Filmreihe im Kino des Deutschen Filmmuseums bis 31. Januar

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schon seit dem 1. Januar läuft die Filmreihe, die mit DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE startete und inzwischen auch DIE SPINNEN mit beiden Teilen gebracht hat, wobei die Klavierbegleitung durch Uwe Oberg einfach Spitze war. Es ist im Zusammenspiel von Leinwand und Musik eine Unmittelbarkeit gegeben , die den perfekten Filmen von heute einfach fehlt. Und jetzt folgt heute M.

 

 

 

Freitag, 8. Januar, 18 Uhr; Samstag, 9. Januar, 20:30 Uhr

M

Deutschland 1931. R: Fritz Lang

D: Peter Lorre, Ellen Widmann, Gustaf Gründgens. 117 Min. 35mm

 

Peter Lorre versetzt als psychopathischer Kindermörder eine Stadt in Angst und Schrecken. Auf seinen Streifzügen pfeift er eine Melodie aus der „Peer-Gynt-Suite No. 1″ von Edvard Grieg. Die Unterwelt fühlt sich durch die ständigen Polizeikontrollen gestört und bläst selbst zur Jagd auf den Mörder. Polizei und Verbrecherbanden kämpfen plötzlich auf derselben Seite. Rasante Schnitte, geniale visuelle Einfälle und brillante Texte – wie etwa der Monolog Lorres vor dem Tribunal der Bettler – machen den Film zu einem Klassiker der Filmgeschichte. Die Cahiers du Cinéma kürte M 2008 zu einem der besten Filme aller Zeiten.

 

 

 

Mittwoch, 13. Januar, 20:30 Uhr; Freitag, 15. Januar, 18 Uhr

YOU AND ME Du und ich

USA 1938. R: Fritz Lang

D: Sylvia Sidney, George Raft. 90 Min. 35mm. OF

 

YOU AND ME war als Brechtsches Lehrstück mit Musik von Kurt Weill geplant, doch dieser verließ die Produktion nach nur drei fertigen Songs, als er ein Angebot erhielt, am Broadway zu arbeiten. Wieder behandelt Lang die Themen Verbrechen und Resozialisierung, diesmal allerdings in Form einer musikalischen Komödie. Erzählt wird eine nur scheinbar naive Geschichte, welche sarkastisch unterminiert wird: Der menschenfreundliche Besitzer eines Kaufhauses beschäftigt etliche Ex-Häftlinge, um ihnen eine Chance zu geben. Doch die Verlockungen des alten Verbrecherlebens sind groß. Dies dürfte der einzige Film der Filmgeschichte sein, der plausibel vorführt, dass sich Verbrechen nicht lohnt.

 

 

 

Samstag, 16. Januar, 20:30 Uhr

MINISTRY OF FEAR Ministerium der Angst

USA 1944. R: Fritz Lang

D: Ray Milland, Marjorie Reynolds, Carl Esmond. 85 Min. 35mm. OmspU

 

MINISTRY OF FEAR gehört in die Reihe von Langs Anti-Nazi-Filmen. Während des Zweiten Weltkriegs in England wird ein Mann aus einer Anstalt entlassen und gewinnt auf einer Gartenparty einen Kuchen – was der Beginn eines komplizierten Verwirrspiels um einen Mikrofilm und eine deutsche Spionageorganisation ist. Variiert wird hier ein Hitchcock‘sches Grundmuster: Ein Mann gerät durch einen scheinbar harmlosen Umstand in ein bedrohliches Intrigennetz und wird sowohl von den Verbrechern als auch von der Polizei gejagt. Langs Inszenierung lädt eine Fülle von Details mit Bedeutung auf und verwebt sie zu einem dichten Netz.

 

 

 

Sonntag, 17. Januar, 12 Uhr

STUMMFILMMATINEE: SPIONE

Deutschland 1928. R: Fritz Lang. D: Rudolf Klein-Rogge, Gerda

Maurus, Willy Fritsch. 151 Min. Blu-ray. Musikfassung (Neil Brand)

 

SPIONE gilt als Vorbild für zahlreiche Spionagethriller der Filmgeschichte, von Hitchcock bis James Bond: Der Chef des Bankhauses Haghi führt ein Doppelleben. Er ist zugleich der Kopf einer internationalen Spionage-organisation, die vor Raub, Mord und Erpressung nicht zurückschreckt. Der Leiter des Geheimdienstes setzt seinen jungen Mitarbeiter „Nr. 326“ auf den Unbekannten an. Dieser begegnet der Russin Sonja, die ihrerseits „Nr. 326“ beseitigen soll, doch die beiden verlieben sich. Haghi lässt Sonja gefangen nehmen und beseitigt skrupellos gegnerische wie eigene Agenten.

 

 

 

Mittwoch, 20. Januar, 20:30 Uhr; Freitag, 22. Januar, 18 Uhr

THE WOMAN IN THE WINDOW Gefährliche Begegnung

USA 1944. R: Fritz Lang

D: Edward G. Robinson, Joan Bennett. 99 Min. 35mm. OmspU

 

Ein Psychologieprofessor bewundert im Schaufenster einer Kunstgalerie das Porträt einer Frau, als diese plötzlich leibhaftig neben ihm erscheint. Sie lädt ihn ein, um ihm weitere Skizzen des Künstlers zu zeigen. Damit setzt eine Kette von Ereignissen ein, die mit unerbittlicher, albtraumhafter Logik voranschreiten. Selten wurde im Kino ein solcher Sog des unabwendbaren Schicksals erzeugt und dabei so überzeugend die Welt einer ewigen, künstlich erleuchteten Nacht erschaffen. Langs Meisterwerk ist zugleich eines der Hauptwerke des Film noir der 40er Jahre.

 

 

 

Donnerstag, 21. Januar, 20:15 Uhr

FRAU IM MOND

Deutschland 1929. R: Fritz Lang. D: Gerda Maurus, Willy Fritsch,

Klaus Pohl. 170 Min. DCP. Musikfassung (Azpeitia)

 

Sechs Menschen treten die erste Fahrt zum Mond an: Ein wunderlicher Professor behauptet, dass es auf dem Mond Gold gebe. Sein junger Freund Helius hat die Rakete gebaut und ist selbst mit an Bord. Mit von der Partie sind außerdem Chefingenieur Windegger und dessen Verlobte Friede sowie ein Agent eines Wirtschaftssyndikats, das das Mondgold kontrollieren will. Der Sechste im Bunde ist ein blinder Passagier. Auf dem Mond kommt es zum erbitterten Kampf um das Gold. Als der Sauerstoffbehälter beschädigt wird, muss einer der Reisenden zurückgelassen werden. Ein visionäres Werk, 40 Jahre vor Apollo 11 und der ersten Mondlandung.

 

 

 

Samstag, 23. Januar, 20:30 Uhr; Sonntag, 24. Januar, 20:30 Uhr

SECRET BEYOND THE DOOR Geheimnis hinter der Tür

USA 1948. R: Fritz Lang

D: Joan Bennett, Michael Redgrave. 98 Min. 35mm. OF

 

SECRET BEYOND THE DOOR lässt sich als eine Variation der Themen von Hitchcocks REBECCA (1940) und SUSPICION (1941) lesen: Eine junge Frau lernt auf einer Mexikoreise einen US-amerikanischen Architekten kennen und heiratet ihn Hals über Kopf. Zurück in den USA und im Landhaus ihres Mannes, muss sie feststellen, dass sie eigentlich nichts über ihn weiß. Sein merkwürdiges Benehmen verunsichert sie zunehmend, und sie findet heraus, dass er unter einem traumatischen Jugenderlebnis leidet. Mit großer Suggestivkraft setzt Lang die Architektur des Landhauses ins Bild.

 

 

 

Mittwoch, 27. Januar, 20:30 Uhr; Freitag, 29. Januar, 18 Uhr

CLASH BY NIGHT Vor dem neuen Tag

USA 1952. R: Fritz Lang. D: Barbara Stanwyck, Paul Douglas, Robert Ryan, Marilyn Monroe. 105 Min. 16mm. OF

 

Nach zehn Jahren in der Großstadt kehrt eine Frau resigniert in ihr Heimatstädtchen zurück und heiratet den soliden, jedoch deutlich älteren Direktor einer Sardinenfabrik. Bald jedoch lernt sie einen jüngeren Mann kennen – einen Filmvorführer –, der ihr den Hof macht. Nun ist sie hin- und hergerissen zwischen Geborgenheit und Lebenshunger. Die Außen-aufnahmen in Monterey unterfüttern den Film dokumentarisch und machen aus CLASH BY NIGHT eine bewegende Studie über die Stellung der Frau in der US-Gesellschaft der 50er Jahre. Marilyn Monroe hatte in diesem Film ihre erste größere Rolle.

 

 

 

Samstag, 30. Januar, 20:30 Uhr; Sonntag, 31. Januar, 20:30 Uhr

THE BIG HEAT Heißes Eisen

USA 1953. R: Fritz Lang. D: Glenn Ford, Gloria Grahame. 90 Min. 35mm. OF

 

Ein Gangstersyndikat terrorisiert die Bevölkerung einer Stadt, ihr Boss ist sogar Leiter der Stadtverwaltung. Ein Polizeisergeant nimmt den Kampf gegen Verbrechen und Korruption auf. Als daraufhin seine Frau einem Anschlag zum Opfer fällt, der eigentlich ihm galt, quittiert er den Dienst und begibt sich auf einen Rachefeldzug. THE BIG HEAT zeichnet das Bild einer Gesellschaft, in der das Verbrechen direkt die Herrschaft übernommen hat. Im Gegensatz zu den zynischen Privatdetektiven des Film noir ist der Gegenspieler in diesem Film, der Polizist, von großer moralischer Rigorosität und wird dabei dem Gangsterboss trotzdem immer ähnlicher.

 

 

 

Sonntag, 10. Januar, 20 Uhr

SPECIAL: LESUNG & FILM

 

Norbert Grob: FRITZ LANG. „ICH BIN EIN AUGENMENSCH“

 

Seine Filme erfanden die Kinowelt neu: Fritz Lang ist eine Legende. Geschichtenerzähler und Bildkompositeur, Schauspieler, Autor, Bonvivant und vor allem begnadeter Regisseur, als Künstler so innovativ wie unerbittlich, als Privatmann geheimnisumwittert. Norbert Grob liest aus seinem Buch über das Leben Fritz Langs, die erste umfassende Biographie des Filmgenies in deutscher Sprache.

 

Norbert Grob, geboren 1949 in Frankfurt am Main, ist Professor für Mediendramaturgie und Filmwissenschaft in Mainz. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, Artikel und Filmkritiken unter anderem für DIE ZEIT sowie filmische Essays für das WDR-Fernsehen.

 

Sonntag, 10. Januar, im Anschluss an die Lesung

Sonntag, 17. Januar, 20:30 Uhr (ohne Lesung)

 

YOU ONLY LIVE ONCE Du lebst nur einmal

USA 1937. R: Fritz Lang

D: Sylvia Sidney, Henry Fonda. 86 Min. 35mm. OmspU

 

Langs zweiter US-amerikanischer Film ist in seinem düsteren, mit romantischen Tönen gepaarten Fatalismus auch einer seiner markantesten. Erzählt wird von einem ehemaligen Kleinkriminellen, der versucht, ein neues Leben zu beginnen. Ihm wird aber als Vorbestraftem von den „ehrenwerten“ Bürgern allseits Misstrauen entgegengebracht – bis man ihn schließlich sogar des Bankraubs und Mordes verdächtigt. Diese Geschichte verdichtet Lang zu einer exemplarischen Studie über einen Mann, der in das Räderwerk der gesellschaftlichen Vorurteile und Institutionen gerät.

 

Vor dem Film spricht Urs Spörri (Deutsches Filminstitut) mit dem Autor.