Eindrücke von der Französischen Filmwoche 9.-15. Dezember in Berlin

 

Kirsten Liese

 

Berlin (Weltexpresso) - Die Französische Filmwoche hatte schon in den vergangenen Jahren viel zu bieten, aber in der jüngsten 15. Ausgabe dieses noch jungen Festivals war das Aufgebot mit Stars wie Isabelle Huppert und Charlotte Rampling so hochkarätig wie noch nie. Höhepunkte bildeten der packende Mystery-Thriller „Valley of Love“ mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu, der im Januar auch regulär in den Kinos anläuft, sowie der Abschlussfilm „La Belle Saison“ von Catherine Corsini.

 

Für den letzteren, auf dessen Kinostart sich Cineasten in Deutschland leider noch bis Mai 2016 gedulden müssen, will ich hier schon einmal einen Vorgeschmack geben. Denn die berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen im Paris der 1970er Jahre leistet einen wichtigen Beitrag zu unserer Zeit, in der die Errungenschaften der Feministinnen allzu leicht wieder auf dem Spiel stehen, wenn man bedenkt, dass viele der in Heerscharen zu uns strömenden Migranten keineswegs bereit sind, die Gleichberechtigung von Mann und Frau anzuerkennen.

 

Jedenfalls schildert Corsini den politischen Aufbruch der Studentinnen authentisch, vital und humorvoll. Die Heldinnen wollen sich von Männern nicht länger bevormunden lassen, keine Gebärmaschinen sein, sie nehmen die Pille und kämpfen für das Recht auf Abtreibung, Unabhängigkeit und die Gleichberechtigung der Geschlechter.

 

Protagonistin ist die 23-jährige Delphine (Izïa Higelin), die vom Bauernhof ihrer Eltern nach Paris zieht, um Engstirnigkeit und ländlichen Moralvorstellungen zu entkommen. In einer engagierten Frauengruppe lernt sie die leidenschaftliche extrovertierte Carole (Cécile de France) kennen. Delphine empfindet sofort mehr für die über zehn Jahre Ältere, die ihren Gefühlen erst nicht traut, um sich bald jedoch umso heftiger in Delphine zu verlieben. Eine stürmische Liebesbeziehung beginnt, für die Carole schließlich ihren Freund verlässt. Als jedoch ihr Vater plötzlich einen Schlaganfall erleidet, muss Delphine zurück aufs Land, um ihrer Mutter mit dem elterlichen Hof zu helfen. Ihre Geliebte folgt ihr, aber ihre unbeschwerte Zeit ist bald vorbei.

 

Corsini zeigt die Stärke, aber auch die Schwierigkeiten der Frauen, die an allen Fronten kämpfen. Das ist wichtig in Zeiten, in denen sich der IS Terror ausbreitet und zu befürchten steht, dass Fundamentalisten in Europa über kurz oder lang ein Kalifat nach den Regeln der Scharia errichten.

 

Insofern hat es mich ziemlich erschreckt, dass sich drei junge Zuschauerinnen nach Ende der Vorstellung vor dem Cinema Paris fragten, ob die Themen in „La Belle Saison“ noch relevant seien. Und ob!!!