KLASSIKER UND RARITÄTEN als Filmreihe von Dienstag, 8., bis Dienstag, 29. Dezember im Deutsche Filmmuseum Frankfurt

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Wir hatten ja gerade auf das Berliner Zeughauskino verwiesen, wo nicht nur eine interessante Reihe zu den DEFA-Filmen läuft, sondern ein Symposium das Besondere des DDR Films infolge der durch die SED veranlaßten Zäsur aufarbeitet. Auch das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt hält dieses Ereignis hoch.

 

Die umfassendste kulturpolitische Zäsur der DDR-Geschichte jährt sich also in diesem Monat zum 50. Mal: Nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED wurden 1965/66 zahlreiche Bücher, Theater- und Musikstücke sowie Filme verboten. Insgesamt fielen zwölf Filme durch ihre kritische Haltung gegenüber Staat und Gesellschaft sowie eine relativ freie künstlerische Gestaltung bei den kulturpolitischen Funktionären in Ungnade. Nahezu die gesamte Jahresproduktion der DEFA wurde gestoppt.

 

Die betroffenen Filmemacher und Autoren fanden danach nur noch schwer Arbeit, einige kehrten dem Spielfilm den Rücken. In den folgenden Jahren verhinderte diese Zäsur, dass brisante Themen im Spielfilm der DDR verarbeitet wurden; nur wenige mutige Filme entstanden. Bis zum Mauerfall 1989 wurden die Verbotsfilme nicht öffentlich vorgeführt. Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt drei der verbotenen Werke in einer Filmreihe.

 

 

Dienstag, 8. Dezember, 18 Uhr

DAS KANINCHEN BIN ICH

DDR 1965. R: Kurt Maetzig

D: Angelika Waller, Alfred Müller, Ilse Voigt. 113 Min. 35mm

 

Maria verliert ihren Studienplatz, da ihr Bruder wegen "staatsgefährdender Hetze" zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Als sie dem Richter ihres Bruders begegnet, beginnt sie eine Affäre mit ihm. Letztendlich hat diese Liebe jedoch keinen Bestand, und auch von ihrem Bruder wendet Maria sich ab. Sie geht nun ihren eigenen Weg. DAS KANINCHEN BIN ICH war einer der ersten und am schärfsten attackierten Filme, weswegen die zwölf verbotenen Werke auch "Kaninchen-Filme" genannt wurden. Bereits die Romanvorlage des DDR-Schrifstellers Manfred Bieler war von den Funktionären abgelehnt worden.

 

 

Dienstag, 22. Dezember, 18 Uhr

BERLIN UM DIE ECKE

DDR 1965. R: Gerhard Klein

D: Dieter Mann, Monika Gabriel, Erwin Geschonneck. 86 Min. 35mm

 

Die Freunde Olaf und Horst sind verbittert über die Zustände und das Arbeitsklima in ihrem Betrieb, doch die älteren Arbeiter haben für ihre Forderungen kein Verständnis. Als die beiden in der Betriebszeitung ungerechtfertigt kritisiert werden, fühlen sie sich so gekränkt, dass die Situation eskaliert. Gerhard Klein und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase nehmen in BERLIN UM DIE ECKE Elemente wieder auf, die sie bereits in den 50er Jahren, vor allem in BERLIN - ECKE SCHÖNHAUSER (DDR 1957) beschrieben hatten.

 

 

Dienstag, 29. Dezember, 18 Uhr

DENK BLOSS NICHT, ICH HEULE

DDR 1965. R: Frank Vogel

 

D: Peter Reusse, Anne-Kathrein Kretzschmar, Jutta Hoffmann. 93 Min. 35mm

Kurz vor dem Abitur wird der Schüler Peter Naumann aufgrund seines kritischen Aufsatzes zum Thema "Die Republik braucht dich, du brauchst die Republik" der Schule verwiesen. Seine Freundin Anne hält zu ihm, doch ihr Vater, ein unverbesserlicher Sozialist, kann Peters jugendlich-radikale Ansichten nicht nachvollziehen. Wie bereits in seinem vorherigen Film JULI LEBT (DDR 1963) widmet sich Frank Vogel den Problemen der Jugendlichen und deren Suche nach Werten. DENK BLOSS NICHT, ICH HEULE förderte mit seinem kontroversen Inhalt eine Diskussion zutage, die die Funktionäre unbedingt unterbinden wollten.