Der erste Pettersson und Findus Film im ZDF an Weihnachten und das Hörspiel dazu, Teil 4

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Und nun auch noch eines der Bücher! Wenn man nämlich den ersten Film, der gleich vier Bücher verarbeitet, gesehen hat und dann auch noch das Hörspiel gehört hat, dann verlangt es einen so richtig, eine der Bildergeschichten in der Hand zu halten, die Bilder anzuschauen und die Geschichte zu lesen. Und wir bekamen „MORGEN, FINDUS, WIRD' S WAS GEBEN in die Finger.

 

In unserem „MORGEN, FINDUS, WIRD' S WAS GEBEN sind so viel mehr Geschichten drinnen,daß wir staunen. Soll heißen, das Verhältnis von Text zu Bildern liegt eindeutig auf der Textdominanz. Das ist beileibe keine Kritik, nur dachten wir aufgrund des Films und des Gehörten einfach an kleinere Kinder, denen dieser Findus ans Herz gewachsen ist. Daß Erwachsenen Kinderbücher aus anderen Gründen gefallen, darum geht es jetzt nicht, sondern um unsere Überraschung, wie umfangreich mit 169 Seiten die Geschichte sich ausbreitet und die Bilder in den Text integriert wirklich nur Illustrationen sind. Ganz im Gegensatz zu PETTERSSON KRIEGT WEIHNACHTSBESUCH, der als zweiter Film im nächsten Jahr herauskommt. Denn dort sind in der großformatigen Buchvorlage nur 22 – leider keine Angaben, wir haben durchgezählt – Seiten und die Bilder sind doppelt so umfangreich wie der Text.

 

Witzigerweise fängt auch dieses Buch – wie der Titel schon sagt – mit einer Weihnachtsgeschichte an, ach was, das ganze Buch handelt davon. Alles beginnt mit dem Schnee, der für Findus der erste ist und dem Pettersson Weihnachten andeutet. Da erfreuen solche Dialoge wie: „Wie lange dauert es denn noch?“ fragte er und fing eine Schneeflocke. „Vierundzwanzig Tage.“ Findus zuckt zusammen und starrte den Alten erschrocken an. „Vierundzwanzig Tage! Das ist ja noch furchtbar lange! Mindestens eine Woche.“ (4)Kinder können sich über so etwas schieflachen und übernehmen dies sofort in den eigenen Wortschatz, so daß man überhaupt diese Findusbücher des Autors als sprachliche Vorbilder werten kann. Da geht es komisch zu und das wird auch in der Sprache genau deutlich. Nicht nur in den Bildern.

 

Wir wollen nicht die ganze Geschichte erzählen, die so viele Wendungen, Irrungen und Wirrungen enthält, sondern nur von der Absicht des Pettersson sprechen, dem dringend Weihnachten und einen echten Weihnachtsmann herbeisehnenden Findus, diesem einen solchen Weihanchtsmann zu präsentieren. Wozu ist Pettersson denn Erfinder? Und dann geht die Post ab, was da an Gedanken und technischen Überlegungen und Versuchen abgeht. Aber eben auch an Welterkenntnis, bzw. Weltfragen wie auf Seite 24: „Ich helfe dir“, sagte Findus. „Wonach suchst du?“ „Ich suche nichts“, sagte Pettersson. Mehr wolle er nicht sagen. Dann guckte er wieder herum und dachte nach. „Wonach suchst du nichts?“, bohrte Findus. „Ich suche überhaupt nichts“, sagte Pettersson. „Liegt es hinter den Stiefeln?“ „Was?“ „Das Nichts“, , sagte Findus. „Hinter den Stiefeln liegt nichts.“ „Gut“, sagte Pettersson etwas verwirrt. „Dann weiß ich es nächstes Mal, wenn ich wieder nichts brauche...“ Ist doch absolut schlüssig.

 

Im elften Kapitel wird es ganz schwedisch. Denn es geht um den 13. Dezember, das Lucia-Fest, eine nationale Besonderheit, ein hoher Feiertag. Dabei fiel uns auf, daß die Herkunft gar nicht erklärt wird. Klar, Nordqvist schreibt für schwedische Kinder und die wissen das, wachsen damit auf. Nur denken wir, da hätten ruhig in einer Anmerkung die Herkunft des Tages für deutsche Kinder erklärt werden können. So bekommen sie nur mit, daß es etwas Wichtiges ist und Pettersson ganz früh aufsteht, weil er die Lucia-Lieder im Radio hören will. Dann beim Hören erinnert sich Pettersson an den einzigen Lucia-Umzug, den er je gesehen hatte. „Da waren sie hereingekommen, weiß gekleidete Mädchen mit Lametta im Haar und Kerzen in den Händen, und sie hatten sohimmlisch gesungen. Pettersson, der noch nicht ganz wach gewesen war, hatte geglaubt, er wäre im Paradies. Seitdem war er der Meinung, dass Lucia das Schönste war, was es gab.(4)

 

Aber Findus wusste nicht genau, was Lucia war und fragt: „Müssen Lucias immer Mädchen sein?“ Und dann schlägt der Zeichner zu, denn Findus wird als Lucia kostümiert, mit langem weißen Gewand und der Kerze auf dem Kopf. Das ist putzig und lustig und auch phantasievoll gemacht, wie der Autor und Zeichner, die Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis für Pettersson darstellt, indem hinter seinem Kopf diese Luciaschar mit den Kränzen und dem Lichterkranz auf dem Kopf als Vision auftaucht. Einfach schön, verbunden mit Petterssons glückseligem Lächeln bei der Erinnerung und dem kleinen Findus, der ihn auf dem Tisch sitzend – denn die beiden essen immer zusammen am und auf dem Tisch – neugierig, verwundert und gebannt anschaut. Und mit seinem Kostüm wandert Findus dann mindestens eine Stunde als Lucia-Braut herum und besucht seine Freunde.

 

Ach, es gäbe so viel aus dem Buch zu kommentieren. Uns machte das Lesen und Studieren großen Spaß, denn wir hatten ja mit dem Besuch, wie der Film zustandekommt, angefangen, dann den ersten Film angeschaut, das Hörspiel hat das Gesehene noch einmal verdichtet, und dann erst kam der Anlaß des Ganzen: das Buch. Doch jetzt können wir eine gewisse Finduserie gut verstehen, die Bücher sind nicht nur voller Bilder, sondern voll von Gedanken, die Kinder sich über das Leben machen und über ihren Umgang mit anderen und sich selbst. Wirklich zu empfehlen.

 

Auf der allerletzten Seite 129 lesen wir dann: „Du weißt, was ich brauche, du“, sagte er. „Hast du das ganz allein gemacht“ Du bist ja ein richtiger Erfinder!“ „Genau“, sagte der Kater. „Und ich heiße ja auch Findus.“ Na so was und da dachten wir, wir hätten alleine die Kombination von Findus und Finden und Erfinden gefunden. Aber da es wirklich unsere eigene Idee war, haben wir es oben im Text stehen lassen, denn wenig im Leben erfindet man wirklich, aber es macht Spaß, wenn man es sich einbilden kann. Und das ist der Unterschied zwischen Erwachsenen und dem von Sven Norqvist so niedlich erfundenen Findus. Der hätte geschworen, daß vor ihm noch niemals einer das gedacht und gesagt hätte und alle es ihm nun nachmachen. Aber ein klein wenig Rechthaberei wohnt auch in den Erwachsenen fort und so sagen wir: Aber das Findus von findig kommt, hat noch niemand gesagt. Oder?

 

P.S. Also die Herkunft des Luciafestes, das für ganz Skandinavien einschließlich Finnlands gilt, aber in Schweden die größte Bedeutung hat, ist heute ein kultureller Brauch, der mit der heiligen Lucia nur bedingt zu tun hat. Man weiß schlicht zu wenig über die Einführung des seit dem Mittelalter in Schweden gültigen Brauchtums. Die Hl. Lucia war eine frühchristliche Märtyrerin, die den Armen Brot brachte und geistige Nahrung in Form des Christentums. Da ihre Hände voll der Gaben war, soll sie einen Lichterkranz auf dem Kopf gehabt haben, denn sie mußte in die schummrigen Katakomben und in Keller, wo die Armen hausten.

Für Schweden ist die Herkunft am 13. Dezember damit erklärt, daß vor dem Gregorianischen Kalender dies der kürzeste Tag des Jahres war, also Licht gebraucht wurde. Diese Lichtgestalt, jungfräulich durch das lange weiße Kleid, wurde zum Symbol. Ähnlich sind ja auch die Adventskerzen oder die am Weihnachtsbaum Lichtersymbole. Das Licht der Erkenntnis schwingt immer mit.

 

 

Info:

 

Pettersson und Findus. Kleiner Quälgeist – große Freundschaft, Sven Nordqvist, ein Film von Ali Samadi Ahadi, DVD mit Bonusmaterial Senator Home Entertainement 2014

 

Pettersson und Findus. Kleiner Quälgeist – große Freundschaft, Sven Nordqvist, Das Original, Hörspiel zum Kinofilm, Oetinger audio, 77:38 Minuten

 

Sven Nordqvist, Pettersson und Findus.Morgen, Findus, wird’s was geben, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1995

 

Sven Nordqvist Pettersson und Findus, Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1989

 

 

FINDUS in Weltexpresso

 

Unsere große Findusfolge nach dem Besuch bei der Animationsschmiede Chimney in Frankfurt, wo derzeit immer noch der zweite Film als animierte Produktion gestaltet wird.

 

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