Integrative Filmabende mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und gleichaltrigen Frankfurter Schülern im Deutschen Filmmuseum

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - BLICKWECHSEL JETZT heißt eine neue Reihe von Filmabenden für minderjährige Flüchtlinge und junge Frankfurterinnen und Frankfurter, die das Deutsche Filmmuseum gemeinsam mit der AWO-Agentur Freiwillig und der Aktiven Schule Frankfurt startet. Projektstart: Montag, 5. Oktober, 18 Uhr mit Charly Chaplin.

 

Ziel ist erst einmal, die jungen Menschen willkommen zu heißen, für Begegnungen mit anderen Jugendlichen aus Frankfurt zu sorgen, ihnen den Start in einem fremden Land zu erleichtern und einen kleinen Beitrag zur Integration zu leisten“, erläutert Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums. „Das Medium Film eignet sich dafür in besonderem Maße, weil es den unbefangenen Austausch zwischen den Jugendlichen anregt. Auch Sprachbarrieren werden schnell überwunden.“

 

Initiatorin von BLICKWECHSEL JETZT ist die Frankfurter Filmemacherin und Filmdozentin Dr. Vanessa Aab. „Nach einem Radiobeitrag über das Schicksal der ganz jungen Flüchtlinge habe ich mich gefragt, wie man ihnen das Ankommen in Deutschland erleichtern kann“, schildert Aab. „Ich habe früher schon viel Filmvermittlung mit Jugendlichen gemacht, da lag die Idee nahe.“ Unterstützung fand sie sofort in Pilar Madariaga von der AWO-Agentur Freiwillig und beim Team des Deutschen Filmmuseums. Bei der Entwicklung des Konzepts war schnell klar, dass eine Begegnung mit anderen Jugendlichen aus Frankfurt von Gewinn sein könnte – so kam die Aktive Schule Frankfurt dazu.

 

Um den zwanglosen Austausch und das gegenseitige Kennenlernen zu fördern, essen die Jugendlichen bei den Filmabenden erst einmal zusammen. Danach geht es gemeinsam ins Kino des Deutschen Filmmuseums. Hier können sich die Jugendlichen mit aktuellen, aber auch historischen Filmen vertraut machen – zum Start am Montag, 5. Oktober, ist das MODERN TIMES (US 1936, R: Charles Chaplin). Beim nächsten Mal werden es aber vielleicht auch Kurzfilme aus den jeweiligen Herkunftsländern der Jugendlichen sein, denn Augenhöhe ist ein zentrales Anliegen von BLICKWECHSEL JETZT. Vertiefen können die Jugendlichen das Gesehene im anschließenden Gespräch – das wohl vor allem mit Hilfe von Händen, Füßen und Übersetzungssoftware auf den Handys stattfinden wird.

 

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kommen aus verschiedenen Erstaufnahmeeinrichtungen in Frankfurt, in denen sie nach ihrer Ankunft in Deutschland zunächst für sechs bis acht Monate untergebracht werden. Beim ersten Termin kooperiert BLICKWECHSEL JETZT mit dem Kolpinghaus, wo derzeit etwa 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wohnen. Die männlichen Jugendlichen sind zwischen 14 und 16 Jahre alt und kommen aus aller Welt: Afghanistan, Eritrea, Somalia, Irak und Syrien. Bei BLICKWECHSEL JETZT treffen sie mit 13 Schülerinnen und Schüler der Aktiven Schule zusammen.

 

Nach dem Auftakt im Oktober sind regelmäßig weitere gemeinsame Filmabende geplant. Die Idee und Hoffnung ist, dass viele der Jugendlichen jeden Monat wiederkommen, so dass mit der Zeit neben dem filmkulturellen Austausch Bekanntschaften, im besten Fall sogar Freundschaften entstehen können. Nach und nach gesellen sich im Idealfall junge Flüchtlinge aus anderen Erstaufnahmeeinrichtungen sowie weitere Frankfurter Jugendliche bei den Filmabenden hinzu. Neben dem Kolpinghaus haben noch vier weitere Einrichtungen, darunter zwei der AWO, Interesse bekundet.