Serie: Zum 30sten Todestag des deutschen Weltstars eine Hommage in der Bundeskunsthalle Bonn (Teil1/2)

 

Felicitas Schubert

 

Bonn (Weltexpresso) – Aus vielen Gründen ist Romy Schneider unvergessen. Den Zeitgenossen bleibt sie als Teil ihrer Jugend und des Erwachsenwerdens im kollektiven Gedächtnis, weil sie stellvertretend für andere - nur auf anderer Ebene - sich aus den festgezurrten Lebensvorstellungen der Eltern und der Filmindustrie immer wieder befreit hat und doch kein freier Mensch wurde. Die Diskrepanz zwischen beruflichem Erfolg und privaten Tragödien sind es aber, weshalb ihr das Publikum eine besondere Anteilnahme zukommen ließ, was sicher auch diese Gedenkausstellung voll werden läßt.

 

Mit Recht übrigens, denn hier ist tatsächlich eine sehr umfangreiche und alle Interessen befriedigende Ausstellung gelungen. Diese gibt auch denjenigen ausreichend Information, denen Romy Schneider nicht viel sagt, die sie eher vom Hörensagen oder der einen oder anderen Rolle her kennen. Denen werden hier sozusagen die Ohren überlaufen und die Augen weit offenstehen, so viel gibt es zu sehen und so unaufdringlich wird Romy Schneiders Weltbedeutung allein durch die Exponate deutlich. Auch durch die Namen der Filmpartner. Hauptsächlich Männer.

 

Die 1938 Geborene spielte mit 15 Jahren ihre erste Hauptrolle und sieht man die Fotos von den Dreharbeiten, sind alle dabei, die sich später in der Bundesrepublik einen Namen machten oder schon bekannt waren und heute vergessen, wie z.B. O.E. Hasse und fast auch schon Josef Meinrad, nicht aber Hans Moser, Curd Jürgens, Karlheinz Böhm, Horst Buchholz, Götz George, Alain Delon, Ives Montand, Jean-Claude Brialy, Gert Fröbe, dann Orson Welles, Anthony Perkins, Peter O'Toole, Jack Lemon, Michel Piccoli, ach, man kann einfach nicht alle aufzählen, weil die Regisseure genauso wichtig wären, von denen wir jetzt nur Woody Allen anführen, obwohl Visconti und Claude Sautet viel wichtiger für sie sind.

 

Ihr Leben und ihre Arbeit werden in der Ausstellung in drei Teilen vorgestellt: DIE TOCHTER – AUFBRUCH – WELTSTAR , wobei die Wandtexte eben für diejenigen, die ihre Entwicklung nicht im Schlaf aufsagen können, eine wichtige Informationsquelle bleiben. Die anderen – Sie glauben gar nicht, wie viele es davon gibt: insbesondere Frauen über Sechzig, das haben wir während der Ausstellung kurz abgefragt - kennen sowohl die Filme wie auch das private Schicksal der Schauspielerin äußerst genau und das führt nicht zum Überdruß, sondern zu weiterem besonderem Interesse, denn sie sehen Fotos und lesen Texte aus einer Zeit, die für sie lange zurückliegt, während diese Zeit durch den frühen Tod der Schauspielerin mit 43 Jahren wie eingefroren bleibt.

 

Überhaupt die Zeit und der Tod. Keine zwei Jahre vor ihr war erst ihre Großmutter Rosa Albach-Retty in der Nähe von Wien mit 105 Jahren gestorben. Sie war eine der Grandes Dames des österreichischen Theaters und Films gewesen, obwohl ursprünglich aus Hanau gebürtig. Aber das ging im Leben dieser Familie so weiter, Deutschland und Österreich waren, so lange es keinen Anschluß gab, für Theaterleute insbesondere in den Zwanziger Jahren die wichtigste Quelle für das Theater und deshalb müßte man Berlin und Wien sagen, wo eine Konkurrenz das Geschäft unerhört belebte, zur Begeisterung der Zuschauer, aber auch der Schauspieler, die gesellschaftlich wichtig waren, wie nie wieder.

 

Denn heute sind diese 'people' mit erfundenen oder echten, auf jeden Fall aber nichtssagenden Interviews auf allen möglichen Zeitungsseiten vertreten, stehen mit völlig uninteressanten Meldungen, welchem Kind ein Zahn herausgefallen sei und wer wen verlassen wolle, aber nicht habe, in den Meldungen, heute sind diese 'people' nur angebliche Berühmtheitsware, mit denen man Leser ködern will, aber damals in den zwanziger und beginnenden dreißigern und ein wenig auch wieder in den fünfziger Jahren, da waren diese Schauspieler und Kritiker und Bühnenbildner und Regisseure ob ihrer Arbeit Tagesgespräch und vor allem Thema in den Künstlerkneipen, den Cafés und Bars. Das war eine völlig andere Zeit. Ohne Fernsehen. Fortsetzung folgt.

 

bis 24. Juni 2012

 

Das Buch zur Ausstellung: Ein liebes Buch und für jeden geeignet. Vor allem bringt es nämlich die Fotos von öffentlichen Auftritten, privaten Ereignissen, natürlich die vom Set beim Filmdrehen, also die Aufnahmen mit anderen berühmten weiblichen und männlichen Stars, ihre Fans, ihre Liebesgeschichten, ihre Kinder und auch ihre öffentlich unglücklichen Momente, immer mit Zigarette, derangiert. Robert Fleck, Intendant der Bundeskunsthalle schreibt über „Mythen des Alltags“, den von Roland Barthes geprägten Begriff und Daniela Sannwald , die Kuratorin, bringt unter der feinen Überschrift UNSCHULDIG UND SCHAMLOS: ROMY SCHNEIDER AUF FOTOGRAFIEN die eigenen Überlegungen auf den Punkt.

 

Es folgen Biografie und Filmografie mit den jeweiligen internationalen und deutschen Titeln. Das ist wichtig und macht einem erst klar, was schon in der Ausstellung deutlich wird, wie umfangreich ihre Rollen und ihre Filme (1953 Wenn der weiße Flieder wieder blüht bis Die Spaziergängerin von Sans-Souci, 1981) wirklich waren und über welche Bandbreite sie als Schauspielerin verfügte.

 

3 sat bringt ab 27. Mai eine Filmreihe zu Romy Schneider IHR ENTZIFFERT MICH NICHT

 

Wie immer gibt es ein interessantes Begleitprogramm, wobei natürlich die Filme ein besonderes Gewicht haben. Auf der schriftlichen Fassung steht ausdrücklich „Erwachsene“. Also werden Jugendliche ein besonderes Interesse zeigen. Ein weiteres Rahmenprogramm zur Ausstellung VON POSSENHOFEN BIS PUSSYCATR vereint dann Kino, Kaffeeklatsch & Cocktails für Familien.

Details entnehmen Sie bitte der Webseite.

www.bundeskunsthalle.de