Die Hessischen Schulkinowochen stehen an – vom 7. bis zum 18. März 2016, Teil 1
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kinogehen ist eine eigene Existenzform. Es war die Zeit der Ablösung von der Restauration als wir dreiviertelwüchsig anfingen, monumentale Meilensteine des Films unserer Ichwelt einzuverleiben. Das geschah, indem wir im Offenbacher Universum oder Asta Nielsen (jetzt Discounter-Markt) anfingen, die kultige Melange des internationalen Films in die Sphäre unserer frühen Tage einzubeziehen und dessen Flair begierig einzuatmen, um den eigenständigen Charakter zu formen.
Wofür das Kino gewisse Folien und Muster lieferte, die wir in eine sehr eigene innere Beziehung zum Selbst überführten, zum Selbstentwurf gestalteten.
Die Plüschatmosphäre und die große Leinwand - und die Gestalten, die dem Übel, das aus den Höhen kommt, widerstanden -, die magisch klingenden Formate des Zelluloid, das war`s!, damals. Manchmal geriet es schwierig, wenn etwas später als erwartet nach Hause gekommen wurde. Als ob wir die Zeit einfach nur vertrödelt hätten - hätten vertrödeln wollen! Nein, wir haben uns damals zu dem gemacht, was wir wurden, dabei sich loslösend von der Erwachsenenwelt. Eine eigene Moral wurde geboren. Es waren erhebende Tage, es war Aufstiegsära, die Zeit der Öffnung hin zur hellen Morgenröte, zum beginnenden Aufklärungsprozess – er kroch langsam aus allen Ecken. Das Nazireich blieb uns erstmal unbegreiflich, aber schon kurze Zeit später wurde darüber erstmalig in einem unter dem Mansardendach herumliegenden Buch gelesen. Immerhin lag es schon bereit. Das Böse und Gemeine, das eindringlich geschildert wurde, war kein wirklicher Schock mehr, denn die Übelkeiten der Gattung hatten sich ja schon in den Filmen stellenweise mit abgezeichnet.
Während der Vorstellung der Highlights für die 10. SchulKinoWochen (vom 7. bis 18. März 2016) bestand untergründig immer das Wissen darum, dass Kinogehen nicht mehr zur Konstitution des jungen Menschen gehört wie vordem. Vorstadt- und Vorortkinos wurden vor Jahrzehnten schon en masse geschlossen, ein Stück Kultur der Orte ging verloren, Gaststätten – teils Orte der Aufführungen - machten zu, Läden dicht, die Orte verödeten. Etwas trocken heißt es nun offiziell: 'Der gemeinsame Kinobesuch soll die Medien- und Filmkompetenz stärken und zur Diskussion über anspruchsvolle Themen anregen'. Denkt frau und man hier nicht doch etwas zu lehrtechnisch? Aber Fakt ist auch, 'dass die SchulkinoWochen Hessen viele Kinder zum allerersten Mal ins Kino bringen'. Fortsetzung folgt.
P.S.
Die Erinnerungen ließen keine Ruhe. Neben dem Asta Nielsen in Offenbach - Nähe Hauptbahnhof - gab es ein zweites Kino, dessen Name mir aber nur noch manchmal einfällt. Ich denke zuerst an Scala, aber es könnte doch anders geheißen haben. Wenn ich sicher gewesen wäre, hätte ich diesen Namen im Artikel noch dazugesetzt. In diesem zweiten Kino sind mehr die B-Western ('Overland Pacific' und sowas) gelaufen und ich erinnere mich noch genau an einen Rentner, der jeden Tag ins Kino ging - als ob es erst gestern gewesen wäre. Der Eintritt war Einszwanzig bis Einsfuffzisch. Im Asta Nielsen liefen die anspruchsvolleren Filme. Das Universum lag weiter unten in der Kaiserstraße. Dort haben übrigens auch mal Casey Jones and the Governors gespielt. Der Casey hat sich am Scheitel gekratzt und gleichzeitig mit der anderen Hand auf dem Micro - und schon ging in den hinteren Reihen das durchdringende Gekreische los.
Info:
Anmeldungen bis 22. Februar 2016: http://www.schulkinowochen-hessen.de/kontakt/
Zwei Gemeinsame Kinobesuchswochen für Schulklassen und Lehrkräfte, vorgestellt am 29.01.2016; eingeläutet von Kultusminister Alexander Lorz, dem Miturheber der SchulKinoWochen (beachtlich) und Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts – DIF e.V. und Deutschen Filmmuseums · Deutsches Filminstitut / Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41 · 60596 Frankfurt am Main