Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. August 2015, Teil 2

 

Kirsten Liese

 

Berlin (Weltexpresso) - Verlassene Häuser, ausgestorbene Büros und ausgetrocknete Swimmingpools: Einst sollte die mitten in der Mojave-Wüste gelegene California City eine Metropole werden, aber seit der Finanzkrise bietet sie den trostlosen Anblick einer Geisterstadt.

 

Einen einsamen Mann in weißer, astronautenähnlicher Kluft treibt ein irrwitziger, paradoxer Auftrag in dieses Niemandsland: Er soll die Region vor einer Insektenepidemie bewahren. Schon unzählige Kilometer hat er mit seinem Wagen zurückgelegt und Chemikalien auf Geländen versprüht, wo nichts mehr lebt außer den Moskitos. Ein Kammerjäger auf einem Friedhof.

 

Bastian Günther hat es schon einmal in die endlosen Weiten Amerikas getrieben. In seinem viel beachteten Roadmovie „Houston“ schildert er den Verfall eines Headhunters, der Job und Familie verliert. In seinem jüngsten Werk lässt sich der Filmemacher abermals faszinieren von einsamen Landschaften und Mythen, die schon den Maler Edward Hopper und den Regisseur Wim Wenders inspirierten, entwickelt sein Sujet aber essayistisch weiter. Mittels fiktiver Stilmittel überhöht er die dokumentarisch aufgezeichnete Wirklichkeit, zwischen sonderbaren Explosionen und militärischen Experimenten wird es bisweilen gespenstisch futuristisch.

 

Jay Lewis verkörpert den Protagonisten als einen Ausgebrannten, seine Isolation und seine sinnlose Arbeit sind ihm aufs Gemüt geschlagen. Deprimiert nimmt er seine Anweisungen von einer fernen Zentrale entgegen, seine Gedanken legen sich wie ein innerer Monolog über den Film. Seine Ex-Freundin, an die er sich wehmütig erinnert, hat er des Berufs wegen verloren, im Motel schafft das Telefon den einzigen Draht zur Außenwelt.

 

Und dann und wann trifft der Namenlose in der Ödnis sogar auf menschliche Existenzen, Schrottsammler, bizarre Mode-Verkäufer und einen Exoten, der eine Reise zum Mars plant. Sind dies auch Schauspieler oder reale Figuren? „California City“ ist eine eigenwillige Meditation über den Zerfall der Zivilisation, bizarr, melancholisch, packend und innovativ.