Neu auf DVD und Blu-ray am 3. September 2015

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Die Witwe Sabine De Barra (Kate Winslet) verdient um 1683 in Frankreich ihren Lebensunterhalt als Landschaftsgärtnerin. König Ludwig XIV (Alan Rickman) will in Versailles eine noch nie dagewesene Gartenanlage bauen lassen und das möglichst sofort.

 

Sabine bewirbt sich bei dem obersten Gartenarchitekten des Königs XIV, André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts), um einen Auftrag beim Bau der Gärten. Er braucht zwar dringend Unterstützung, findet aber Sabines Vorschläge zu chaotisch. Sabine ist beim Bewerbungsgespräch nach 3 Minuten schon wieder draußen, da die gestalterischen Ideen von ihr und Le Nôtre zu gegensätzlich sind. Er will einen Garten voller Ordnung und Symmetrie anlegen.

 

Sabine kehrt auf ihr Gut zurück und ist doch sehr verwundert, als am gleichen Abend Le Nôtre unangemeldet bei ihr auftaucht. Er bewundert ihren Garten und teilt ihr mit, dass sie doch noch die Chance erhält, ein Stück des Gartens von Versailles aber unter seiner Leitung zu gestalten. Dabei stellt sich heraus, dass Le Nôtre doch noch einen Teil ihrer Pläne umsetzten will. Sie soll ein Ballsaal-Boskett, einen kreisrunden Garten mit Wasserspielen gestalten. In dem "Ballsaal unter freiem Himmel" soll später ein Orchester auftreten und es kann dort auch getanzt werden.

 

Sabine stürzt sich begeistert in die Arbeit und entwickelt einen Plan für die Wasserversorgung in den Kaskaden. Als sie Ärger mit den ihr zugewiesenen Arbeitern bekommt, beobachtet ihr ehemaliger Konkurrent Duras (Steven Waddington), wie sie nachts allein weiterarbeitet. Er stellt sich ihr als Vorarbeiter zur Verfügung und bringt auch gleich seine loyalen Mitarbeiter mit. Er hat ja schließlich auch eine Familie zu ernähren.

 

Während einer Einladung in den Louvre lernt sie den liebenswerten, exaltierten und offen homosexuellen Bruder des Königs, den Herzog von Orléans (Stanley Tucci), sowie dessen deutsche Gemahlin Prinzessin Palatine (Paula Paul) und auch die Mätresse des Königs, Madame De Montespan (Jennifer Ehle) kennen, die die etwas unsichere Sabine neugierig aber freundlich unter ihre Fittiche nehmen.

 

André Le Nôtre und seine extravagante Gattin (Helen McCrory) nehmen auch am Empfang teil. Während sie sich mit ihrem Liebhaber vergnügt, kommen sich André und Sabine näher. Dies gefällt Madame überhaupt nicht, obwohl sich das Ehepaar schon lange voneinander entfernt hat.

 

Die Arbeiten am Garten gehen gut voran und auch André und seine Kollegin kommen sich vorsichtig näher. Allerdings weist Sabine eines Nachts Le Nôtre im letzten Moment zurück, da er verheiratet ist und sie ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit hütet.

 

Dann stirbt unerwartet die Königin und Ludwig trauert ernsthaft um seine "kleine Spanierin". Er will einen Tag in Ruhe im Areal des königlichen Gärtners verbringen. Er wird dort aber von Sabine gestört, die ihn mit dem Gärtner verwechselt (er trägt keine Perücke) und Pflanzen tauschen möchte. Der König genießt die etwas kuriose Situation, da er so ein persönliches und ehrliches Gespräch führen kann. Auch als Sabine ihn erkennt, verbringen die beiden einen zauberhaften Nachmittag zwischen Birnenbäumen, Rosen und anderen Pflanzen. Der König ist sogar bereit, ihr beim Ausladen ihrer Pflanzentöpfe zu helfen.

 

Während der Bau des Gartens weitergeht, erkennt Madame Le Nôtre, dass sich ihr Mann für Sabine zu interessieren beginnt. Sie reagiert eifersüchtig und bittet André, sie nicht mit einer Gärtnerin zu betrügen. Le Nôtre erklärt kühl, dass er schließlich auch ein Gärtner sei und sie ihm nicht geholfen hätte, als er ihre Loyalität gebraucht hätte.

 

Während der ungeduldige König auf schnelle Fertigstellung seines Gartens drängt, besucht Madame Le Nôtre Sabine eines Abends auf der Baustelle und verlangt von ihr, sich von ihrem Mann fernzuhalten. Zusätzlich sabotiert Madame mit Hilfe ihres Liebhabers die Wasserleitung. Sie nutzt die stürmische Regennacht, um eine Schleuse öffnen und gleichzeitig einige der bereits verlegten Rohre zerstören zu lassen. Duras informiert sie, dass das Bauprojekt durch das einfließende Wasser zerstört zu werden droht. Als sie versucht, die Schleuse zu schließen, rutscht sie ab und droht zu ertrinken. Sie wird gerettet, weil es Le Nôtre, der ebenso wie Duras und seine Mitarbeiter helfen wollen, gelingt, das Seil am Schleusentor durchzuschneiden. Später wird er eine Entdeckung machen, die dazu führt, dass er seine Frau zwingen kann, ihn und Sabine in Ruhe zu lassen.

 

Sabine wird von den Frauen des Hofes eingeladen. Dabei ist sie zum ersten Mal bereit, zu gestehen, wie ihre Tochter mit sechs Jahren gestorben ist. Dadurch erfährt sie auch, dass beinahe alle anderen Frauen, viele ihrer Kinder u.a. durch Pocken und andere Krankheiten verloren haben.

 

Erst nachdem Sabine sich mit dem Verlust ihrer Tochter und der dahinter steckenden Geschichte auseinander setzen kann, kann sie sich auf eine neue Beziehung einlassen und auch ihr "Lustwäldchen" im Garten von Versailles zur Zufriedenheit des Königs beenden.

 

 

"Die Gärtnerin von Versailles" ist Alan Rickmans zweite Regiearbeit. Der Film ist ausnahmslos mit exzellenten Schauspielern besetzt. Kate Winslet als Sabine De Barra und Matthias Schoenaerts als André Le Nôtre ragen heraus. Schoenaerts kann hier zeigen, dass er genauso wie bei "Am grünen Rand der Welt" auch sanftere Töne treffen kann. Besonders Stanley Tucci ist als schwuler Herzog von Orléans sehenswert. Die schauspielerischen Leistungen aller Darsteller machen diesen Historienfilm schon allein sehenswert.

 

Dabei hat Rickman neben der Regie nicht nur die Rolle von Ludwig XIV. übernommen sondern auch am Drehbuch mitgeschrieben. Als Hintergrund für seine Geschichte hat er geschichtlich verbürgte Personen verwendet. Nur Sabine De Barra ist eine Erfindung. Er hat es aber mit dem Alter der handelnden Personen nicht allzu genau genommen. So war z.B. André Le Nôtre, der einer der berühmtesten Gartenarchitekten der Weltgeschichte ist, 1683 bereits 70 Jahre alt und nicht ein junger Mann in den Dreißigern, während Ludwig selbst erst 45 Jahre alt war. Dies stört aber den Ablauf des Films nicht, da man nie wirklich das Gefühl hatte, hier wird eine reale Geschichte erzählt, obwohl gerade von Prinzessin Palatine, der berühmten Liselotte von der Pfalz, noch über 5000 Briefe vorhanden sind, in denen sie sehr offen über die Zustände am Hofe von Ludwig XIV berichtet hat.

 

Alan Rickmans Augenmerk galten nicht die politischen Hofintrigen des 17. Jahrhunderts, sondern er konzentriert sich auf die Entstehung der Gärten von Versailles. Dadurch ist ein Film entstanden, der vor allem schöne und ruhige Momente und Bilder hat. Die realen Bedingungen im Frankreich des 17. Jahrhunderts sind genauso ausgeblendet, wie die Kriege, die Ludwig zur gleichen Zeit geführt hat.

 

"Die Gärtnerin von Versailles" ist ruhiges Erzählkino, das trotzdem Spaß macht und hervorragend für kühle Herbst- und Winterabende zu Hause geeignet ist.

 

 

Info I:

"Die Gärtnerin von Versailles" ist ab dem 3. September 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich. Beide enthalten eine deutsche und englische Fassung. Die Untertitel sind Deutsch und Englisch für Hörgeschädigte. Der Ton ist auf der DVD 5.1 Dolby Digital und auf der Blu-ray DTS-HD Master Audio 5.1. Das Bildformat der DVD ist 2,40:1 Anamorph Widescreen und der Blu-ray 2,40:1 Anamorph Widescreen in High-Definition.

 

Bonusmaterial auf DVD und Blu-ray:

- 6 unveröffentlichte Szenen (in Englisch mit deutschen Untertiteln)

- 7 Interviews

- Making-of

- Ulrike Stürzbecher: Die deutsche Stimme von Kate Winslet

- Aufnahmen von der deutschen Premiere

- Promo-Reel

- B-Roll

- Bildergalerie

- Deutscher und Original-Trailer

 

Die Gärtnerin von Versailles (Großbritannien 2014)

Originaltitel: A Little Chaos

Genre: Historische Komödie

Filmlänge: ca. 115 Min.

Regie: Alan Rickman

Drehbuch: Jeremy Brock, Alison Deegan, Alan Rickman

Darsteller: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman, Stanley Tucci, Helen McCrory, Jennifer Ehle u.a.

Verleih: Tobis Film GmbH

FSK: ab 6 Jahren

 

Bild: Matthias Schoenaerts als André Le Nôtre und Kate Winslet als Sabine De Barra. © Tobis Film GmbH

 

Info II:

 

Wir weisen erneut auf diesen wunderschönen Bildband vom Verlag TASCHEN mit Begleittext über Gärten in Frankreich hin, wo Sie vieles wiederfinden, was im Film zu sehen ist, weil es bis heute überdauerte. Die Bilder – auch zu den anderen Gärten – sind hinreißend, aber auch die Texte zeigen, daß man dabei viel über Land und Leute und vor allem die Zeit des Barock u.a. lernen kann. Hinreißend und passend.

 

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