Der erste Pettersson und Findus Film im ZDF an Weihnachten und das Hörspiel dazu, Teil 3

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir hatten zuerst den Film gesehen und danach das Hörspiel gehört. Eine gute Abfolge, denn man hört auf einmal Sätze, an die man sich gar nicht erinnern kann, die aber direkt aus dem Film sind. Denn das Hörspiel ist aus den originalen Dialogen zusammenkomponiert, wobei das, was wir sonst mit den eigenen Augen sehen, von der Erzählerin Ursula Illert erläutert wird.

 

Anlaß, über die Stimmen zu reden. Denn man neigt bei Filmbesprechungen über die Schauspieler nur hinsichtlich ihrer Mimik und Gestik, einfach zu ihrer glaubwürdigen Darstellung etwas auszuführen. Viel zu wenig über die Stimmen. Auch bei bekannten Schauspielern, die man sofort an ihrer Stimme erkennt, was ja eigentlich ein Phänomen ist, sind rollenbedingte Färbungen und Veränderungen der Stimmlage bei bestimmten Rollen hörbar. Ulrich Noethen ist als Pettersson wirklich der meist unglaublich geduldige Alte, auch in der Stimme. Aber er kann sich auch ärgern, was man nicht nur an den Ausdrücken, sondern eben allein schon an der Stimme hört. Und die Komik der Marianne Sägebrecht, wenn sie scheinheilig den tumben Nachbarn Gustavsson anspricht und wir ihre Absichten in jedem Ton erkennen. Herrlich. Und die Dummheit von Gustavssson hören wir wirklich direkt beim Hörbuchhören. Das ist toll.

 

Kommen wir zu Findus, über dessen so unglaublich kindliche Stimme wir noch gar nicht sprachen. Die gibt ihm nämlich Roxana Samadi. Da ist soviel kindliches Beleidigtsein, soviel kindliche Freude zu hören, daß man sich gar nicht wundert und einfach gerne diesem verspielten, anspruchsvollen Wesen zuhört. Denn Findus hat alle Schattierungen drauf: das Abwiegeln, das sich Freuen, das sich Herausreden, das Fordernde, das Ängstliche, das Forsche, das kindliche Gerechtigkeitsfanatische und noch mehr.

 

Dabei ist das ja gar nicht selbstverständlich, daß ein kleiner Kater von einer weiblichen Stimme gesprochen wird. So wird es übrigens auch im zweiten Film zu hören sein, denn der Regisseur Ali Samadi Ahadi hatte sich mit seinem Drehbuchschreiber und Produzenten Thomas Springer, aber auch anderen vor dem ersten Dreh sich viele Stimmen angehört, vor allem dunklere Jungensstimmen, aber erst mit dieser klaren Mädchenstimme war ihnen der kleine Findus zum richtigen Katerchen geworden. Das erzählten die Macher bei dem Besuch einer Journalistengruppe Ende November bei Chimney in Frankfurt, wo über viele Monate die gedrehten Szenen animiert werden, denn bisher sind nur die Menschen auf der Bilderfolge, die nun digital bearbeitet wird, weshalb der Ausdruck ANIMATIONSSCHMIEDE ein paßgenauer ist, denn er drückt die handwerkliche Tätigkeit des Schmiedens genauso so aus wie die digitale Kleinarbeit, was Animation nämlich mit sich bringt.

 

In der Hörfassung kann man die vier Bücher noch besser als im Film wiedererkennen: Wie Findus zu Pettersson kam – Eine Geburtstagstorte für die Katze – Ein Feuerwerk für den Fuchs – Findus und der Hahn im Korb. Das liegt daran, daß es im Film ineinander übergeht, wir aber beim Hören in 15 Abschnitte immer eine kurze Pause haben, ehe es zur nächsten Geschichte übergeht. Und das bringt uns darauf, was zu den Geschichten unbedingt noch gesagt werden muß. Manchmal kann man nämlich einen Satz schon mitsprechen, z.B. wenn meist Pettersson sagt: „Dann muß ich es wohl selber gemacht haben...“ Das ist wirklich lustig, denn es ist immer diesselbe Situation, das meist Findus auf einen Vorwurf von Pettersson sagt: „Ich? Ich doch nicht!“ und Pettersson dann antwortet: „„Dann muß ich es wohl selber gewesen sein...“

 

 

Das ist gar zu komisch bei den Szenen mit dem Fuchs, die zu einem unglaublichen Tohuwabohu ausarten und Pettersson auf 30 Eiern ausrutscht und in all dem Eigelb und Eiweiß liegt und fragt: „ Warum nur hast Du den Eierkorb dahingestellt?“ und sich nach der Verneinung der Tat durch Findus eingesteht, bzw. den Kleinen schützen will, indem er sagt: „Dann muß ich ...wohl selber...“

Aber richtig gut wird der Spruch von der eigenen Verantwortung erst dadurch, daß auch Findus ihn ab und zu zwischen Ironie und Ernst von sich gibt. Man lernt bei den Texten von Sven Nordqvist wirklich das genaue Hinhören!

 

Und was da alles passiert. Im Film ist der Höhepunkt einfach das Feuerwerk, das minutiös in einem visuellen Rauch abläuft. Aber bei Hören sind andere Höhepunkte. Die mitleidige Stimmte von Findus den anderen Tieren gegenüber, die in Not sind, gehört dazu. „Ach ist der klein und guck mal, der hinkt ja... „, leitet ein, daß aus dem Übeltäter, dem Fuchs, der die Hühner fressen will, der arme Fuchs wird, der sich seine Beute im Wald nicht holen kann. Darum sind dann auch alle froh, daß nach der Zwischenetappe, daß die für den Fuchs in der Huhnatrappe Pfefferladung erst einmal der Alte und der kleine Kater abbekommen, die richtige Ladung dem dummen Gustavsson in die Kehle, in die Augen und überall hin fährt. Und der Fuchs verschont wird. Auch das selbstkritische „Das war ja wohl nichts.“, erheitert einen immer wieder.

 

Und der so wenig erhobene moralische Zeigefinger, dessen Fehlern muß angesichts von so vielem sozialen Lernen, das dauernd stattfindet,hervorgehoben werden. Hier wird einfach durch das Tun und das darüber reden gelernt. Und nicht nur der Kleine muß lernen, der Große auch. Als nämlich Pettersson nicht gut findet, daß Findus den Stier durch Aufschneiderei und Lügen vertrieben hat, sagt der Kleine: „Du kannst auch mal stolz auf mich sein. Schließlich habe ich den starken Stier besiegt. Ich ganz kleiner Kater ganz alleine.“

 

Daraufhin geht Pettersson in sich: „Findus, ich bin stolz auf Dich.“ „Stimmt ja gar nicht. Du sagst das nur so.“ erwidert Findus. Das ist so sehr Erwachsenen und Kinderverhalten, daß es eine Freude ist. Und Findus hört beim nächsten Ton sofort das Ernsthafte heraus, wie auch Kinder beim Erwachsenen die heimliche Botschaft genau verstehen und eben auch, wen ihnen etwas vorgemacht wird oder ehrlich gemeint ist. Und Findus lernt zu verzeihen.

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