Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. November 2015, Teil 6
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Diese filmische 3 D Animation ist gut geeignet, uns deutlich zu machen, daß das gute und das schlechte Vorbild, das Tieren Menschen geben, früher in den Fabeln niedergeschrieben wurden, während heute der animierte Tierfilm nämliches tut und uns total vermenschlichte Tiere zeigt, auf daß wir uns in ihnen erkennen.
Nun gut, daß ist bei den Dinosauriern nicht gar so einfach. Wir Menschen haben einfach kein Breitmaul am langen Hals, mit dem wir in einem Acker Furchen ziehen können. Aber da sind wir der Geschichte schon voraus, die ihren allerstärksten Auftritt gleich am Anfang hat. Wir sehen nämlich in leuchtenden Farben die vor Millionen von Jahren entstandene Welt mit ihren Urgewalten von Wasser und Bergen, worin es fleucht und kreucht und wir auch Dinosaurier ausmachen. Und dann – und um diesen Moment geht es – fliegt dieser Meteorit durchs All, der gleich auf der Erde aufschlagen wird und die ganze Lebewelt – die Dinosaurier für immer – auslöschen wird.
Und was passiert. Haarscharf schrammt das tödliche Ding an der Erde vorbei und läßt die ganze Bandbreite von Dinosauriern überleben, die auch vom Menschen nicht ausgerottet werden – erst einmal nicht, denn wir erleben sie in derselben Akkulturation wie der Mensch, nicht nur als seßhafte Ackerbauer, sondern auch als Asyl für ein Menschenkind. Doch das kommt später.
Erst einmal also zum Schieflachen diese Saurierfamilie – es seien Apatosaurier erzählt einer, die nämlich gerade zur Familie werden. Die Mama ist schwanger, aber nicht im eigenen Bauch, sondern im gelegten Ei. Und das bewegt sich. Zuerst das kleine Linke und heraus hüpft ein kleines Sauriermädchen, fix und fertig und guter Dinge. Da knackst schon das zweite und der Herr des Hauses findet den Weg nach draußen. Denn der Kleine hier ist ein absoluter Macho, der es gleich allen zeigt. Nur das große Ei – wir denken natürlich es sei ein Kuckucksei und warten auf etwas ganz Abenteuerliches – das springt ganz langsam. Es ist leer. Denkt man, dann sieht man unten so einen ganz kleinen Sauriernachkommen kleben. Mit riesengroßen aufgerissenen Augen. Der hat Angst vor der Welt und von ihm handelt diese Geschichte.
Doch, wenn man zurückblickt, dann gefällt einem der Film erst einmal richtig gut. Denn die Erde ist in dieser Perspektive einfach schön. Die Landschaftsaufnahmen sind originell und ästhetisch gut zu vertragen. So hohe Berge, so weißer Schnee, so tiefe blaue Gewässer, so grüne Oasen, so hohe Berge, so bunte Blumen und die Weite der amerikanischen Prärie. Es ist alles da, es uns gemütlich zu machen und in die Saurierfamilie hatten wir uns ja gleich verguckt, die ein Kleinbürgerglück lebt, wo im Frühjahr Mais gesät – denken Sie an die Furchen, in die Samen kommt, alles mit dem schaufelnden Maull der Tiere gut lenkbar, einschließlich, den als Brause für das notwendige Wasser zu nutzen – wird, wo im Spätsommer geerntet wird, was im Steinsilo verwahrt wird, um es im Winter zu essen. J
Und in diesem Silo macht sich ein Maisräuber darüber her. Jedes Familienmitglied hat im Tagesablauf seine Aufgabe, aber den Dieb, den verfolgt auf einmal der Allerkleinste, der vor allem Angst hat, eben: Arlo. Und das kann man jetzt mit einem Satz fortsetzen. Der Film ist die Geschichte vom Großwerden des Arlo, nicht groß an Gestalt, aber groß an mentalem Dazulernen und sich Verändern, denn aus dem kleinen ängstlichen Kerl wird durch die Widrigkeiten des Lebens, die ihn von der Familie getrennt durch die Welt treiben, mit einer Angst nach der Anderen, ein ganzer Kerl, der dann vor allem im Bund mit seinem ursprünglichen Maisdieb allen Gefahren trotzt, auf daß alle glücklich weiterleben.
Nein, das ist ganz und gar nicht satirisch gemeint. Kinder und auch Jugendliche brauchen Vorbilder, die ihre eigenen Ängste leben und zeigen, wie man sich davon befreit. Es hätte nur auf Dauer nicht so stereotyp sein sollen, wie hier. Es wiederholt sich so. Nicht nur die Gefahren, sondern stärker die immensen Möglichkeiten der Animation. Der erste Wasserschwall der über die Leinwand tobt – ein Tsunami im Land – und den Vater mitweggeschwemmt, der ist toll, aber wenn das auch später immer wieder das Mittel wird, das Gefahr anzeigt, wird das redundant.
Obwohl wir ein schlechtes Beispiel wählten, denn tatsächlich überleben ja Arlo und sein kleiner Menschenfreund Spot dieses Wasser, in dem sie in ihm schwimmen wie die Fische. Aber das Gemeinte zeigt sich auch in den ständigen Feuersbrünsten, eben in lauter Wiederholungen, die die anfängliche Spannung und gute Laune trüben, denn man fühlt sich ob der Wiederholungen einfach verschaukelt.
Es ist eindeutig die schwache Geschichte die den technischen Finessen hier das Wasser abgräbt. Die Emotionen sind an den richtigen Stellen, aber die Drehbuchschreiber an den falschen. Drei Jahr soll die Fertigung des Niederschreibens gedauert haben. Das ganze ist ein Pixarfilm, der auch Disney zeigen will, was Sache ist. Technisch also durchaus gelungen, ästhetisch sogar richtig anspruchsvoll, aber leider etwas fade. Trotzdem lohnt es, diese zivilisierten Saurier zu erleben.