Filmreihe im September in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt von heute bis 22. September
Günther Winckel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ob Sie erst ins Museum gehen und dann ins Kino, ist weniger wichtig, als daß Sie es tun. Denn die Ausstellung – die Filme kennen wir noch nicht vor heute abend – ist eine wunderliche Angelegenheit, wo man nach den ersten Räumen sich schwört, wiederzukommen, weil die 30 „Verbergungen“, die hier vorgenommen werden, jede für sich, Aufmerksamkeit braucht.
Die Ausstellung „Vom Verbergen” im Museum Angewandte Kunst (23. Juli 2015 bis 6. März 2016) erzählt nämlich anhand von ausgesuchten Objekten aus den Sammlungen – Koffern, Truhen, Schränken und Paravents – von versunkenen Schätzen, erotischen Rendezvous und einem tragischen Tod unter dem Richtschwert. Die Objekte sind stumme Zeugen von tatsächlich passierten oder möglichen Geschichten, die in der Ausstellung in diesen 30 Einzelinstallationen zum Leben erwachen.
Auch der dunkle Kinosaal bietet einen Ort, um geschützt vor unliebsamen Blicken hinter fremde Wände und damit in unbekannte Leben zu schauen. In der Position eines Voyeurs erkundet der Betrachter versteckte Wünsche, Obsessionen und andere mögliche Abgründe der menschlichen Seele. Die Filmreihe zur Ausstellung „Vom Verbergen“ im Kino des Deutschen Filmmuseums lädt dazu ein, sich diesem Genuss hinzugeben. Mörderische Geheimnisse warten im Verborgenen, wo dunkle Leidenschaften schlummern.
Filmreihe
Dienstag, 1. September, 18 Uhr (DF)
Samstag, 19. September, 18 Uhr (OF)
ROPE Cocktail für eine Leiche
USA 1948. R: Alfred Hitchcock
D: James Stewart, John Dall, Farley Granger. 80 Min. 35mm. DF/OF
In ihrem Appartement ersticken die genialen Harvard-Studenten Brandon und Phillip ihren Kommilitonen David – weniger aus persönlichen Gründen als mit dem Ziel, den perfekten Mord zu begehen. Anschließend laden sie Freunde und Verwandte des Opfers zu einer Cocktailparty ein. Diese beginnen allmählich, David zu vermissen, dessen Leiche in einer Büchertruhe lagert. Während Brandon die Situation sichtlich genießt, wird Phillip immer nervöser. Hitchcock verzichtete in seinem Film nach dem gleichnamigen Theaterstück von Patrick Hamilton weitgehend auf Schnitte.
Mittwoch, 2. September, 18 Uhr
Mittwoch, 9. September, 18 Uhr
DANGEROUS LIAISONS Gefährliche Liebschaften
Großbritannien/USA 1988. R: Stephen Frears
D: John Malkovich, Glenn Close, Michelle Pfeiffer. 120 Min. 35mm. OmU
Der Herzensbrecher Valmont geht eine perfide Wette mit der Marquise de Merteuil ein: Wenn es ihm gelingt, die unschuldige Cécile de Volanges kurz vor deren Ehe zu verführen, schenkt die Marquise ihm eine Liebesnacht. So will diese sich an dem zukünftigen Ehemann des Wettobjekts rächen, während der Verführer es eher auf die verheiratete tugendhafte Madame de Tourvel abgesehen hat. Ein erotisches Ränkespiel über verhängnisvolle Affären und Intrigen des französischen Adels am Vorabend der Französischen Revolution, das die Epoche des Rokoko mit ihren üppig ausgestatteten Kostümen in einen eindrucksvollen visuellen Rahmen fasst.
Donnerstag, 3. September, 20:30 Uhr
Dienstag, 15. September, 18 Uhr
IM KELLER
Österreich 2014. R: Ulrich Seidl. Dokumentarfilm. 90 Min. DCP
Ulrich Seidls jüngster Dokumentarfilm folgt seinen Protagonisten hinab in verborgene österreichische Keller. Hier leben sie ihre abgründigen Obsessionen aus, sammeln Nazi-Devotionalien, betreiben Schießstände, spielen Blasmusik oder streicheln ihre Puppensammlung. „In unser aller Unterbewusstsein ist der Keller aber auch ein Ort der Dunkelheit, ein Ort der Angst, ein Ort der menschlichen Abgründe“, so Ulrich Seidl in seinem komisch-irritierend-verstörenden Film.
Samstag, 5. September, 16 Uhr
LA BELLE NOISEUSE Die schöne Querulantin
Frankreich/Schweiz 1991. R: Jacques Rivette
D: Michel Piccoli, Jane Birkin, Emmanuelle Béart. 240 Min. 35mm. OmU
Ein nicht vollendetes Gemälde ist Ausgangspunkt dieses Films, der nach Balzacs Novelle Das unbekannte Meisterwerk entstand. Zehn Jahre nachdem er die Arbeit an dem Bild „La Belle Noiseuse“ aufgegeben hat, lässt sich der Künstler Frenhofer von einem Kollegen überreden, das Werk wiederaufzunehmen. Modell soll nicht mehr die Frau des Malers sein, sondern die Freundin des Kollegen. Je mehr der Maler versucht, den Körper der jungen Frau in Posen zu zwingen, desto mehr gewinnt diese Autonomie über ihren Körper. Das Bild selbst bekommt der Zuschauer nie zu sehen.
Samstag, 12. September, 22.30 Uhr
Samstag, 26. September, 22.30 Uhr
DR. JEKYLL AND MR. HYDE
USA 1932. R: Rouben Mamoulian. D: Fredric March, Miriam Hopkins,
Rose Hobart. 98 Min. 35mm. restaurierte OF
Der renommierte Arzt Dr. Jekyll versucht in geheimen Experimenten, das Gute und das Böse in der menschlichen Seele voneinander zu trennen. Bei einem Selbstversuch verwandelt er sich in das unkontrollierbare Monster Mr. Hyde. Fortan im Alltag als der gutmütige, hilfsbereite Dr. Jekyll unterwegs, lebt derselbe als Mr Hyde immer häufiger seine dunklen Seiten aus und vergeht sich wiederholt an einer Prostituierten.
Kopie zur Verfügung gestellt von der Cinémathèque royale de Belgique
Dienstag, 22. September, 18 Uhr
DIE KOREANISCHE HOCHZEITSTRUHE
Deutschland 2008. R: Ulrike Ottinger
Dokumentarfilm. 82 Min. 35mm. Korean. OmU
Hochzeitszeremonien werden in Korea traditionell teuer und sehr aufwendig gefeiert. Die Regisseurin Ulrike Ottinger dokumentiert ein jeder Eheschließung vorangehendes Ritual, bei dem der Bräutigam kostbare symbolische Gegenstände in eine Truhe legt und zu Fuß zum Elternhaus seiner zukünftigen Frau trägt. Ottingers Blick auf diesen Brauch gewährt erstaunliche Einblicke in die moderne koreanische Gesellschaft: Die sorgfältig gepackte und verschnürte Truhe vergegenständlicht einen Eindruck dessen, was im Alten neu und im Neuen alt ist.
www.deutsches-filminstitut.de
www.deutsches-filmmuseum.de