Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. April 2012, Teil 3

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Gleichzeitigkeit des Anlaufens zweier Musikfilme, besser, zweier Filme, in denen es um das Musikerzeugen, das Hervorbringen von Musik geht, kann wunderbar die Bandbreite vom individuellen Künstler, seiner musikalischen Heimat, also woher er kommt, und dem jahrhundertelangem musikalischen Wirken von Ethnien aufzeigen, wo der Gesamtklang jedesmal durch viele einzelne wiederentdeckt, wiedergefunden, reproduziert wird. Auch ein Beweis, wie gut sich Musikmachen verfilmen läßt.



DER ZERBROCHENE KLANG

Hier geht es nicht um die persönliche Musikgeschichte, sondern die Geschichte einer Musik, eines Musikstils, einer Musikmischung, die im alten Bessarabien in Südosteuropa gespielt wurde. Landschaftlich-politisch ist das heute in etwa Moldawien. Musikalisch ist das unwiederbringlich dahin, wird aber von 14 Musikern, die sich mittels sechs Sprachen verständigen müssen, wiederbelebt.



In Bessarabien spielten Juden und Roma, die nach der Besetzung durch die Nazis in den KZs umkamen. Ihre Musik lebt in den USA, in Ungarn, in Moldawien und Bulgarien weiter, von wo die Musiker im Jahr 2008 aufbrachen, um die Teilklänge, die die ihren waren, wieder zu vereinen. Daß zwei Filmemacher Ivonne und Wolfgang Andrä sie begleiteten, verdanken wir einem von der EU finanzierten Forschungsprojekt, das vor allem die jüdischen Wurzeln der Musik auch an heutigen Festivals verfolgen sollte.

Am Film besticht die Sehnsucht nach dem Klang. Denn so virtuos die Musiker auch spielen, sie sind erst einmal meilenweit vom 'zerbrochenen Klang' entfernt. Gleichzeitig ist der Film auch eine Beziehungsgeschichte, nämlich der zwischen den Roma und den Juden, die einen die Lautari, die anderen Klezmern. Aber manchmal – so war das früher – kam es auch umgekehrt, da spielten die Roma Klezmer und die Lautari waren die Juden. Eine vorgebliche Musikethnologie, die mitten ins Herz der gesellschaftlichen Gegenwart trifft. Und natürlich die Musik als völkerverbindende und männerverbindende Kraft zeigt. Außerdem hinreißende Klänge von Schmerz und Herz.



SING YOUR SONG

 

Harry Belafonte. Anläßlich seines 85. Geburtstags macht Regisseurin Susanne Rostock eine filmisch Hommage, in der sein Leben und sein Wirken so gewürdigt werden, wie es ihm zukommt. Wenn man daran denkt, welche geringen Rechte Schwarze in den Fünfziger Jahren besaßen und wie Harry Belafonte mit seinen Mitteln dawiderhielt, ist das auch eine kleine Emanzipationsbewegung, die berührt.



TRAUMFABRIK KABUL

Ein deutsch-afghanischer Film. Sebastian Heidinger begleitet Saba Sahar durch Kabul, wo diese seit 18 Jahren Polizistin ist und die Gewalt gegen Frauen Tag und Nacht eine Rolle spielt. Sie ist überhaupt eine aktive Frau, die das Thema Gewalt gegen Frauen auch als Filmemacherin angeht, selbst mitspielt, selbst produziert. Sie will die Verhältnisse ändern, die politischen genauso wie die patriarchalischen.





ANTON CORIJN INSIDE OUT

In der Dokumentation von Klaartje Quirijns geht es um den Starfotografen. Dieser wurde erst einmal durch die Schwarzweiß-Aufnahmen von Miles Davis berühmt und machte dann den Spielfilm CONTROL. Diese Dokumentation hat den Menschen, das private Leben im Blick.



IM REICH DER RAUBKATZEN

Entweder man liebt diese große Katzentiere, dann verfällt man solchen Filmen im Nu. Oder man macht sich nichts aus ihnen, was wir nicht nachempfinden können, weshalb dieser Film für uns einer ist, wo wir mehr erfahren, wie sie sich fühlen diese Großkatzen – zumindest, was wir menschelnd in sie hineinlegen -, wenn sie als Rudel durch die Welt ziehen.