Preis für die Beste Internationale Literaturverfilmung CAROL durch die Frankfurter Buchmesse

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Nein, das geht gar nicht, liebe Buchmesse. Das geht ja völlig unter. Denn, wenn am Dienstag, 20. Oktober erst die Premiere eines Films ist, dessen Regisseur den Preis für einen Film erhält, der zuvor nur den Eingeweihten bekannt war, dann fehlt einfach die Öffentlichkeit, die das überhaupt wahr- und wichtig nimmt.

 

Und wenn man dann hört, daß nach der Deutschlandpremiere von Carol im Oktober der Film erst zwei Monate später am 17. Dezember in die deutschen Kinos kommt, dann versteht man weder den Preis noch, warum eine Deutschlandpremiere zwei Monate vor dem Anlaufen des Films geschieht. Warum also läuft das hier so unorganisch ab? Denn ein Buchmessenpreis sollte auch etwas mit der Buchmesse zu tun haben, mit ihrer Öffentlichkeit, die doch immerhin über 100 000 Menschen nach Frankfurt bringt. Buch und Film, das sollte doch nach Juergen Boos eine neue Qualität erhalten. Aber inzwischen gibt es das vor Jahren groß propagierte Buchmessenkino gar nicht mehr, wo die ganzen Tage über Literaturverfilmungen vorgeführt wurden. Schließlich geht es auch beim Preis nicht um den einen Film, sondern um das Genre LITERATURVERFILMUNG. Aber das ist etwas aus dem Ruder gelaufen.

 

Das zu betonen haben wir allen Anlaß. Heimlich, still und leise hat nämlich die Frankfurter Buchmesse, man sollte sagen, ihr Direktor Juergen Boos, die bisherige Kooperation mit dem Hessischen Film- und Fernsehpreis, der am Freitag, 16. Oktober in der Alten Oper verliehen wird, verlassen. Und heimlich, still und leise hat auch das beteiligte hessische Ministerium für Kunst und Wissenschaft einfach weitergemacht, ohne die fehlende Preisvergabe durch die Buchmesse überhaupt bekanntzugeben. Allerdings sagt Juergen Boos glaubwürdig, daß er schon im letzten Oktober dem Ministerium mitgeteilt habe, daß man aus der gemeinsamen Preisvergabe aussteige, was nur niemand weitersagte. Das Ministerium hatte daran schon gar kein Interesse. Und die Buchmesse hat Wichtigeres.

 

Dabei sind die beiden bei der LITERATURVERFILMUNG eigentlich die richtigen Partner. Denn die international größte und bedeutendste Buchmesse findet nun mal in Frankfurt statt und seit jeher ist der Buchmessenfreitag der Abend der Preisverleihung des hessischen Filmpreises, die letzten Jahre sehr aufwendig und angenehm in der Alten Oper. Keine schlechte Adresse. Warum die Buchmesse diese gemeinsame Veranstaltung aufkündigte, ist uns unklar. Denn nur, wenn der Buchmessenpreis im Rahmen des Deutschen Filmpreises eine Rolle gespielt hätte, hätten wir das verstehen können. Aber so ist eine Preisverleihung in der nächsten Woche in Berlin bei einer Premiere doch völlig ohne Resonanz auf der Buchmesse. Die Leute sind längst wieder in ihren Verlagen, Buchhandlungen, Druckereien und in ihren Ländern auch.

 

 

Preisverleihung anlässlich der Deutschlandpremiere des Filmes

 

Wir können, da der Film in Deutschland noch nicht bekannt ist, auch nichts dazu sagen und nur die offizielle Ankündigung weitertragen: Der Preis der Frankfurter Buchmesse für die Beste Internationale Literaturverfilmung geht in diesem Jahr an den US-Filmregisseur Todd Haynes für CAROL. Der Film beruht auf dem 1952 erschienenem Roman von Patricia Highsmith The Price of Salt (deutscher Titel: Carol – Salz und sein Preis, deutsche Ausgabe bei Diogenes). Die mit Cate Blanchett und Rooney Mara herausragend besetzte Produktion lief in diesem Jahr im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes, wo Rooney Mara den Preis als „Beste Darstellerin“ erhielt.

 

Der Preis der Frankfurter Buchmesse für die Beste Internationale Literaturverfilmung wird am Dienstag, 20. Oktober 2015 anläßlich der Deutschlandpremiere des Filmes in Berlin an Todd Haynes verliehen.

 

Seit Jahren arbeiten wir erfolgreich daran, die Zusammenarbeit zwischen der Verlags- und der Filmbranche zu intensivieren und das hier vorhandene Potential kontinuierlich auszubauen“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. „Mit diesem Preis wollen wir außergewöhnliche Literaturverfilmungen ins Rampenlicht rücken – und die literarischen Vorlagen, die zu diesen Produktionen inspiriert haben.“ Neben der Verleihung des Preises für die beste Internationale Literaturverfilmung, die von 2004 bis 2014 im Rahmen der Hessischen Film- und Kinopreise verliehen wurde, veranstaltet die Frankfurter Buchmesse in Kooperation mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin den Stoffemarkt „Books at Berlinale“ und bietet während der Messetage mit StoryDrive und anderen Konferenzformaten Impulse zum cross-medialen Denken und Verwerten.

 

Über CAROL: Im New York der 1950er-Jahre führt Carol Aird (Cate Blanchett) eine unerfüllte Ehe mit ihrem wohlhabenden Mann Harge (Kyle Chandler). Sie lernt die junge Therese (Rooney Mara) kennen, die in einem Kaufhaus arbeitet und von einer Karriere als Fotografin träumt. Auf einer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine ganz besondere Bindung zwischen ihnen – und schließlich die große Liebe. Harge akzeptiert das neue Glück seiner Frau jedoch nicht: Er beauftragt einen Privatdetektiv damit, dem frisch verliebten Paar zu folgen und entscheidende Beweise für das laufende Scheidungsverfahren zu sammeln. Carol muss schon bald um das Sorgerecht für ihre geliebte Tochter kämpfen.

 

In aufwändig komponierten Aufnahmen lässt Todd Haynes die repressiven 1950er Jahre wiederaufleben. Er erzählt in CAROL eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, die sich über die engen gesellschaftlichen Moralvorstellungen hinwegsetzen. Wie schon in DEM HIMMEL SO FERN zeigt Todd Haynes auch hier ein Kino der großen Gefühle, ohne kitschig oder sentimental zu wirken“, begründet Juergen Boos die Auswahl.

 

Todd Haynes, geboren 1961, gewann mit der fiktiven Bob-Dylan-Biografie I’M NOT THERE 2007 den Großen Preis der Jury der 64. Filmfestspiele von Venedig, seine Hauptdarstellerin Cate Blanchett erhielt dafür die Coppa Volpi. Mit dem Melodram DEM HIMMEL SO FERN (2002) hat Haynes Julianne Moore zum Darstellerpreis von Venedig verholfen. Er selbst wurde 2003 für diesen Film mit dem Chlotrudis Award für die Beste Regie ausgezeichnet. 2011 wurde er in die Wettbewerbsjury der 68. Internationalen Filmfestspiele von Venedig berufen. Im selben Jahr drehte er die fünfteilige Fernsehserie „Mildred Pierce“ mit Kate Winslet nach dem Roman von James M. Cain.

 

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Info:

 

CAROL startet im Verleih von DCM am 17. Dezember 2015 in den deutschen Kinos.