Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. März 2012, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso)- Deutsche tuen sich schwer mit Komödien. Dabei war das die große Masche der Regisseure der Dreißiger Jahre, die erst die Hollywoodkomödie erfanden, als sie – fast alle jüdisch – in die USA emigrierten. Nun haben wir derzeit eine türkische Bewegung im deutschen Comedien Bereich. Was falsch ausgedrückt ist, denn es sind Deutsche mit türkischen Wurzeln, die dem Deutschen an sich oft deshalb näherkommen, weil sie besser sehen und hören, weil sie vergleichen können.

  

TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER

Die gleichnamige Fernsehserie von Bora Dagtekin brachte neuen Wind in deutsche Wohnzimmer und auch der Film behält die Frische des Unerwarteten, die sich immer paart mit dem Wohlbekannten. Also zwischen Vorurteilen und neu zu Bewertendem müssen auch die hier handelnden Personen sich verhalten, was nicht einfach ist, wenn man statt im Urlaub mitten im Indischen Ozean landet. Wie überleben ohne die Mittel der modernen Technik. Wie als Deutsche überleben, wenn einem der türkische Mitüberlebende auf den Keks geht. Ein Bäumchen wechsle dich, das sehr überschaubar, aber auch zum Lachen daherkommt.

THE TURIN HORSE

Ein Film für Cineasten. Béla Tarr erzählt eine Anekdote aus dem Lebe des Friedrich Nietzsche, deutscher Philosoph, der in Turin 1889 einen Kutscher beobachtet hatte, als dieser sein Pferd mißhandelte. Mitten in die Schläge hinein stürzt sich Nietzsche und umarmt das Pferd. Ab da an wird seine unaufhörliche Migräne und die quälenden Schmerzen als psychische Erkrankung diagnostiziert und er lebenslang eingesperrt. Tarr erzählt nun die Geschichte des Pferdes. Das alles in Schwarzweiß und eindringlich verhalten. Dafür gab es den Silbernen Bären für die Beste Regie der Berlinale 2011.

UNSER LEBEN

Eine Zweitverwertung einer englischen Fernsehserie, in der großartige Tieraufnahmen zu sehen sind. Eigentlich sind die Aufnahmen toll und für jeden gebräuchlich. Allein wird jedes Tier und jede Tierfamilie auf Menschenmaß zurechtgeschnitten und kommentiert. Das gibt dem Film etwas, was gegen den Anspruch auf die unverfälschte Tierwelt ist, die wir eigentlich als tierisch auf dieser Welt als Mitbewohner akzeptieren müßten. Aber eben herrliche Aufnahmen. Darum schauen, aber nicht hinhören, auch wenn es die Bond-Stimme von Daniel Craig ist.

 

DER SCHNEE AM KILIMANDSCHARO

Ein Film für diejenigen, die an das Gute im Menschen glauben. Denn das ist die Grundhaltung in allen Filmen vom Franzosen Robert Guédeguían, die fast immer in Marseille spielen. Hier ist es ein besonders Guter, ein Volksheld namens Michel, dessen Heroismus selbst seiner Frau zu viel wird, die ihn aber gleichzeitig dafür liebt. Er wird auf die Probe gestellt, als beide um die Geldgeschenke zum 30. Hochzeitstag, vor allem um die Flugtickets zur Traumreise zum Kilimandscharo gebracht durch Raub von zwei Jugendlichen. Diesen geht nun Michel und der Film nach.

GENERATION KUNDUZ

Ein Porträt über fünf Afghanen, die inmitten vom Kriegsgeschehen ein normales Leben zu leben versuchen. Das sind Nazanin, die als Lokalreporterin auch für Gleichberechtigung kämpft und mit der Burka zurechtkommen muß, das ist ein zehnjähriger Schuhputzer, der wie ein Erwachsener redet, das sind Hasib, der Student mit dem Traum von freien Wahlen und Ghulam und Khatera, zwei, die ihren ersten Film, einen Liebesfilm inmitten der Kriegswirren drehen. Dokumentation von Martin Gerner, der seit dem Jahr 2004 aus Afghanistan berichtet.