Vollmond wird eine männliche Leiche an den Strand geschwemmt. Kaito scheint den Mann zu kennen. Er will aber Kyoko nichts über ihn erzählen.
Kyoko versucht sich Kaito zu nähern, der sie zwar mit seinem Fahrrad mitnimmt und auch gerne ihre Familie besucht, sich aber ihren vorsichtigen sexuellen Annäherungsversuchen widersetzt. Als sie nach dem Tod ihrer Mutter mit Kaito schlafen will, reagiert er mit Abwehr und Angst, denn der Tote im Meer war ein Liebhaber seiner Mutter und er ist wütend, dass sie schon wieder eine neue Beziehung hat.
Erst als er mit sich und seiner Mutter ins Reine kommt, ist er in der Lage, sowohl eine Beziehung mit Kyoto einzugehenals auch das Meer als Freund wahrzunehmen und dort sogar mit Kyoto schwimmen zu gehen.
Der Film der japanischen Filmemacherin Naomi Kawase ist mit 120 Minuten recht lang. Teilweise sind die ruhigen Szenen, vor allem, wenn das Meer oder die tropische Landschaft der Insel gezeigt werden, sehr schön gefilmt. Immer wieder werden stürmische Wellen gezeigt, die an Holzschnitte von Katsushika Hokusai erinnern. Allerdings geht durch die häufigen Wiederholungen der Bilder der positive Eindruck etwas verloren und führt zu Langeweile.
Berührend und auch tröstend ist auch eine lange und unsentimental gefilmte Sterbeszene. Andererseits sind aber auch einige der langen Einstellungen (z.B. wenn eine Ziege geschlachtet wird) recht schwer zu ertragen.
Fazit: Es ist ein Coming of Age-Film mit schönen Landschaftsbildern. Die Einfühlung in die Probleme von Kaito und Kyoko ergibt sich selten. So findet man leider - trotz vieler Nahaufnahmen - keinen richtigen Zugang zu den beiden Jugendlichen. Es ist ein Film, den man nicht unbedingt im Kino gesehen haben muss.
Info:
Still the Water (Japan 2014)
Originaltitel: Futatsumo No Mado)
Genre: Drama
Filmlänge: 120 Min.
Regie: Naomi Kawase
Darsteller: Nijiro Murakami, Jun Yoshinaga, Miyuki Matsuda, Tetta Sugimoto, Makiko Watanabe u.a.
Verleih: Film Kino Text
FSK: ab xxxxxxxxxxxxxxxx Jahren
Kinostart: 30.07.2015
Bild: Kyoko (Jun Yoshinaga), Kaito (Nijiro Murakami) und Kamejiro (Fujio Tokita) am Strand. © Film Kino Text