Serie: Zum 30sten Todestag des deutschen Weltstars eine Hommage in der Bundeskunsthalle Bonn (Teil 2/2)

 

Felicitas Schubert

 

Bonn (Weltexpresso) – Wie geschichtlich alles ist, das vermittelt die Romy Schneider Ausstellung auch. Nehmen wir nur die Kostüme. Eine gute Idee, das Mädchen-in Uniform-Kleidchen genauso zu zeigen, wie die schicken Chanelkostüme – original mit der Borte und dem Käppchen – oder die Sissi-Robe – nein, nein, liebes Fehlerprogramm, wir meinen nicht Sisyphus, sondern Sissi - oder Ausgezogeneres. Grundsätzlich geht die Ausstellung ihren biographischen Gang.

 

Unter TOCHTER wird die recht penetrante Mutter Magda Schneider wiederbelebt, die die Karriere der Tochter durchaus gut für die eigene nutzen konnte und die Einnahmen für das Familienportemonnaie gebrauchen konnte. In das Tochterfach fallen auch die ersten Filme hinein, in denen sie die sehr jungen Frauen Elisabeth/Sissi spielte, wobei sich die Ausstellung um eine schicksalhafte Identität von Filmfigur und Schauspielerin Romy bemüht, die wir ein wenig, eben bemüht, finden. Das ist letzten Endes nicht wichtig, denn sie blieb einfach die Verkörperung dieser Figur für immer und auch wenn es hieß, sie habe es gehaßt, immer wieder darauf angesprochen zu werden und sie eine vierte Fortsetzung ablehnte, sind es diese Filme vom österreichischen Regisseur Ernst Marischka, die ihren Ruhm in der ganzen Welt begründeten. Nein, das wußten wir nicht mehr, daß auch Indien süchtig nach Sissi war. Aber, wenn man sich heute Bollywood vorstellt, dann versteht man vieles, auch, daß heute in Sissi-Filmen mehr getanzt würde.

 

Unter AUFBRUCH werden dann ihre Pariser Jahre dokumentiert, wohin sie 1959 Alain Delons wegen ging und wo sie sich wirklich alleine durchzuschlagen lernte. Mit Erfolg und auch einer deutschen Ausdauer und Disziplin, die dem Mädchen Romy erst mal wenige zugetraut hätten. Was wir auch vergessen hatten, war die Wut der Deutschen, daß sich ihr Liebling nach Frankreich aufgemacht hatte. Noch dazu wegen eines Mannes, der als nicht solide galt. Das kann man heute nur aus der kleinkarierten Haltung im Wirtschaftswunderland erklären, schnell aufgeregt, was die nationale Souveränität anging, latent fremdenfeindlich, total antikommunistisch und weithin in den Strukturen, die vom Nationalsozialismus her sich hinübergerettet hatten. Daß wir das alles vergessen hatten, bzw. uns erst wieder am Material in der Ausstellung daran erinnerten, hat dann wohl damit zu tun, daß es nicht unsere Meinung, unsere Haltung war.

 

Wir verhalten uns in der Ausstellung übrigens so, wie wir es dann auch mit dem Katalog machen. Erst einmal überblicken wir die Fotos, laufen an diesen entlang, blättern sie durch. Dann lesen wir uns fest, schauen vor und zurück und landen wieder bei den Fotos, die viele Funktionen haben: zu dokumentieren, zu hinterfragen, das Leben dieses Menschen, dieser Frau im Abbild zu begleiten und auch die Filme zu gegenwärtigen, von denen man fast alle kennt. Filme gibt es in der Ausstellung auch auf Monitoren in Ausschnitten, abgesehen von den Begleitprogrammen, die darauf gesondert eingehen.

 

WELTSTAR zeichnet die Zeit nach, wo sie immer berühmter, aber privat immer unglücklicher wird, weil ihre insgesamt drei Ehen genauso scheitern wie ihre große Liebe gescheitert war. Aber sie kann sich nach mageren Jahren des Anfangs in Paris jetzt vor Rollenangeboten aus aller Welt kaum retten. Sie spielt in ihren letzten Lebensjahren auf einmal ein anderes Genre, auch in Deutschland, mit dem sie international schon reüssiert hatte: Verfolgte vor den Nazis, Jüdinnen auf der Flucht, Aufarbeitung der gemeinsamen nationalsozialistischen Vergangenheit von Deutschland und Österreich. Sie wurde aber auch zur Schauspielerin vom Leben zerbrochener Frauen, Alkohol, andere Süchten. Gerne hat man dahin hineingeheimnist, diese habe sie deshalb so gut spielen können, weil ihr privates Leben durch ebensolche Süchte und Verzweiflung geprägt gewesen sei.

 

Das genau sind die Oberflachmodelle, die die Ausstellung sich hier nicht anzieht. Über die Vielzahl der Objekte, der 60 Filme, der Briefe, der Fotografien, der Kritiken, der Freunde, Liebhaber und Ehemänner hinweg, zeigt diese Ausstellung eine Frau, die hochprofessionell ihren Beruf zum Lebensthema gemacht hatte und in diesem perfekt 'funktionierte', d.h. ihre Rollen entsprechend ausfüllen konnte. Privat kommt sie einem eingeengt und auch schwach, nämlich an den jeweiligen Männern orientiert vor. Aber es verbietet einfach der Respekt vor ihrem Können und ihrem Tod, da mehr sagen zu wollen, als daß einem dieser Teil ihres Lebens mit Selbstmordehemann und tödlich verunglücktem Kind tragisch anmutet, weshalb eine Betroffenheit und auch Rührung übrig bleibt, wie man zwei so unterschiedliche Leben in eins bringen sollte.

 

bis 24. Juni 2012

 

Das Buch zur Ausstellung: Ein liebes Buch und für jeden geeignet. Vor allem bringt es nämlich die Fotos von öffentlichen Auftritten, privaten Ereignissen, natürlich die vom Set beim Filmdrehen, also die Aufnahmen mit anderen berühmten weiblichen und männlichen Stars, ihre Fans, ihre Liebesgeschichten, ihre Kinder und auch ihre öffentlich unglücklichen Momente, immer mit Zigarette, derangiert. Robert Fleck, Intendant der Bundeskunsthalle schreibt über „Mythen des Alltags“, den von Roland Barthes geprägten Begriff und Daniela Sannwald , die Kuratorin, bringt unter der feinen Überschrift UNSCHULDIG UND SCHAMLOS: ROMY SCHNEIDER AUF FOTOGRAFIEN die eigenen Überlegungen auf den Punkt.

 

Es folgen Biografie und Filmografie mit den jeweiligen internationalen und deutschen Titeln. Das ist wichtig und macht einem erst klar, was schon in der Ausstellung deutlich wird, wie umfangreich ihre Rollen und ihre Filme (1953 Wenn der weiße Flieder wieder blüht bis Die Spaziergängerin von Sans-Souci, 1981) wirklich waren und über welche Bandbreite sie als Schauspielerin verfügte.

 

3 sat bringt ab 27. Mai eine Filmreihe zu Romy Schneider IHR ENTZIFFERT MICH NICHT

 

Wie immer gibt es ein interessantes Begleitprogramm, wobei natürlich die Filme ein besonderes Gewicht haben. Auf der schriftlichen Fassung steht ausdrücklich „Erwachsene“. Also werden Jugendliche ein besonderes Interesse zeigen. Ein weiteres Rahmenprogramm zur Ausstellung VON POSSENHOFEN BIS PUSSYCATR vereint dann Kino, Kaffeeklatsch & Cocktails für Familien.

Details entnehmen Sie bitte der Webseite.

www.bundeskunsthalle.de

 

 

Serie: Zum 30sten Todestag des deutschen Weltstars eine Hommage in der Bundeskunsthalle Bonn (Teil 2/2)

 

Felicitas Schubert

 

Bonn (Weltexpresso) – Wie geschichtlich alles ist, das vermittelt die Romy Schneider Ausstellung auch. Nehmen wir nur die Kostüme. Eine gute Idee, das Mädchen-in Uniform-Kleidchen genauso zu zeigen, wie die schicken Chanelkostüme – original mit der Borte und dem Käppchen – oder die Sissi-Robe – nein, nein, liebes Fehlerprogramm, wir meinen nicht Sisyphus, sondern Sissi - oder Ausgezogeneres. Grundsätzlich geht die Ausstellung ihren biographischen Gang.

 

Unter TOCHTER wird die recht penetrante Mutter Magda Schneider wiederbelebt, die die Karriere der Tochter durchaus gut für die eigene nutzen konnte und die Einnahmen für das Familienportemonnaie gebrauchen konnte. In das Tochterfach fallen auch die ersten Filme hinein, in denen sie die sehr jungen Frauen Elisabeth/Sissi spielte, wobei sich die Ausstellung um eine schicksalhafte Identität von Filmfigur und Schauspielerin Romy bemüht, die wir ein wenig, eben bemüht, finden. Das ist letzten Endes nicht wichtig, denn sie blieb einfach die Verkörperung dieser Figur für immer und auch wenn es hieß, sie habe es gehaßt, immer wieder darauf angesprochen zu werden und sie eine vierte Fortsetzung ablehnte, sind es diese Filme vom österreichischen Regisseur Ernst Marischka, die ihren Ruhm in der ganzen Welt begründeten. Nein, das wußten wir nicht mehr, daß auch Indien süchtig nach Sissi war. Aber, wenn man sich heute Bollywood vorstellt, dann versteht man vieles, auch, daß heute in Sissi-Filmen mehr getanzt würde.

 

Unter AUFBRUCH werden dann ihre Pariser Jahre dokumentiert, wohin sie 1959 Alain Delons wegen ging und wo sie sich wirklich alleine durchzuschlagen lernte. Mit Erfolg und auch einer deutschen Ausdauer und Disziplin, die dem Mädchen Romy erst mal wenige zugetraut hätten. Was wir auch vergessen hatten, war die Wut der Deutschen, daß sich ihr Liebling nach Frankreich aufgemacht hatte. Noch dazu wegen eines Mannes, der als nicht solide galt. Das kann man heute nur aus der kleinkarierten Haltung im Wirtschaftswunderland erklären, schnell aufgeregt, was die nationale Souveränität anging, latent fremdenfeindlich, total antikommunistisch und weithin in den Strukturen, die vom Nationalsozialismus her sich hinübergerettet hatten. Daß wir das alles vergessen hatten, bzw. uns erst wieder am Material in der Ausstellung daran erinnerten, hat dann wohl damit zu tun, daß es nicht unsere Meinung, unsere Haltung war.

 

Wir verhalten uns in der Ausstellung übrigens so, wie wir es dann auch mit dem Katalog machen. Erst einmal überblicken wir die Fotos, laufen an diesen entlang, blättern sie durch. Dann lesen wir uns fest, schauen vor und zurück und landen wieder bei den Fotos, die viele Funktionen haben: zu dokumentieren, zu hinterfragen, das Leben dieses Menschen, dieser Frau im Abbild zu begleiten und auch die Filme zu gegenwärtigen, von denen man fast alle kennt. Filme gibt es in der Ausstellung auch auf Monitoren in Ausschnitten, abgesehen von den Begleitprogrammen, die darauf gesondert eingehen.

 

WELTSTAR zeichnet die Zeit nach, wo sie immer berühmter, aber privat immer unglücklicher wird, weil ihre insgesamt drei Ehen genauso scheitern wie ihre große Liebe gescheitert war. Aber sie kann sich nach mageren Jahren des Anfangs in Paris jetzt vor Rollenangeboten aus aller Welt kaum retten. Sie spielt in ihren letzten Lebensjahren auf einmal ein anderes Genre, auch in Deutschland, mit dem sie international schon reüssiert hatte: Verfolgte vor den Nazis, Jüdinnen auf der Flucht, Aufarbeitung der gemeinsamen nationalsozialistischen Vergangenheit von Deutschland und Österreich. Sie wurde aber auch zur Schauspielerin vom Leben zerbrochener Frauen, Alkohol, andere Süchten. Gerne hat man dahin hineingeheimnist, diese habe sie deshalb so gut spielen können, weil ihr privates Leben durch ebensolche Süchte und Verzweiflung geprägt gewesen sei.

 

Das genau sind die Oberflachmodelle, die die Ausstellung sich hier nicht anzieht. Über die Vielzahl der Objekte, der 60 Filme, der Briefe, der Fotografien, der Kritiken, der Freunde, Liebhaber und Ehemänner hinweg, zeigt diese Ausstellung eine Frau, die hochprofessionell ihren Beruf zum Lebensthema gemacht hatte und in diesem perfekt 'funktionierte', d.h. ihre Rollen entsprechend ausfüllen konnte. Privat kommt sie einem eingeengt und auch schwach, nämlich an den jeweiligen Männern orientiert vor. Aber es verbietet einfach der Respekt vor ihrem Können und ihrem Tod, da mehr sagen zu wollen, als daß einem dieser Teil ihres Lebens mit Selbstmordehemann und tödlich verunglücktem Kind tragisch anmutet, weshalb eine Betroffenheit und auch Rührung übrig bleibt, wie man zwei so unterschiedliche Leben in eins bringen sollte.

 

bis 24. Juni 2012

 

Das Buch zur Ausstellung: Ein liebes Buch und für jeden geeignet. Vor allem bringt es nämlich die Fotos von öffentlichen Auftritten, privaten Ereignissen, natürlich die vom Set beim Filmdrehen, also die Aufnahmen mit anderen berühmten weiblichen und männlichen Stars, ihre Fans, ihre Liebesgeschichten, ihre Kinder und auch ihre öffentlich unglücklichen Momente, immer mit Zigarette, derangiert. Robert Fleck, Intendant der Bundeskunsthalle schreibt über „Mythen des Alltags“, den von Roland Barthes geprägten Begriff und Daniela Sannwald , die Kuratorin, bringt unter der feinen Überschrift UNSCHULDIG UND SCHAMLOS: ROMY SCHNEIDER AUF FOTOGRAFIEN die eigenen Überlegungen auf den Punkt.

 

Es folgen Biografie und Filmografie mit den jeweiligen internationalen und deutschen Titeln. Das ist wichtig und macht einem erst klar, was schon in der Ausstellung deutlich wird, wie umfangreich ihre Rollen und ihre Filme (1953 Wenn der weiße Flieder wieder blüht bis Die Spaziergängerin von Sans-Souci, 1981) wirklich waren und über welche Bandbreite sie als Schauspielerin verfügte.

 

3 sat bringt ab 27. Mai eine Filmreihe zu Romy Schneider IHR ENTZIFFERT MICH NICHT

 

Wie immer gibt es ein interessantes Begleitprogramm, wobei natürlich die Filme ein besonderes Gewicht haben. Auf der schriftlichen Fassung steht ausdrücklich „Erwachsene“. Also werden Jugendliche ein besonderes Interesse zeigen. Ein weiteres Rahmenprogramm zur Ausstellung VON POSSENHOFEN BIS PUSSYCATR vereint dann Kino, Kaffeeklatsch & Cocktails für Familien.

Details entnehmen Sie bitte der Webseite.

www.bundeskunsthalle.de