Spektakulärer Kandidat aus Frankfurt beim großen „Hessenquiz“ am Sonntag

 

Cordula Passow

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir hatten immer wieder mal darüber berichtet, wer aus der buntgemischten Schar hessischer Einwohner an diesem spezifischen Hessenquiz teilnimmt, das am Sonntagabend überraschend viele Zuschauer anzieht und bei dem man - ehrlich, Frau auch - viel lernen kann, Wichtiges und auch Unwichtigeres.

 

Auf jeden Fall machen wir uns oft Gedanken, was die Leute alles nicht wissen, staunen aber auch darüber, was sie wissen. Für unseren Geschmack kommt viel zu wenig Geschichtliches und Politisches in den gestellten Fragen vor. Denn natürlich fand auf heute hessischen Landen auch in der Vergangenheit so manches militärische und politische Scharmützel statt. Zum einen mit Worten, zum anderen echt.

 

Vier Kandidaten treten im „Hessenquiz“ gegeneinander an. In drei Spielrunden stellt Spielleiter Jörg Bombach Fragen aus den Rubriken „Macht & Macher“, „Vergissmeinnicht“, „Klatsch & Leute“ und „Stadt/Land/Fluss“. Außerdem müssen die Mitspieler Tiergeräusche erkennen und fit in hessischen Dialekten sein. Für schwere Fragen gibt es einen Publikumsjoker. Außerdem können die Kandidaten einen Risikojoker ziehen, mit dem sie die gestellte Aufgabe für sich allein reservieren. Nach jeder Runde scheidet ein Kandidat aus, der Sieger steht nach drei Durchgängen fest. Die Fernsehzuschauer können im hr-text - Seite 800 - während der Sendung mitspielen und ihr eigenes Wissen testen.

 

Wenn nun der Hessische Rundfunk in einem Presseruf mitteilt: „Großer TV-Auftritt für Yannick Schwander aus Frankfurt im hr-fernsehen: Der 27-Jährige ist am Sonntag, 24. Januar, um 22.15 Uhr Kandidat im großen „Hessenquiz“ mit Jörg Bombach.“, so wissen nur die Eingeweihten, wie die Lokalredaktionen der Frankfurter Tageszeitungen, wieso das einer Meldung über das Quiz hinaus Wert ist. Nochmal zur Sendung: Dieser Kandidat und drei weitere Mitspieler müssen knifflige Fragen rund um das Bundesland Hessen beantworten und außerdem handelt es sich um eine Sendung, die schon im Juli im Funkhaus am Dornbusch in Frankfurt aufgezeichnet wurde. Sehr ihrer Zeit voraus.

 

Zurück zu Yannick Schwander. Wir werden durch den hr informiert, daß Schwander in Frankfurt geboren und auch dort aufgewachsen ist. Es heißt weiter: „Der Politikwissenschaftler ist seit zwei Jahren liiert. Yannick Schwander kann alle deutschen Dialekte nachmachen und zahlreiche Promis imitieren, unter anderem Angela Merkel. Die Imitation von „Kaiser“ Franz Beckenbauer hat ihm sogar einmal einen Rabatt beim Taxifahren eingebracht.“

 

Was dort nicht steht, kann man nun den Meldungen der Frankfurter Pressen entnehmen: bei Besagtem handelt es sich um „eine illustre Persönlichkeit der Frankfurter CDU“. Er ist nämlich Schriftführer der Jungen Union in der Stadt und Bezirksvorsitzender Rhein-Main. Außerdem führt er im Ortsbeirat 13 – das ist Nieder-Erlenbach – die CDU-Fraktion an. Nieder-Erlenbach? Ist das nicht auch der Wohnort der Exoberbürgermeisterin, aber noch immer in der CDU befindlichen Petra Roth? Ja! Und hier steht auch noch, daß dieser Schwander für die kommende Kommunalwahl fürs Stadtparlament Frankfurts kandidiert. Für wen? Natürlich für die CDU.

 

Nein, darum geht es uns nicht. Auch Parteileute dürfen als Hessen durchgehen und bei einem Hessenquiz mitmachen. Nur wüßte man das als berichterstattendes Medium gerne, wüßte gerne zum Hintergrund der in Pressemeldungen vorgestellten Personen doch mehr als nur private Angaben. Vor allem, wenn sich dann noch herausstellt, daß diese Sendung schon im Juli aufgezeichnet wurde, als die Kommunalwahl noch weit weg war. Damals hätten Partei und Kandidatenangaben weniger interessiert. Aber jetzt, wo diese Sendung mit Schwander im Hessenquiz am morgigen Sonntagabend ausgestrahlt wird, ist die Kommunalwahl so nahe, daß man einfach die doppelte Kandidatur – Fernsehen und Stadtverordnetenwahl – offen legen muß. Von Seiten des Hessischen Rundfunks.

 

Das ist aber nur das eine. Das andere ist ein Geschmäckle, was man so nebenbei dann auch noch erfährt. Denn der – siehe oben – Politikwissenschaftler ist angestellt in Bad Vilbel. Vor den Toren Frankfurts gelegen, hat ihn Bürgermeister Thomas Stöhr – ebenfalls CDU – als Pressesprecher der kleinen Stadt eingestellt. Woraufhin ihm wohl die Opposition jenes 'Geschmäckle' attestierte, weil nämlich ein besser qualifizierter Bewerber vorhanden war. Das war der langjährige Wetterauer FAZ-Korrespondent, der sich über den Vorgang beschwert hatte und von „Ämterpatronage“ sprach. Nicht zu Unrecht, wenn man sich das anschaut.

 

Da wundert es einen schon, daß der Hessische Rundfunk mit solchen Hintergründen nicht sensibler umgeht. Auch Parteipolitikern stehen die Sendungen des Hessischen Rundfunks offen. Warum auch nicht. Vor allem, wenn man diese kundtut. Der erste Fauxpas ist nun, daß in der Presseerklärung des Hessischen Rundfunks, die immer wieder zum Hessenquiz verschickt wird, darüber kein Ton verlautet. Der zweite Fauxpas ist, diese Sendung im Vorfeld der Kommunalwahl am 6. März auszustrahlen, wenn doch offensichtlich ist, daß dieser Kandidat des Hessenquiz auch ein Kandidat der CDU zur Kommunalwahl in Frankfurt ist.

 

Kommentar:

Nein, Hessischer Rundfunk, das ist mehr als eine Gelbe Karte. Das ist eigentlich Rot und eine Sperre. Aber wo sind die Richter?