Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Februar 2016, Teil 4

 

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das hätten wir uns vorher auch nicht träumen lassen, daß wir nach dem Anschauen dieses Films Wochen mit Robinson Crusoe zubringen werden, die vielen Hörspiele anhören, die es für Klein und Groß gibt und einschließlich des Originals von Daniel Defoe (1660-1731) haben wir auch alle möglichen Versionen vom Abenteuerhelden gelesen, die allermeisten davon ad usum Delphini. Doch davon später. Denn jetzt kommt der Film.

 

Wir hätten uns nie träumen lassen, welchen Spaß wir daran finden, diese putzigen Wesen, die Tiere sein sollen und naseweis wie nur was sind, diese Putzelchens also durch ihre Tage und Nächte zu begleiten und mit ihnen ihre Ängste vor den Menschen und ihre Freude aneinander zu teilen. Doch zuerst einmal – das war Ursache unserer Recherche, zurück zu den Ursprüngen – gilt: Reduktion! Denn das ist ein Film schon für ganz Kleine, den jeder Erwachsene ohne Altersbegrenzung nach oben sich ansehen kann und sich entweder dafür begeistern kann oder es läßt. Wir sind begeistert. Also, es geht um Reduktion des gewaltigen Stoffes, der ja im Roman insgesamt 35 Jahre umfaßt, von denen Robinson noch immerhin 28 auf der Insel verbringt.

 

Darum geht es hier überhaupt nicht. Hier strandet Robinson Crusoe nur einmal. Aber gründlich. Denn alle, die guten wie die schlechten Seeleute und Räuber sind tot, auf jeden Fall weg, nicht zu sehen. Robinson zuerst auch nicht, denn er schläft. Ermattet von dem Ereignis. Längst haben wir verfolgt, daß der Schiffshund auch noch lebt und die Katzen, na von denen ein andermal. Denn hier geht’s auf dieser Felsenklippe, wo Robinson Land unter den Füßen wähnt, um die kleine Schar derer, die hier wohnen und zusammenleben.

 

Aber da sind wir unserer Zeit voraus. Denn der Film macht etwas Geschicktes und für Kinder Tröstliches. Er läßt erzählen. Das heißt, Robinson ist mit seinen Tieren auf das Schiff gerettet worden, das ihn nun heimwärts bringt und erzählt seine Geschichte den staunenden Seeleuten. Und wir Zuschauer dürfen das auf der Leinwand mitverfolgen, was in den Köpfen der Zuhörer an Bildern auftaucht.

 

Also, wir waren bei dem einsam überlebenden Robinson, der auf die Felsenklippe gerät und wir können dessen Versuche miterleben, aus Brettern des Schiffsrumpfs eine Behausung zu errichten – in dem einzigen Baum auf dem Felsen und sonstwo. Doch sähe Robinson alt aus, wäre da nicht die Schar der Einheimischen, die ihm vormachen, was eine Harke ist und wie man anständig baut. Diese Einfaltspinsel, diese Menschen, man hört das Stöhnen der schlauen, der fleißigen, der starken, der ausdauernden Tiere gleich mit. Tiere? Ja und nein, denn jedes Wesen ist so eigen und in Gestalt, Sprache, Verhalten so unvergleichlich, daß man sie einfach aufzählen muß, damit eine Ahnung entsteht, welche Vielfalt hier am Werke ist.

 

Da wären zuerst einmal die Katzen Ping und Pong, die zwei Rattenfänger vom Schiff, die sich aus allen Gefahren retten. Ja, so will es die Typisierung. Katzen sind schlau, sie sind gefährlich, sie sind raffiniert und immer auf ihren Vorteil aus. Aber das hilft ihnen und sie überleben die dollsten Abenteuer. Naja. Und der Schiffshund Edgar, der ist natürlich treu und sogar so treu, daß er für das Überleben seines Herrn stirbt, denn er verbrennt, was irgendwie gar nicht in die Geschichte paßt, wo doch alles gut ausgeht. Mit 'den Tieren' sind also nicht die Schiffstiere gemeint, sondern die Bewohner der Klippe. Sie stehen im Mittelpunkt des animierten Films und werden angeführt von Poll, so kennen wir ihn aus den Geschichten von Robinson Cruseo. Das ist der Papagei, der alles im Blick hat gewissermaßen, aus dessen Perspektive die Geschichte auch erzählt ist und der, naseweis und klug in einem, uns das gefährliche Geschehen vor Augen führt – nicht ohne zu erwähnen, daß das alles ohne ihn nie geklappt hätte.

 

In diesem Film heißt der Papagei (deutsche Stimme: Kaya Yanar) aber Mick und wird bei Robinson (Matthias Schweighöfer) zum Dienstag, weil heute Dienstag ist, der Freitag also noch weit ist und der Freitag des Robinson taucht hier in diesem Film sowieso nicht auf, wie die ganze Geschichte vom Überleben auf der Insel keine Rolle spielt. Hier geht’s ums Ankommen bei den Tieren. Vom Überleben aber auch. Also Dienstag, der Papagei, der so prächtig gefiedert ist, der fand den Ring, der ihm sagte, daß es jenseits des Felsen noch eine Welt geben müßte. Bevorzugt spricht er mit Carmello, seinem Chamäleonsfreund, denn der versteht seinen Überdruß mit den Damen, die da sind Eisvogel Kiki, Rosie (Cindy aus Marzahn), das hinreißend ängstliche Tapirweib, die mit ihrem Schwanz die ganze Welt zusammenhält, der zottelige sehschwache Ziegenbock Zottel (Dieter Hallervorden), das Schuppentier Pango und auch das niedliche Stachelschwein Epi (Aylin Tezel).

 

Die uns bekannte Geschichte von strandenden Robinson wird hier nur zum Ausgangspunkt einer hinreißenden Erzählung von so intelligenten wie dummen Tieren genommen, die ihren Gang nimmt und natürlich sind die Katzen die Bösen, aber auch diejenigen Schlitzohren, die durch eine Untat mit dieser dann doch die ganze Tierschar einschließlich Robinson retten. Warum wir so angetan sind, hat mit der Art der Produktion zu tun, die mal nicht Disney/Hollywood ist, sondern von belgischem Schrot und Korn. Die Idee hatten gleich drei: Chris Hubbell, Sam Graham und Somonic Paris, der auch mit zwei weiteren das Drehbuch verfaßte. Ben Stassen, der schon DAS MAGISCHE HAUS machte, ist erneut Produzent, Ramin Djawadi hat viel komponiert.

 

Worum es hier geht, das ist, daß die gezeichneten, animierten Tiere und ihre Insel uns in ihrem slapstickartigen Alltag begegnen, das alles in herrlichen Farben, in einem 3D, das wirklich ästhetisch etwas bringt. Das Besondere sind allerdings die von den Tieren gesprochene Sprache, die von den jeweiligen Schauspielern geschauspielert wird. Ja, die Sprache wird Teil des Schauspielerns, so übertrieben, aber sinnvoll kommt das daher, so daß alles auf der Leinwand eine Einheit eingeht zu einem liebevollen Spaß, der auf Kinder auf jeden Fall wirkt und auf die meisten Erwachsenen auch.

 

Der Erwachsene allerdings kann gar nicht anders, als sich hinterher zu sagen: Da war doch noch was?! Denn für uns sind die Robinson Cruseo Abenteuer noch von einem anderen Kaliber und um das kümmern wir uns jetzt auch noch. Fortsetzungen folgen also.

 

 

 

Der Film

 

Robinson Crusoe

 

Starttermin 4. Februar 2016 (1 Std. 30 Min.)

 

Regie Vincent Kesteloot

 

Mit den Stimmen auf Deutsch von Matthias Schweighöfer, Kaya Yanar, Dieter Hallervorden

 

Genre Animation , Familie

 

Nationalität Belgien