Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Oktober 2015, Teil 7

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - 8. Mai 1945 - VE-Day. Ganz Großbritannien feiert das Ende des 2. Weltkrieges auf den Straßen des Landes. Ganz Großbritannien? Da sind zwei junge Mädchen, die gerne mitfeiern würden, es aber von ihren Eltern verboten bekommen, die Prinzessinnen Elizabeth (Sara Gadon) und Margret (Bel Powley).

 

Sie würden gerne in der Stadt inkognito Spaß haben, tanzen gehen und sich ein bisschen frei bewegen. Nachdem sie erst einmal bei der Königin (Emily Watson) abgeblitzt sind, versuchen sie es beim Vater, König George IV (Rupert Everett), der sich gerade an der Ansprache zum Kriegsende abmüht. Nach einigen Überredungsversuchen durch Elizabeth dürfen die beiden zu einer Feier ins Ritz gehen - unter der Aufsicht von zwei Offizieren, Captain Ashworth (Laurence Spellman) und Lieutenant Burridge (Jack Gordon), die auf die Damen aufpassen und sie pünktlich um 1 Uhr zurückbringen sollen.

 

Da es im Ritz einfach nur langweilig ist, gelingt es der lebhaften Margret, ohne gesehen zu werden, das Hotel zu verlassen und ihren Aufpassern, die sich eigentlich auch etwas Besseres für VE-Day vorstellen können, zu entschlüpfen. Als Elizabeth merkt, dass ihre Schwester verschwunden ist, verlässt sie auch das Hotel und macht sich auf die Suche.

 

Während Margaret mit dem Navy-Offizier Captain Pryce (Jack Laskey) von einem Erlebnis zum nächsten getragen wird, unter anderem wird sie im Trafalgar-Brunnen plantschen, mit dem Offizier durch die Nacht- und durch Spielclubs ziehen und in einen "Knocking Shop" geschleppt werden, lernt Elizabeth in einem Doppeldecker-Bus den Flieger Jack (Jack Reynor) kennen, der ihre Fahrkarte bezahlt, da sie kein Geld hat, um den Bus zu bezahlen.

 

Nach einigem Hin und Her hilft ihr der aus der Unterschicht stammende Jack, der degradiert wurde und eigentlich die Kaserne nicht verlassen darf, nach ihrer Schwester zu suchen, wobei sie natürlich immer gerade dann ankommen, wenn Margret schon wieder weitergezogen ist. Während dieser Nacht wird Elizabeth klar, dass sie bisher nichts von den Problemen ihrer Untertanen mitbekommen hat, aber sie sieht auch, wie stark das Volk mit dem Königshaus verbunden ist und den König bewundert.

 

Am Ende der Nacht wird es noch einen kleinen Ausflug zu Jacks Mutter (Ruth Sheen) geben, bevor die Mädchen wieder in den Buckingham Palast zurückkehren.

 

 

Regisseur des Films ist Julian Jarrold. Bei einer solchen Geschichte denkt man sofort an "The Kings' Speech" (2010), in dem Colin Firth den stotternden König George VI dargestellt hat und der mit einer Rede zum Ausbruch des 2. Weltkriegs endet. "A Royal Night" beginnt mit einer Rede desselben Königs zum Ende des 2. Weltkriegs. Das Drehbuch von Trevor de Silva und Kevin Hood kann sich dabei auf eine wirkliche Begebenheit beziehen. Die Prinzessinnen Elizabeth und Margret haben die Nacht zum 8.Mai wirklich außerhalb des Palastes bei einer Feier zugebracht - mit hohen Persönlichkeiten im Dorchester Hotel. Der Rest der Geschichte ist ganz bewusst Fantasie und "Was wäre, wenn...".

 

Die Hauptrollen spielen als Elizabeth die kanadische Schauspielerin Sarah Gadon und als Margret die britische Newcomerin Bel Powley. Gadon gibt eine wunderbare Darstellung als resolute, ernste und absolut treue Elizabeth, die zwischen Soho, den Chelsea Barracks und dem East End umher irrt, bis sie ihre Schwester endlich gefunden hat. Allerdings stiehlt Bel Powley alle Szenen als lebenslustige und naive Margret, die sich auch betrinkt, im Brunnen am Trafalgar Square tanzt und von Party zu Party wandert. Jack Reynor spielt den jungen Flieger Jack freundlich aber zynisch, der mit seinen anti-royalistischen Ansichten nicht hinter dem Berg hält.

 

Auch die Nebenrollen sind mit Emily Watson als Königin Elizabeth, die die Mädchen eigentlich nicht feiern lassen möchte und Rupert Everett als König George VI, der immer noch leicht stottert und Probleme mit seiner Rede hat, aber ziemlich entspannt ist, was die Abenteuer seiner Töchter angeht.

 

Julian Jorrod verlässt nie den märchenhaft-fantastischen Ton der Geschichte. Der (erfundene) Plot behält immer genügend Plausibilität. So wird z.B. nie der gebotene Anstand in den romantischen Regungen zwischen Elizabeth und Jack überschritten. Gerade an dieser Stelle hätte der Film stark übertreiben können. "A Royal Night" schafft es aber immer wieder genau den richtigen - komödiantischen - Ton zu treffen. Er ist clever, munter und bezaubernd und kein bisschen zynisch. Am Ende kann man ohne zu Zögern "God save the King" ausrufen.

 

Info

A Royal Night - Ein königliches Vergnügen (Großbritannien 2015)

Originaltitel: A Royal Night Out

Genre: Komödie

Filmlänge: 97 Minuten

Regie: Julian Jarrold

Drehbuch: Trevor de Silva, Kevin Hood

Darsteller: Sarah Gadon, Bel Powley, Jack Reynor, Emily Watson, Rupert Everett u.a.

Verleih: Concorde Filmverleih GmbH

FSK: ab 6 Jahren

Kinostart: 1. Oktober 2015

 

Bild: Die Prinzessinnen Elizabeth (Sarah Gadon) und Margret (Bel Powley) endlich wieder vereint, nachdem sie sich im Trubel der Nacht verloren hatten © 2015 Concorde Filmverleih GmbH